Ich danke dem ZDF. Doch, echt wirklich: Herzlichen Dank, liebes ZDF. Danke, dass du mich erinnert hast. Man vergisst ja so einiges in diesen warmen Tagen. Zu vieles muss der Mensch sich merken. Wie wohl tut es da, wenn mir ein Sender sagt: Gib mal Ruhe!

Nun würden die aus Mainz mir das nie ins Gesicht sagen, obwohl sie es sicherlich schon das eine oder andere Mal gedacht haben. Nein, die smarten Boys vom Lerchenberg sind da eleganter. Sie signalisieren mir das, was sie wollen, auf ihre ganz eigene Weise. Sie setzen einfach jede Menge Shows an, die ich niemals sehen möchte. Shows mit Johannes B. Kerner und Steven Gätjen.

Vor einiger Weile unterbreitete mir ein Leser solch einen Freinehmimperativ noch in eher harschem Ton. „Kotz, würg, geh in Rente“, schrieb er. Was man halt so schreibt, wenn die sanitären Anlagen daheim nicht mehr groß genug sind, um den individuellen Ausstoß an Verdautem bewältigen zu können. Wie viel charmanter sind da doch die vom ZDF. Sie setzen einfach Shows an, deren pure Ankündigung mich in den vorläufigen Ruhestand treibt. Ich meine, Kerner und Gätjen in einem Atemzug, und dann auch noch eine Show mit Horst Lichter und Gätjen gemeinsam, da möchte ich den sehen, der davon keine Alpträume bekommt.

Ich wachte kürzlich schweißgebadet auf, nachdem sich neben meinem Bett Gätjen, Lichter und Kerner aufgebaut hatten, um mich in wechselnden Kombinationen den Tag über zu belustigen. Meine Frau hat sehr lange gebraucht, um mich danach wieder in die Spur zu bringen.

Während ich meine Zähne putzte, verschwammen meine Gedanken noch einmal ins Wahnhafte. Ich malte mir aus, wohin diese wilde Moderatoren-Kombiniererei noch führen würde. Ich sah vor meinem geistigen Auge Shows, die Gottschalk und Jauch gemeinsam bestritten, und dann noch eine mit Jörg Pilawa und Frank Plasberg. Ich habe das Grauen gesehen, das kann man mir einfach mal unbesehen glauben.

Das Grauen steigerte sich natürlich noch, als meine Frau mir beim Frühstück erzählte, dass es solche Shows lange schon gebe, ich mich aber immer geweigert hätte, sie wahrzunehmen. Jedesmal wenn ich solch eine Kombination von Moderatoren gesehen hätte, wäre ich umgehend in eine Art Schutzschlaf gefallen und hätte mich hinterher an nichts mehr erinnern können, berichtete sie mir.

So ist das inzwischen: Ich blende aus, was ich nicht wahrhaben will. Das ist meine Art, diese Welt im Zaum zu halten. Das ist meine ganz individuell geformte Filterblase. Ich sehe nicht, was ich nicht sehen will. Und wenn mir jemand bei dieser besonderen Form der Weltsicht hilft, dann bin ich sehr glücklich. Danke, liebes ZDF.

Ja, doch, danke. Ich zahle doppelt gerne meinen Beitrag, wenn mich die Sender im Leben leiten und mir sagen, wann genug genug ist. Ich gehe deshalb jetzt wieder mal in Sommerpause. Ich habe genug von all dem. Ich werde mich eine Weile auf mediale Diät setzen. Ich kann eh keine Meldungen mehr ertragen von diesem orangenen Psychopathen, von diesem bärtigen Buchhändler, von dieser Sphinx aus der Uckermark, von hart und von fair. Ich brauche einfach mal Ruhe.

Ich habe mir im Gegenzug eine sehr feine Nagelschere gekauft und werde damit eine neue Technik entwickeln, meinen Rasen zu pflegen. Ich werde jede Grashalmspitze quasi maniküren, ihr individuell klarmachen, in welcher Form sie aufzuwachsen hat. Wenn ich diese Technik perfektioniert habe, was irgendwann im August der Fall sein dürfte, dann präsentiere ich sie im ZDF-Fernsehgarten als Open-Air-Sensation, über die alle staunen werden. Entsprechende Einladungen liegen schon vor von Andrea Kiewels Redaktion. Allerdings hat mein Management im Gegenzug einen Bedingungskatalog übermittelt, an dem sie in Mainz noch zu knabbern haben. Das mit dem nepalesischen Gletscherwasser, das in meiner Garderobe bereitstehen soll, haben sie bereits akzeptiert. Auch die mit irischem Schäfchenschweiß parfümierten Handtücher haben sie schon besorgt. Schwierigkeiten macht ihnen aber noch meine Bedingung, dass weder Kerner noch Gätjen auf dem Fernsehgartengelände anwesend sein dürfen. Dem Vernehmen nach haben sie sich bereits im Weißen Haus erkundigt, wie man das hinkriegt, dass man eine Mauer baut und andere dafür bezahlen lässt.

Einen schönen Sommer wünsche ich.