Die Glaubwürdigkeit eines Lebenswerkes steht auf dem Spiel. Vor 22 Jahren gründete der Journalist und Moderator Ulrich Meyer seine Produktionsfirma Meta Productions und entwickelte neben der Sendung "Akte" für Sat.1 in den folgenden Jahren zahlreiche Informations- und Verbraucher-Sendungen für private wie öffentlich-rechtliche Fernsehsender. Das Erfolgsrezept des in Berlin beheimateten Produktionshauses kennt nach eigener Aussage drei Zutaten: "Authentische Protagonisten", "fundierte Recherchen" und "unterhaltsame und stets leicht verständliche Aufbereitung". Doch aktuelle Vorwürfe wecken Zweifel an der sauberen journalistischen Arbeit im Hause Meta Productions.



Heimlich und zunächst unbemerkt hat der Fernsehsender Sat.1 vor einigen Tagen schon mit sofortiger Wirkung die Reportage-Reihe "Lange undercover" abgesetzt. Ursprünglich waren sechs Sendungen angekündigt, nur vier wurden jedoch ausgestrahlt. Sat.1-Sprecherin Diana Schardt erklärt dazu am Donnerstag auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de: "Wir haben am Wochenende Hinweise auf eine mögliche Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht in einer 'Lange Undercover'-Sendung erhalten und sofort reagiert, in dem wir die restlichen zwei Sendungen von 'Lange Undercover' aus dem Programm genommen und den Produzenten zur lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe aufgefordert haben."

Im Raum stehen schwere Vorwürfe: Ein vermeintlich journalistisches Format aus dem vermeintlich ehrenwerten Hause Meta Productions, seit 1998 übrigens Teil des internationalen TV-Produktionshauses Endemol, soll einzelne Szenen nachgedreht oder gar gänzlich gestellt haben. Aufsager des Reporters, in denen er dem Zuschauer gegenüber den Eindruck erweckt, bei einer Recherche vor Ort zu sein, wurden in Berlin nachgedreht. Sogar das Engagieren von Protoganisten gegen Bezahlung wird vorgeworfen. Wie schon der Fernsehsender Sat.1 hat auch das Medienmagazin DWDL.de bei der Produktionsfirma Meta Productions und dessen Gründer Ulrich Meyer um eine Stellungnahme zu den erhobenen Vorwürfen gebeten.

"Wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran, mögliche weitere Schwächen zu identifizieren"

Ollie Weiberg, Geschäftsführer Meta Productions

Olli Weiberg© Meta Productions
Ollie Weiberg (Foto), Geschäftsführer von Meta Productions, erklärt schriftlich: "Leider ist Meta bei einer Episode der Produktion von 'Lange Undercover'  ein Fehler in der Zusammenfassung einer Situation in der Folge 'Jagt die Schleppermafia' unterlaufen. Wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran, mögliche weitere Schwächen zu identifizieren." Weiter beteuert Weiberg: "Die ausgestrahlten Geschichten und Fälle bei 'Lange Undercover' sind alle real. Diese wurden von dem Team sorgfältig recherchiert. Bei der Umsetzung der Folge Schleppermafia wurde eine Entscheidungen getroffen, bei denen die journalistische Sorgfaltspflicht und unseren eigenen hohen Standards nicht eingehalten wurden. Das darf und wird in Zukunft nicht mehr geschehen."

Unterdessen verschärft Sat.1 den Tonfall. In Unterföhring sorgt man sich inzwischen auch um die Integrität des langjährig ausgestrahlten Magazins "Akte". Sendersprecherin Diana Schardt betont: "Da der Reporter auch Bestandteil der Sendung 'Akte' war, haben wir auch hier den Produzenten zur sofortigen Prüfung aller vergangenen und geplanten Beiträge aufgefordert und uns via eidesstattlicher Erklärung zu versichern, dass bei 'Lange Undercover' und der 'Akte' mit der gebotenen journalistischen Sorgfaltspflicht gearbeitet wurde." Mit aller Kraft und sicher nicht ohne begründete Sorge will sich der Sender offenbar von möglichen Vorwürfen gegen die Produktionen aus dem Hause Meta Productions distanzieren.

Doch Sorgen, wonach auch das Magazin "Akte" von Unregelmäßigkeiten betroffen sein könnte, widerspricht Ollie Weiberg entschieden: "Grundsätzlich wendet Meta  keine fragwürdigen Methoden an und legt an alle Projekte die gleichen hohen journalistischen Standards an. Bei der 'Akte' – dafür steht Ulrich Meyer persönlich - sind die journalistischen Standards extrem hoch und werden immer wieder auf den Prüfstand gestellt." Unklar ist jedoch, ob die Produktionsfirma die vom Sender verlangten eidesstattlichen Versicherungen abgeben will.

"Eine Sendung, bei der wir uns nicht sicher sein können, dass sie journalistisch einwandfrei ist, würde Sat.1 keinesfalls ausstrahlen"

Sat.1-Sprecherin Diana Schardt

Auf DWDL.de-Nachfrage zur grundsätzlichen Zukunft des Magazins "Akte" im Sat.1-Programm erklärte Sprecherin Diana Schardt noch einmal ausdrücklich, dass man den Produzenten explizit aufgefordert habe, eidesstattlich zu versichern, dass die Sendung "Akte" in der Vergangenheit und Zukunft journalistisch einwandfrei produziert wurde. Sollte das bis kommende Woche Dienstag nicht passieren, fliegt die von Ulrich Meyer moderierte Sendung nach mehr als 19 Jahren aus dem Programm. "Eine Sendung, bei der wir uns nicht sicher sein können, dass sie journalistisch einwandfrei ist, würde Sat.1 keinesfalls ausstrahlen", so Sendersprecherin Diana Schardt.

Für den Sender in Unterföhring kommen die Vorwürfe denkbar ungünstig. Konkurrent RTL hatte zuletzt mit seinen Investigativ-Formaten wie "Team Wallraff" sowohl Kritiker als auch Publikum überzeugt. Mit "Lange undercover" hatte man bei Sat.1 gehofft, seinen Teil zum Trend beisteuern zu können. Dass ausgerechnet bei einem solchen journalistischen Prestige-Projekt offenbar nicht sauber gearbeitet wurde, ist schmerzhaft. Wenn darüber hinaus Zweifel an einem langjährigen Magazin laut werden, wird es noch ernster.