Jan Böhmermann: "Ich würde sagen, Olli Schulz ist der King, Deutschlands bester Entertainer. Nach wie vor."

Charlotte Roche: "Hat der schon eine eigene Sendung? Sonst müsste der nämlich eine oder mehrere kriegen. Der ist der Hammer!"

Kaum zu glauben, aber wahr: Da sitzen Jan Böhmermann und Charlotte Roche am Ende ihrer Sendung und sprechen darüber, wie toll sich Olli Schulz doch als Moderator dieser kleinen, aber feinen Talkshow machen würde - als Nachfolger von Böhmermann, falls dieser irgendwann mal keine Lust mehr haben sollte. Roche und Böhmermann mutmaßen gar, Joko und Klaas hätten eine gläserne Decke gezogen, damit Schulz "nie hoch kann", wie sie es nennen.

Das war irgendwann im Jahr 2012.

Nun, vier Jahre nach dieser fast schon hellseherischen Unterhaltung, sitzt Jan Böhmermann zusammen mit Olli Schulz in dieser reduzierten Kulisse. Charlotte Roche ist weg und der Digitalspartensender inzwischen ein anderer - und doch ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass dieses wunderbare Talkshow-Format wieder einen Platz im deutschen Fernsehen hat. Auch wenn man es bedauern mag, dass das Zusammenspiel zwischen Roche und Böhmermann gerade mal zwei Staffeln lang funktionierte, so offenbarte sich Schulz bei der Premiere von "Schulz & Böhmermann" in ZDFneo als erwartungsgemäß guter Ersatz.

Erwartungsgemäß deshalb, weil Schulz und Böhmermann schon seit einigen Jahren regelmäßig zur Höchstform auflaufen, wenn sie Woche für Woche im Radio ihre Sendung "Sanft & Sorgfältig" präsentieren. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Gäste zur Nebensache werden. Wer sich nicht beteiligt, läuft Gefahr unterzugehen. So wie Anika Decker, die zusammen mit Til Schweiger die "Keinohrhasen" ins Kino brachte. Inmitten der Herrenrunde, der neben den beiden Gastgebern noch Rapper Kollegah, Wettermoderator Jörg Kachelmann und Hochstapler Gert Postel angehörten, findet sie nur selten den Raum, der notwendig ist, um zwischen Knast-Geschichten, Zigarettenqualm und Hochprozentigem aufzufallen.

Es braucht gut 20 Minuten, bis die ZDFneo-Show Fahrt aufnimmt. Doch dann funktioniert sie plötzlich richtig gut: Kachelmann spricht von Hakenkreuzen an Gefängniswänden, Kollegah macht mit gar nicht mal so blöden Fragen von sich reden - und Postel ist durch seine turbulente Vergangenheit gepaart mit einem ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung ohnehin ein dankbarer Gast für die Premiere. Dankbar vor allem für Jan Böhmermann, der es mehrfach schafft, den einstigen Hochstapler mit hartnäckigen Fragen zu ärgern. Das führt allerdings dazu, dass der einst als falscher Psychiater tätige Postel keinen echten Einblick hinter seine selbstverliebte Fassade gestattet. Stattdessen gibt er schnell zu verstehen, dass er die Fragen "vollkommen langweilig und zum Gähnen" findet, woraufhin Böhmermann gekonnt kontert: "Aber ich ja nicht."

Unterhaltsam war sie allemal, diese Premieren-Ausgabe. Vermutlich wird man aber erst nach einigen Ausgaben feststellen können, ob dieselbe Wellenlänge, auf der Schulz und Böhmermann unterwegs sind, wirklich von Vorteil ist, schließlich bildete Charlotte Roche mit ihren kindlich-naiven Fragen in erotischer Verpackung einst einen wunderbaren Gegenpol zu Böhmermanns Rolle als harter Fragensteller. Neben Roche fehlte übrigens auch William Cohn, der inzwischen ins "Neo Magazin" ausgelagert wurde. Das mag man bedauern, doch mit den gesprochenen Vorstellungen der Gäste durch Erzählerin Sibylle Berg haben die Macher der bildundtonfabrik einen guten und zugleich ungewöhnlichen Ersatz gefunden. Die Idee, die Gäste beim Verlesen ihrer Porträts im Großformat zu zeigen, besitzt einen ganz eigenen Charme.

Alles wirkt etwas erwachsener als noch vor einigen Jahren, weil viel Ballast von damals verschwunden ist. Geblieben ist jedoch die Nachbesprechung zwischen den beiden Moderatoren am Ende. Eine gute erste Sendung sei das gewesen, versichern sich Schulz und Böhmermann gegenseitig. Und Böhmermann ergänzt: "Mit Luft nach oben." Über Charlotte Roche sprechen die beiden übrigens nicht. Hat die eigentlich schon eine eigene Sendung?