der FreitagHerr Augstein, wie lautet Ihr persönliches Fazit nach dem ersten Jahr des neuen „Freitag“?

Viel gelernt, aber noch lange nicht fertig

War die Zeit zu kurz?

Ein Jahr ist tatsächlich wenig Zeit für das, was wir mit dem „Freitag“ vorhaben.

Das klingt so als sei Ihnen der Atem noch nicht ausgegangen?

Wenn Großverlage neue Medienprojekte starten, dann geben Sie denen ja maximal ein oder zwei Jahre und wenn die Entwicklung – also die Rendite – nicht den Erwartungen entspricht, dann wird das Projekt eingestellt. So kann, will und werde ich bei beim „Freitag“ nicht verfahren. Das war mir und allen Beteiligten von vornherein klar.
 

 
Was macht die Entwicklung so schwierig?

Wir sind ein kleiner Verlag mit begrenzten Mitteln, auch für Werbung. Das „Einkaufen“ in den Markt ist uns damit nicht möglich. Deshalb müssen wir langsam in den Markt hereinwachsen. Das ist ein hartes, sehr mühsames aber auch ein sehr schönes Geschäft. Und es wird viel Zeit kosten.

Aber auch Zeit kostet. Was zu zur Einnahmen-Situation bringt. Sie glauben nicht an ein Wachstum des Anzeigengeschäfts beim „Freitag“, wieso?

Der „Freitag“ ist von seiner Auflage her für das normale Anzeigengeschäft uninteressant. Dennoch sollten wir uns in speziellen Branchen mehr Mühe geben. Zum Beispiel haben wir uns bisher überhaupt nicht um die Buch-Branche gekümmert. Das wird nicht einfach, aber ich glaube, dass da die Zusammenarbeit für beide Seiten sehr lohnenswert sein kann. Aber nochmal: Vom großen Anzeigenkuchen werden wir nichts abbekommen. Dafür sind wir zu klein und wir werden dafür selbst mit unserem erhofften Wachstum zu klein bleiben. Wir sollten da unsere Energien nicht verschwenden. In der Zeit vor der Krise mag auch ein kleiner Titel wie der „Freitag“ hin und wieder mal eine Anzeige abbekommen haben. Aber heutzutage kann ich mir das nicht mehr vorstellen.