Beharrlich schwieg Netflix in den vergangenen Wochen und Monaten, wenn es um Spekulationen über einen Einstieg auf den deutschen Markt ging. Doch jetzt hat der amerikanische Video-on-Demand-Anbieter sein Schweigen beendet. Dafür, dass man sich allerdings so lange nicht äußerte, fällt die Mitteillung, die am frühen Mittwoch verschickt wurde, aber reichlich schwammig aus. Für Ende des Jahres sei eine weitere Expansion in Europa geplant, ist darin zu lesen, und dass bald auch Nutzer in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und Luxemburg zu einem monatlichen Flatrate-Preis "in den Genuss eines vielfältigen Unterhaltungsangebotes kommen" sollen.

Wann genau es losgeht, welche Gerätetypen unterstützt werden und - noch wichtiger - welchen Preis Netflix hierzulande für sein Angebot verlangt, ließ der US-Anbieter offen. Wer in Deutschland, Österreich und der Schweiz wohnt und Interesse an einer Mitgliedschaft hat, kann sich aber schon jetzt online registrieren, um eine Benachrichtungung per Email zu erhalten. Immerhin: Die Katze ist nun auch offiziell aus dem Sack, noch dazu rechtzeitig, bevor am Mittwoch beim Medienforum NRW Vertreter von ProSiebenSat.1, RTL und dem ZDF über die Frage diskutieren werden, ob VoD vor dem Massenmarkt steht.

Tatsächlich ist Video-on-Demand längst keine Neuheit mehr, schließlich startete ProSiebenSat.1 bereits vor einigen Jahren mit Maxdome hierzulande eine Online-Videothek. Darüber hinaus bietet Watchever seit geraumer Zeit ein ganz ähnliches Angebot und auch der Bezahlsender Sky rüstete sich für den zu erwartenden Deutschland-Start von Netflix und führte recht hastig Snap ein, das wie das große Vorbild auf monatlich kündbare Verträge setzt und damit ein wesentlich weniger planbares Geschäftsmodell verfolgt als es Sky bislang mit seinen Ein- oder Zweijahresverträgen tat. Dabei muss auch Netflix erst noch den Beweis antreten, dass das eigene Modell eines ist, das auch auf lange Sicht wirtschaftlich tragfähig ist.

Eines hat Netflix allerdings bereits geschafft. Die umjubelte Politserie "House of Cards" mit Kevin Spacey löste eine neue Debatte über qualitativ hochwertiges Fernsehen aus - während hierzulande gerne über Scripted Realitys gejammert wird, ist in den USA inzwischen gar vom "new golden age of television" die Rede. Der Verbreitungsweg und die Tatsache, dass Netflix sämtliche Folgen auf einen Schlag zum Abruf bereitstellte, war da eher zweitrangig, schließlich ist "House of Cards" eine Serie, die genauso gut bei einem klassischen Fernsehsender hätte laufen können. Insofern dürfte auch mit dem Deutschland-Start Netflix vermutlich kaum das Ende des Fernsehens eingeläutet werden.

Ohnehin muss sich erst noch zeigen, mit welchen Inhalten der US-Anbieter auf dem deutschen Markt angreifen will, zumal die Rechte an "House of Cards" oder "Lillyhammer" schon längst an Fernsehsender verkauft wurden. Es braucht also neue Highlights, mit denen Netflix die Aufmerksamkeit der potenziellen Kunden weckt. In der Branche ist es jedoch längst kein Geheimnis, dass Netflix derzeit hohe Summen ausgibt, um zum Start ein möglichst breites Angebot liefern zu können. Doch ob Netflix auch in Deutschland so erfolgreich werden kann wie in den USA, bleibt erst einmal abzuwarten. Weltweit zählt der Dienst inzwischen übrigens mehr als 48 Millionen Mitglieder, die Monat für Monat Filme und Serien mit einer Länge von insgesamt einer Milliarde Stunden anschauen.

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