Bild: NDR/Dirk Uhlenbrock

Eine 48-jährige Frau zieht sich nach 17 Jahren in einer gutbezahlten Spitzenposition aus ihrem Beruf zurück, um Bücher über die Rolle der Frau zu schreiben: Es ist eine ungewöhnliche Entscheidung, mit der Eva Herman wieder einmal auf sich aufmerksam macht. Nun wird Sie ihren exponierten Platz in der ARD verlassen, um am "Eva-Prinzip" zu arbeiten, und "für eine neue Weiblichkeit" zu streiten.

Eine Entscheidung, die auch Corinna Feldmann hätte treffen können, ihres Zeichens Fernsehmoderatorin und in den tiefen Vierzigern. Feldmann ist Hermans Romanheldin im Ultraleicht-Schmöker "Dann kamst du", mit der 2001 die zweite, schriftstellerische Laufbahn Eva Hermans begann. Und so, wie die Autorin im Setting aus dem Leben greift, lässt sich auch die Protagonistin pendeln zwischen den starken Schultern von Männern und den zerfaserten Konturen von Frauenbildern. Eva Herman hieß einmal Herrmann; als ihr Mann, der Autohändler Werner Hermann, sie verließ, strich sie das zweite n aus ihrem Namen.

Nach vier Männern und einer Reihe von Fernsehshows gelangte Eva Herman an den Punkt, an dem sie Position der Moderatorin und Präsentatorin verließ, um sich ihrem Lebensthema zu widmen, als im Mai diesen Jahres in "Cicero" ein bissiger Aufsatz erschien. Den gefühlsbeladenen Oberbegriff - "Die Emanzipation" - stellte Herman in Frage: "Ein Irrtum?"

Allein die einleitende Feststellung Hermans, "Deutschland" bekomme "kaum noch Kinder", irritiert, wohl mag man Herman in der Überlegung folgen, dass ein Staat gebährfähig sein kann, spätestens aber wenn die Autorin "die Frauen" anspricht und in der Wir-Form festellt, dass "die Frauen" mit einem "wehenden Schleier der Atemlosigkeit durch ihr Leben hetzen", wird ihr Text explizit. Und stellt fest, dass die Frau von Heute nur noch müde und ausgelaugt sei und sich nicht selten in suizidären Phantasien ergehe.

Die Tiraden von "Emanzen", alle Apelle an ein Rückkehr zur "Schöpfung" stehen in so unverblümter Zornesröte, dass das zusammengehasste Selfmade-Essay der Nachrichtensprechrin darin eine Unbeholfenheit entwickelt, neben der die glatten Konter der Gegenseite nicht schmalllippig und herablassend wirken. Ihrer Provokation folgten routinierte Antworten wie die einer Alice Schwarzer - die in Hermans Text eine "Suada zwischen Steinzeitkeule und Mutterkreuz" sah, ein Wortschwall also, der nur von einer leidlich zurechnungsfähigen Tussi kommen konnte. Der in jedem Fall zuviel des Polarisierens ist für die "Tagesschau", deren größter Wert die Mäßigung und Contenance bleibt.

Wenn Eva Herman mit dem "Eva-Prinzip" im Herbst in die Beststellerlisten einsteigen wird, markiert dieses Ereignis vielleicht eine neue Schärfe in der Gender-Debatte, möglicherweise eine weitere Papierverschwendung im Schreibwahn der BUNTE-Prominenz von Bohlen bis Effenberg. In jedem Fall aber das Ende einer großen Fernsehkarriere und den Anfang einer publizistischen Triebtäterschaft. Offen bleibt, ob "Deutschland" dann mehr Kinder bekommt - in jedem Fall verliert das Land eine seiner besten Nachrichtensprecherinnen.