Wie gut, dass diese Sendung, die am Samstagabend zur besten Sendezeit im ZDF zu sehen war, "Die Versteckte Kamera 2016" hieß – man hätte glatt denken können, es handle sich um eine Show aus grauen Vorzeiten des Fernsehens, so behäbig und langatmig kam die Neuauflage des TV-Klassikers über weite Strecken daher. Bei seiner ZDF-Premiere war Moderator Steven Gätjen mitunter gezwungen, ein zähes Einerlei anzusagen. Dabei waren die Grundzutaten durchaus gut gewählt: Das Duisburger Musical-Theater bot eine edle Kulisse für das beachtliche Star-Aufgebot. Allein: All das half nicht, um aus der "Versteckten Kamera" eine gute Show zu machen.

Drei Stunden lang sollte sie dauern und wer erstmals lachen wollte, musste sich geschlagene 75 Minuten gedulden. Es war der Moment, in dem ein Hund in Spinnenverkleidung ahnungslose Passanten erschreckte. Nun gut, neu war die Idee nicht, aber wenn man zuvor schon Michelle Hunziker als Lockvogel in einem erschreckend uninspirierten Kinderfilmchen und die Jungs von The BossHoss beim nicht minder lahmen Veräppeln von Ralf Moeller ertragen hat, dann freut man sich schon über jede noch so kleine Kleinigkeit.


Dass am Ende ausgerechnet Fernsehkoch Nelson Müller für die Inszenierung des geklauten Hunde-Filmchen von den Zuschauern zur Nummer eins gewählt wurde, sagt nicht nur viel aus über die anderen Streiche mit versteckter Kamera, sondern verleiht der Show eine besondere Tragik, immerhin wollte das ZDF doch den Eindruck erwecken, die prominenten Filmemacher seien höchstselbst auf die Idee ihrer Streiche gekommen. Dabei war der Plan, die "Versteckte Kamera" gerade im Unterschied zu "Verstehen Sie Spaß?" als Wettbewerb zu inszenieren, nicht der schlechteste. Eine weitgehend zahnlose Jury hätte es dafür allerdings nicht gebraucht.

Große Kritik an den Filmchen war ja schon alleine deshalb nicht zu erwarten, weil sie letztlich vor allem die Redaktion getroffen hätte – was freilich nicht ganz unverdient gewesen wäre. Immerhin konnte sich zumindest Til Schweiger in einigen Momenten dazu durchringen, ein wenig zu mäkeln, während seine Jury-Kollegen Heiner Lauterbach und Carolin Kebekus ausschließlich Nettigkeiten verteilten. Wie unnötig die Bewertungen im Castingshow-Stil waren, zeigte sich vor allem in jenem Moment, als Matthias Schweighöfer vor die Juroren trat: "Das ist der absurdeste Moment meiner Karriere", gab er zu, hörte sich dann aber doch artig an, was Schweiger & Co. zu seinem Streich zu sagen hatten.

Wie Schweighöfer seinen Schauspieler-Kollegen Florian David Fitz mit einer wilden Taxifahrt durch Berlin reinlegte, gehörte übrigens zu den wenigen Höhepunkten der Show, sieht man mal vom Stunt und dem später (freiwillig und gesund) am Boden liegenden Schauspieler ab - solche Bilder hat man mit Blick auf frühere Samstagabendshows noch negativ in Erinnerung. Ein Höhepunkt war indes auch Uwe Ochsenknechts Auftritt als ostdeutsches Thomas-Anders-Double – unmittelbar vor den immer größer werdenden Augen des Originals. Doch wann immer an diesem Samstagabend so etwas wie Hoffnung auf eine positive Wendung aufkeimte, wurde sie sogleich wieder zunichte gemacht – sei es durch billige grafische Effekte, unglaubwürdige Plots oder dumme Namen wie Keath Grube, dem Chef einer, Sie ahnen es schon, Kiesgrube.

Dass der Abend nicht noch schlimmer wurde, lag auch an Steven Gätjen, der sich bei seinem öffentlich-rechtlichen Einstand keine Patzer leistete und souverän durch den Abend führte. Für ihn ist zu hoffen, dass ihm das ZDF in wenigen Tagen mit "I can do that" eine bessere Bühne bereiten wird als bei der "Versteckten Kamera". Dort durfte selbst Uri Geller, mit dem die Produzenten von Constantin Entertainment einst schon bei ProSieben nach Aliens suchten, nicht fehlen. Nein, lustig war fast nichts von dem, was das ZDF seinem Publikum über Stunden hinweg als vermeintliche Comedyshow präsentierte. Diese Show ging allenfalls als schlechter Witz durch.