In seiner Initiative "Delivering Quality First" (DQF) hat der scheidende BBC-Generaldirektor Mark Thompson im Sinne der neuen Sparpolitik die Schließung der Digitalradiokanäle Radio 6 Music und Asian Network sowie Einschnitte beim lokalen Rundfunk vorgeschlagen. In Folge großer Proteste seitens der Zuhörer wie der Politik hat der BBC Trust, das höchste Aufsichtsgremium des Senders, die Vorschläge jedoch im Laufe des vergangenen Jahrs abgeschmettert. Die BBC soll sparen. Aber wenn es darum geht, dass sie ihr Angebot tatsächlich kürzen will, um die Sparvorgaben zu erfüllen, lässt man sie nicht gewähren.

Ähnlich paradox sieht die Haltung der Politik zu den kommerziellen Aktivitäten der BBC aus: 2011 hat BBC Worldwide, der privatwirtschaftliche Arm des Senders, durch Lizenzhandel, Ko-Produktionen und Beteiligungsgeschäfte einen Betrag von 182 Millionen Pfund erwirtschaft, der an das Mutterhaus zurückgeflossen ist – und der BBC damit ein weiteres (wenn auch wesentlich kleineres) Standbein neben den Rundfunkgebühren verschafft. Wiederholt ist die BBC damit in die Kritik geraten, weil sie sich mit BBC Worldwide auf ein Terrain begäbe, das doch bitte schön der Privatwirtschaft zu überlassen sei. 2009 schlug die – damals noch von Labour gestellte – Regierung sogar einen Verkauf des BBC-Tochterunternehmens vor.

Mittlerweile wird die BBC jedoch dafür kritisiert, dass Worldwide nicht kommerziell genug agiere. So heißt es in einem Ausschussbericht des britischen Unterhauses: „Die BBC muss ihre kommerziellen Einnahmen maximieren.“ Die aktuellen Gewinnziele von BBC Worldwide seien „nicht ehrgeizig genug“. Um die Einnahmeausfälle bei der Rundfunkgebühr auszugleichen, soll die BBC sich kommerzieller geben, aber bitte so, dass es keinen negativen Einfluss auf die private Konkurrenz hat.

Egal, ob auf Seiten der Ausgaben oder der Einnahmen: von der BBC wird die sprichwörtliche Quadratur des Kreises verlangt. Damit soll nicht gesagt werden, dass es nicht tatsächlich Einsparpotentiale gibt. So ist es sicherlich nicht verkehrt, dass man sich im Zuge der aktuellen Spardiskussionen beispielsweise des Themas der Spitzengehälter angenommen hat. George Entwistle, der künftige BBC-Generaldirektor wird im Jahr 450.000 Pfund im Jahr verdienen – mehr als 200.000 Pfund weniger als sein Vorgänger.

Dessen ungeachtet werden die Briten ebenso wie andere Nationen mit einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht um die eingangs gestellte Frage herumkommen: Was ist dieser Rundfunk uns wert? Wenn das Angebot in der gewohnten Art erhalten bleiben soll, dann wird man nicht darum herumkommen, dieses auch mit der nötigen finanziellen Ausstattung zu versehen. Ob über eine Anpassung der Rundfunkgebühr oder über eine Ausweitung des kommerziellen Profils. Letzteres natürlich stets mit dem Risiko verbunden, dass es mit den Zielsetzungen des Public Service Broadcasting in Konflikt gerät.

Oder aber die Schlussfolgerung lautet, dass dieser Rundfunk keinen hinreichenden Gegenwert für das Geld der Gebührenzahler liefert. In diesem Falle sind aber Einschnitte im Angebot die unumgängliche Folge. Für die britische Öffentlichkeit scheint der Fall klar zu sein: In der zuvor bereits genannten Umfrage erklärten 63 Prozent, dass die BBC das Gebührengeld wert ist. Und immerhin 43 Prozent halten die Gebührenfinanzierung gegenüber (freiwilligem) Pay-TV (30 Prozent) und Werbung (24 Prozent) für das beste Modell zum Betrieb der BBC.

Und auch in Deutschland, das darf man wohl unterstellen, wären wohl so manche Zuschauer bereit, die licence fee zu bezahlen, wenn sie dafür nur vollen Zugriff auf das Programm der BBC hätten.