Nach mehr als zehn Jahren zog Sat.1 seiner Nachmittagsshow "Zwei bei Kallwass" im Januar den Stecker - doch mit dem Nachfolge-Format "Kallwass greift ein" erhielten Angelika Kallwass und die Produktionsfirma Filmpool in den vergangenen Wochen noch einmal eine Chance. Geholfen hat die Neuausrichtung allerdings nicht: Dass die Fälle nun außerhalb des Studios stattfanden, sorgte von Beginn an jedenfalls für überschaubare Zuschauerzahlen. Von den bislang 26 ausgestrahlten Folgen schaffte nur eine den Sprung über die Marke von zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe.

Stattdessen dominierte Tristesse: Mit im Schnitt nicht mal 7,5 Prozent Marktanteil entpuppte sich "Kallwass greift ein" aus Quotensicht für den Sender als vollkommene Enttäuschung. Weil ein Aufwärtstrend noch dazu nicht ersichtlich ist, zieht Sat.1 nun die Konsequenzen aus der Talfahrt. "In über 3000 Sendestunden hat Angelika Kallwass gemeinsam mit ihren Klienten anrührende, überraschende und dramatische Fälle bearbeitet. Nach mehr als elf Jahren ist es Zeit für etwas Neues", bestätigte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt am Dienstag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de das Aus.

"Die letzten neuen Folgen sind bis Ende März on air, danach zeigen wir weiterhin Montag bis Freitagnachmittag Wiederholungen auf Sat.1 Gold." Am 28. März und damit vor Ostern wird die letzte Folge des Formats ausgestrahlt, danach muss Angelika Kallwass nach über einem Jahrzehnt endgültig das Nachmittagsprogramm räumen. Aktuell arbeite man allerdings an einem neuen Format mit der Psychologin, betonte Schardt. Anstelle von "Kallwass greift ein" wird Sat.1 ab dem 2. April neue Folgen von "Pures Leben" auf dem Sendeplatz um 14:00 Uhr ausstrahlen. Eine dauerhafte Lösung wird aber auch das sicher nicht sein.

Die Baustellen in der einst so erfolgreichen Daytime von Sat.1 sind mittlerweile jedenfalls zu einer erstaunlichen Größe angewachsen. Fast keines der gezeigten Formate schafft derzeit überhaupt noch einen zweistelligen Marktanteil beim jungen Publikum. In Folge des zunehmenden Zuschauerschwunds stellte Sat.1 bereits die langjährige Gerichtsshow "Richter Alexander Hold" ein, von der derzeit zur Mittagszeit nur noch Wiederholungen gezeigt werden. Auch die Talkshow "Britt" ist inzwischen im tief einstelligen Marktanteils-Bereich angekommen. Ob mit einigen Veränderungen am Konzept hier noch einmal ein Aufschwung erreicht werden kann, erscheint jedoch fraglich.

Und dann wäre da auch noch die Vorabend-Soap "Patchwork Family", mit der Sat.1 hoffte, den RTL II-Erfolg "Berlin - Tag & Nacht" kopieren zu können. Geklappt hat aber auch dieser Versuch bislang nicht. Am Montag verharrte der Marktanteil hier erneut bei nur 6,7 Prozent und damit auf unverändert schwachem Niveau - und das, obwohl "Schicksale" im Vorfeld sogar etwas mehr als zehn Prozent angespült hatte. Besonders bitter: Durch den schwachen Vorlauf von "Patchwork Family" leidet "K11" in diesen Tagen besonders. Neue Ideen für das Tagesprogramm von Sat.1 sind daher gefragter denn je.

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