Wissen Sie noch, wie der ganze Schlamassel laut Bedienungsanleitung losgegangen ist? Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, Licht und Wasser, Mann und Weib und duldete nur unwesentlich später in einem Moment der Schwäche die Erfindung des Privatfernsehens. Doch das Privatfernsehen war über weite Strecken wüst und leer, Sie kennen das vom abendlichen Rumzappen. Und in der Quotentiefe herrschte übelste Finsternis. Ruhe am siebenten Tag kann man sich da natürlich nicht erlauben. Also schuf Gott auch noch die "Eventprogrammierung", an die Fernsehmacher bis zum heutigen Tag glauben, wenn sie sonst nicht mehr weiterwissen.

Die sieben neuen Folgen seiner Nacktdating-Show "Adam sucht Eva" zeigt RTL in dieser Woche deshalb direkt hintereinander weg – und packt, um sicher zu gehen, eine Extraportion Promis obendrauf. Damit keiner mehr drauf zu warten braucht, dass im Dschungel endlich wieder die Dusche in Betrieb genommen wird.

Nun muss man's vermutlich gnädig nennen, dass der Sender seinen Zuschauern zum Auftakt am Samstagabend nach Dieter Bohlen beim "Supertalent" nicht gleich auch noch Ronald Schill ohne Unterbuchse zumuten wollte. Richter Gnadenlos-peinlich lässt sich erst im Laufe der Woche an den französisch-polynesischen Inselstrand anspülen. "Prominent" waren im ersten Sechser-Grüppchen zunächst lediglich Ex-DSDS-Kandidatin Sarah-Joelle, die bereits "Playboy"- und Pocher-Erfahrung mitbringt, sowie Ex-Tennisprofi Daniel Köllerer, der bereits unbekleidet im deutschen Fernsehen rumgeduscht hat. Echte Profis also.

Die übrigen Plätze dürfen Normalos mit Durchschnittsberufen – Einzelhandelskauffrau, Maurer, "Schtribber" – auffüllen, damit die Sendezeit rumgeht. Im arg dschungelig anmutenden Promi-Intro tauchen sie aber gar nicht erst auf. Das immerhin hat RTL mit den Insel-Erstankömmlingen gemeinsam: soziale Interaktion gehört auf beiden Seiten grundsätzlich eher nicht zu den Kernkompetenzen.

"Die hat Hammerkanonen", urteilte Security-Macho Jesse aus Saabrücken direkt über eine der neuen Bekanntschaften und bekam das Kompliment prompt zurück: "Du bist echt'n peinlicher Affe." Moderation braucht man dafür natürlich keine mehr. Im Hintergrund behauptete die Bewerberin um den läppischsten Off-Kommentar der deutschen Fernsehgeschichte derweil: "Die Nächte im Paradies können sehr heiß werden, in jeglicher Hinsicht." Ja, und die Samstagabende bei RTL sehr, sehr lang, wenn über zwei Stunden eine Sendung läuft, die bisher schon in der Hälfte der Zeit zu lang war.

Weil auch der Sender gemerkt hat, dass die Intimität des nackten Augenblicks in den vorigen Staffeln nur selten den nächsten Werbeblock überlebt hat, ist aus einer Dating-Show, in der sich zwei Menschen unter Umständen kennenlernen, die im normalen Leben allenfalls für "HalliGalli"-Sidekick Evil Jared normal sein mögen, zu einer Mischung aus FKK-"Promi Big Brother" und Gruppen-Tinder geworden. Bei der die Nacktheit der Teilnehmer fast schon keine Rolle mehr spielt, weil sowieso alles auf den nächsten Konflikt hinausläuft.

Anders als bisher kippt Warner Bros. International Television Production Deutschland die Teilnehmer der aktuellen Staffel nämlich in einem Rutsch auf die "Insel der Versuchung" und lässt nur ab und an mal ein paar Zufallskandidaten auf die benachbarte "Insel der Liebe" entfliehen, bevor sie wieder zurück ins Luxushotel dürfen.

Blöd halt, dass ausgerechnet auf der "Insel der Liebe" gleich mal mächtig Zoff zwischen den ersten Bewohnern ausgebrochen ist, weil Kandidatin Iwona das "asozial" fand, wie ihr Bezirzer Kuschtrim nach dem Essen gerülpst hat, woraufhin sich die faszinierende Dialogfolge "Was soll das?" – "Was soll was?" entspann. Am anderen Tag hat Iwona kurzerhand Ersatz-Adam Max ausgewählt, um ihn nachher angezogen vor dem Luxushotel stehen zu lassen, weil sie "den Funken zwischen uns nicht gefunden" hat – dafür aber immerhin schnellstmöglich das Weite, das sie zu ergreifen nutzte.

Die angeblich "heißeste Datingshow im deutschen Fernsehen" ist gar keine: Letztlich sind die vielen Neuerungen nur der hochangestrengte Versuch, einem Format Leben einzuhauchen, dessen Grundidee sich auf dem Papier provokant und herausfordernd lesen mag – die Umsetzung aber ist aller vermeintlichen Intimität zum Trotz gähnend langweilig.

Daran ändern auch die unterspektakulären Spielchen nichts, in denen die Kandidaten abwechselnd durch Meer und Sand pflügen, um am Ende für ein paar im Zeitlimit herumgeschleppte Kokosnüsse gnädig Alkoholika spendiert zu bekommen, die vom öden Inselalltag ablenken. Und man wünscht sich sehnsüchtigst, dass zwischendurch wenigstens mal jemand Länderpunkte verteilen würde.

Auch in der Promi-Variante hat "Adam sucht Eva" das Problem, dass es wenig bis gar nichts zu erzählen gibt, weil die Kandidaten kaum harmonieren – zumal das Dating-Prinzip sowieso längst aufgegeben und durch eine klare Tendenz zum Trash ersetzt wurde, die von den Teilnehmern fleißig zur Selbstinszenierung genutzt wird. Als nächste ist Ex-"Queensberry"-Mitglied Leo Bartsch an der Reihe, im Laufe der Staffel stoßen schließlich Ex-IBES-Gewinner Peer Kusmagk, Model Janina Youssefian, Surferin Janni Hönscheid und halt Schill dazu. Die ersten beiden Normalos haben derweil schon wieder ihre Sachen gepackt – "es gehört eben doch mehr zum Verlieben als nackte Haut", erklärt RTL die Liebesflaute. Lustig, mit unterhaltsamem Fernsehen ist das ganz genauso.