Titelseiten-Check zur Bundestagswahl
"Bild"
Als "Rechts-Rumms" bezeichnet die "Bild"-Zeitung am Morgen nach der Wahl das Ergebnis und druckt auf der unteren Titel-Hälfte auch ein Foto der spontanen Proteste gegen die AfD ab. Ebenfalls zu sehen: Bilder von Merkel, Schulz, Gauland und Lindner - Letzterer wirkt allerdings eher lieblos auf die Seite gepackt.
"Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Bei der konservativen "FAZ" gibt's strahlende Gesichter: Zwar wird in der Überschrift auf die Verluste der Union hingewiesen, doch das abgedruckte Foto mit der lächelnden Kanzlerin will nicht so recht passen zum dann doch kräftigen Minus und den wohl nicht ganz leichten Verhandlungen mit FDP und Grünen, die nun bevorstehen.
"Handelsblatt"
Gleicher Ort, aber ganz andere Tonalität: Auch das "Handelsblatt" setzt auf ein Foto vom ersten Auftritt der Kanzlerin nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses. In ihrer Überschrift nennt die Wirtschaftszeitung nicht einfach nur die Zahlen, sondern bewertet den Absturz der Union als "Abrechnung" der Wähler. Meinungsstark und mutig.
"Die Welt"
Die lächelnde Kanzlerin gibt's nicht nur bei der "FAZ", sondern auch auf der Titelseite der "Welt" zu sehen - hier hat man sich allerdings dazu entschieden, nicht ausschließlich mit den Verlusten der Union aufzumachen. Stattdessen geht's auch um die Ergebnisse von SPD und AfD. Sonderlich kreativ kommt die Gestaltung allerdings nicht daher.
"Die Welt kompakt"
Da sind die Kollegen der "Welt kompakt" mutiger: Hier ist groß von einer "Zeitenwende" die Rede. Die - hier nicht lächelnde - Kanzlerin wird von links und rechts beäugt.
"taz"
Die "tageszeitung" hat sich dagegen für eine gänzlich andere Gestaltung ihrer Titelseite entschieden: Die Wahl fiel auf ein Foto, das einen Blitzeinschlag im Bundestag zeigt. Klein darunter verweist man darauf, dass die AfD zur drittstärksten Fraktion geworden ist. Passend zum Bild die Überschrift des Kommentars: "Kühle gegen Hitze".
"Süddeutsche Zeitung"
Die "Süddeutsche Zeitung" mag es bunt und hat sich dafür entschieden, das Wahl-Ergebnis auf einen großen Teil der oberen Titel-Hälfte zu packen. Das sticht zumindest ins Auge. Darunter setzt man zwar auf die Kanzlerin in der Überschrift, druckte aber lieber ein Foto ihres Herausforderers ab. Im unteren Teil nimmt die "SZ" pflichtgemäß Bezug auf Bayern und attestiert Ministerpräsident Seehofer ein Debakel.
"Abendzeitung"
Andere Wege in der Titelseiten-Gestaltung gehen die Münchner Kollegen der "Abendzeitung". Im Mittelpunkt steht Angela Merkel - passend zu den bevorstehenden Koaltionsverhandlungen wird sie auf ihre "letzte Reise" nach Jamaika geschickt. All das sticht ins Auge und hebt die "Abendzeitung" von der Konkurrenz ab. Ebenfalls gut: Mit den klaren Worten "Abgestraft" und "Abgestürzt" liefert das Blatt eine Ein-Wort-Analyse zu CSU und SPD. Auffällig: Das Abschneiden der AfD ist auf den ersten Blick kein Thema.
"Hamburger Morgenpost"
Drei Worte, drei Gesichter: Die "Hamburger Morgenpost" macht die Bundestagswahl großflächig zum Thema und nimmt neben Angela Merkel auch Christian Lindner und Cem Özdemir auf die Titelseite. "Das neue Deutschland" bringt die bevorstehenden Veränderungen eindrücklich zum Ausdruck.
"Express"
Der "Express" findet angesichts des Wahlergebnisses große Worte und spricht davon, dass die Wahl das Land verändert. Die Gestaltung ist dagegen erstaunlich schlicht: Große weiße Buchstaben auf schwarzem Grund, ein Foto vom Wahlabend gibt's nicht. Das bleibt dem 1. FC Köln vorbehalten.
"B.Z."
Bei der "B.Z." hat man sich dafür entschieden, keine Personen abzubilden, dafür aber gleich drei Mal die Worte "Historisch schlecht!" auf die Titelseite zu heben - bezogen auf die Ergebnisse von CDU und SPD sowie das Abschneiden der AfD. Als "historisch gut" wird übrigens die absolute Mehrheit bei der Abstimmung bezüglich eines möglichen Verbleibs des Flughafen Tegel bezeichnet. Eine gute sprachliche Klammer.
"Neues Deutschland"
Die sozialistische Tageszeitung "Neues Deutschland" erklärt die SPD kurzerhand zum Gewinner - zumindest, was die Einsicht angeht. Zusammen mit einem auf herbstlichem Wegesrand liegen gebliebenen Schulz-Luftballon ergibt sich ein stimmiges Titelbild, das die Stimmung der Sozialdemokraten am Tag nach der Wahl wohl sehr gut ausdrücken dürfte.
"Der Tagesspiegel"
Angela Merkel schließt die Augen - ein gutes Bild, das zur Analyse des "bitteren Siegs" passt, mit der der "Tagesspiegel" in die Woche startet. Eine gelungene Gestaltung von Seite 1.
"Leipziger Volkszeitung"
Applaus für Merkel: Für diese Szene hat sich auch die "Leipziger Volkszeitung" entschieden - in der Überschrift gibt's eine kompakte Zusammenfassung der Ergebnisse. Dass die AfD in Sachsen vor der CDU liegt, erwähnt die Zeitung nur klein darunter. Da hätte man angesichts der lokalen Nähe auch andere Prioritäten setzen können.
"Hamburger Abendblatt"
Das "Hamburger Abendblatt" setzt auf enttäuschte Gesichter von Martin Schulz und Angela Merkel und spricht von einem "Wahl-Beben".
"Kölner Stadt-Anzeiger"
Merkel und Schulz sind auch beim "Kölner Stadt-Anzeiger" jeweils in gleicher Größe auf dem Titel zu sehen - anders als das "Abendblatt" sieht man die Kanzlerin hier allerdings lächelnd. Die Überschrift fällt nüchtern aus.
"Rheinische Post"
Auch hier eine Bild-Splittung: Links die Kanzlerin, rechts Martin Schulz, der sich an den Kopf fasst. In ihrer Überschrift gehen die Blattmacher der "Rheinischen Post" auf die Ergebnisse aller künftig im Bundestag vertretenen Parteien ein - mit Ausnahme der Linken.