Frau Mutterer, mit der "Straight" haben Sie ein Magazin für frauenliebende Frauen gegründet. Warum?

Der Medienmarkt ist, wenn es um Frauen geht, die Frauen lieben, doch recht überschaubar – und ich habe mich selbst oft in der Berichterstattung auch nicht wieder gefunden. Mit "Straight" wollen wir Sichtbarkeit und Inhalte schaffen, in denen sich möglichst viele Frauen, die Frauen lieben wiederfinden – egal, ob sie sich selbst als lesbisch, bisexuell oder sogar als heterosexuell bezeichnen. Wir wollten mit Straight ein ergänzendes Angebot schaffen und zeigen, dass queerliebende, homosexuelle Frauen genau so unterschiedlich sind wie es die Gesellschaft nun einmal ist – und die frauenliebende Szene kein Einheitsbrei ist.

Werden Lesben nicht eher übersehen?

Bislang waren Lesben sicherlich keine Zielgruppe, die besonders bespielt wurde. Aber das Angebot an Medien hat zum Beispiel durch uns zugenommen, die Serie „Orange is the New Black“ ist sehr beliebt und auch im Kino ist mit „Carol“ und bald „Freeheld“ Platz für Lesben. Sicherlich sind aber grundsätzlich schwule Männer in diesem Segment aktiver und präsenter – mit mehr Geld, das zur Verfügung steht und vermutlich auch einem größeren Selbstbewusstsein. Da können wir Frauen uns noch was abschauen.

Nun gibt es noch das "L-Mag". Wie sieht die Konkurrenzsituation aus?

Konkurrenz ist gut, braucht es auch auf dem queeren oder eben dem lesbischen Markt. Das bereichert und pusht. Wir halten uns aber nicht so sehr damit auf, was andere machen, sondern mit dem, was uns interessiert. Das L-Mag war nicht unser Vorbild, obwohl wir der Redaktion und den Macherinnen Respekt für ihre jahrelange Arbeit zollen.

Also ein friedliches Nebeneinander?

Natürlich. Es gibt so viele Frauenmagazine, verschiedene Nachrichten- und Sportmagazine, warum nicht auch mehrere für frauenliebende Frauen. Die Welt ist bunt und so wird schließlich auch mehr für das Thema sensibilisiert und Sichtbarkeit geschaffen.

Was wird aber in der "Straight" definitiv nicht zu finden sein?

Grundsätzlich sehe ich bei uns aber keinen Platz für Partybilder von grölenden Frauen in Ballermannmanier und klassische Beziehungsgeschichten zwischen Mann und Frau ohne einen frauenliebenden Bezug. Wir versuchen uns aber auch an aktuellen Ereignissen zu orientieren. In unserer aktuellen Doppelausgabe haben wir uns etwa dem Thema Homosexualität und Religion genähert.

In der Doppelausgabe ist nun auch ein Interview mit Ellen Page, die sich erst 2014 outet und derzeit in dem Filmdrama „Freeheld“ an der Seite von Julianne Moore zu sehen ist. Wie kam es dazu?

Das war eigentlich ganz simpel. Es war eine Anfrage an die Agentur, die die PR für den Film macht und sie haben uns auf die Interviewliste gesetzt. Das Interview war auch sehr nett. Ellen Page war überaus freundlich.

Wen würden Sie gerne noch in eine der nächsten Ausgaben bekommen?

Sibylle Berg. Das ist einfach eine fantastische Frau – und ich bin wirklich verliebt in ihre Sprache und ihre auf den Punkt getroffenen Analysen. Ihre Theaterstücke sind auch richtig gut.

Vergangenes Jahr erschienen zwei Ausgaben, dieses Jahr sollen fünf kommen. Wie finanzieren Sie das?

Wir finanzieren uns über Anzeigen und den Verkauf des Heftes. Bei der Gründung sind wir aber mit unseren eigenen Ersparnissen in Vorleistung gegangen – und haben uns damals bewusst gegen Crowdfunding entschieden: Wir wollten erst etwas abliefern.