Am kommenden Mittwoch findet die Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media SE statt und es könnte durchaus hitzig werden. Der Konzern geriet im vergangenen Jahr aufgrund von sinkenden TV-Werbeeinnahmen unter Druck, Vorstandschef Thomas Ebeling musste dann sogar gehen, weil er die Zuschauer seiner Sender vor Analysten als "ein biss­chen fett­lei­big und ein biss­chen arm" verunglimpfte. Derzeit wird das Unternehmen von Conrad Albert geführt, der ehemalige Dyson-Chef Max Conze wurde bereits als neuer CEO vorgestellt, kommt aber erst im Juni. Im Mittelpunkt der Hauptversammlung wird daher wohl auch Aufsichtsratschef Werner Brandt stehen.


Der stand zuletzt ebenfalls in der Kritik, etwa weil er Ebeling zu lange gewähren ließ oder weil er mit Conze einen TV-unerfahrenen Manager holte. "Es ge­hör­te Mut da­zu, je­man­den von au­ßer­halb der Me­di­en­bran­che zu ho­len, aber den Mut hat­ten wir", sagt Brandt nun gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" und verweist auf die Erfolgsbilanz von Ebeling, der ja auch nicht aus der Branche kam. Man könne einen Generalisten holen, weil man einen funktionierenden Vorstand habe.

Brandt äußert sich gegenüber den Kollegen der "SZ" auch noch einmal ausführlich zum Abgang von Thomas Ebeling. Dass dieser bereits 2016 über seinen Abschied gesprochen hat, ist bei Brandt auf wenig Gegenliebe gestoßen. "Dass Tho­mas Ebe­ling schon 2016 in ei­nem In­ter­view von sei­nem Ab­schied sprach, war nicht sehr klug und hat uns al­le über­rascht." Bei der Nachfolger-Suche habe man dann "in alle Richtungen geschaut". Ebeling sei in diesem Prozess nicht direkt involviert gewesen.

Über Ebelings abfällige Äußerungen über die Zuschauer, infolge dessen er seinen Hut nehmen musste, sagt Brandt: "Die Äu­ße­run­gen von Tho­mas Ebe­ling über un­se­re Zu­schau­er fand ich sehr un­glück­lich". Dass er zum Abschied aber dennoch eine Abfindung in Höhe von 7,1 Millionen Euro erhalten habe, sei rechtens gewesen. "Da gab es kei­nen Spiel­raum."

Dass sich ProSiebenSat.1 in den vergangenen Jahren zu einem Gemischtwarenladen gewandelt hat und dabei auch den TV-Bereich ein Stück weit vernachlässigt hat, ist unter der Aufsicht von Brandt geschehen. Dazu sagt er: "Fern­se­hen wird im­mer das Kern­ge­schäft von ProSie­benSat.1 blei­ben." Man setze wieder mehr auf "lokale Programme" und werde hier die Investitionen weiter erhöhen. Und auch zum Thema Nachrichten hat Brandt überraschendes zu verkünden: Man diskutiere intern eine "stär­ke­re Aus­rich­tung" auf diesen Bereich. Entschieden ist freilich noch nichts, Nachrichten sind teuer. Unter Ebeling hatte ProSiebenSat.1 seinen Nachrichtensender N24 noch an Axel Springer verkauft.