Günter Struve, einst ARD-Programmdirektor, hat einmal von der "Hölle des Vorabends" gesprochen. Das war zu einer Zeit, als sich im Ersten Bruce Darnell & Co. tummelten - in der Hoffnung, junge Zuschauer gewinnen zu können. Natürlich ohne Erfolg. Auch bei den Schmunzelkrimis, die jetzt am Vorabend zu sehen sind, hält sich der Erfolg noch in Grenzen. Ein Patentrezept ist nicht in Sicht, obwohl man es vor wenigen Jahren sogar schon einmal in den Händen zu halten schien. Aber erinnern Sie sich noch an "Berlin, Berlin"? Die Geschichten um die kesse Lolle, gespielt von Felicitas Woll, begeisterten zwischen 2001 und 2005 das Publikum - darunter übrigens erstaunlich viele junge Fans. So startete die zweite Staffel einst mit einem starken Marktanteil von mehr als 16 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Doch "Berlin, Berlin" war eben keineswegs nur ein Erfolg beim Publikum: Die Serie erfreute sich auch bei den häufig nicht so leicht zu beeindruckenden Kritikern großer Popularität.

Im Jahr 2004 gab es hierfür den verdienten Lohn in Form eines International Emmys. Die ARD-Serie setzte sich damals in der Kategory "Comedy" unter anderem gegen zwei kanadische Formate durch. "'Berlin, Berlin' ist modernes öffentlich-rechtliches Fernsehen", ließ der damalige ARD-Vorsitzende Jobst Plog wissen. "Die ARD zeigt, dass sie mit einer originellen und innovativen Serie junge Zuschauer dauerhaft begeistern kann." Angesichts dessen stellt sich die Frage, weshalb man es nach der Einstellung der Serie verpasst hat, diesen eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Abgesehen von "Türkisch für Anfänger", die es übrigens zumindest zu einer Nominierung für den International Emmy brachte, kam diesbezüglich nicht mehr viel nach. Gleiches gilt auch für die deutschen Gewinner bei den International Emmys: Im Jahr 2005 erhielt das ZDF einen Preis für seine Dokumentation "Das Drama von Dresden", ein Jahr später folgte der Emmy für die internationale Koproduktion "Hiroshima", an der auch der Mainzer Sender beteiligt war.

Und auch sonst war in den vergangenen Jahren in erster Linie auf das ZDF Verlass: So gab es vor vier Jahren den Preis für den Dreiteiler "Die Wölfe" und ebenfalls 2009 erhielt ZDF-Intendant Markus Schächter bei dieser 37. Verleihung der International Emmys den Emmy Directorate-Award und wurde damit für das weltweit angesehene "herausragende Qualitätsfernsehen" des ZDF geehrt. Zu Schächters Leistungen gehöre auch, dass er seit 25 Jahren in unterschiedlichen Führungsfunktionen dazu beigetragen habe, das ZDF in einem der wettbewerbsintensivsten TV-Märkte der Welt national und international hervorragend zu positionieren, urteilte die Jury. "Ich sehe darin eine große Anerkennung der Erfolge, die das ZDF auch auf internationalem Parkett erreicht", ließ Schächter wissen.

Die deutsche Bilanz bei der Verleihung der International Emmys 2010 fiel davon abgesehen hingegen recht ernüchternd aus: In den Personen-Kategorien konnte sich weder Iris Berben noch Sebastian Koch gegen die Mit-Nominierten durchsetzen, in der Kategorie "TV Movie/Mini-Series" ging der Film "Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben" ebenfalls leer aus - allesamt mussten sie sich damals britischen Konkurrenten geschlagen geben. Einziger Lichtblick aus deutscher Sicht: "Shaun the Sheep" setzte sich in der Kategorie "Children & Young People" gegen die internationale Konkurrenz durch, wie schon einmal im Jahr 2008. Weil der WDR als Koproduzent an Bord der britischen Produktion ist, gab es zumindest ein wenig Grund zur Freude. Ein Jahr später, in 2011, holte die ZDF-Koproduktion "Millennium" zumindest einen "halben" International Emmy nach Deutschland, die übrigen deutschen Produktionen gingen hingegen leer aus. 2012 gab es mit einer Auszeichnung für die ZDF/Arte-Dokumentation "Songs of War" immerhin mal wieder einen International Emmy für Deutschland. Schauen wir mal, was sich in diesem Jahr tun wird.