Herr Himmler, vergangene Woche haben Sie in Berlin einen Produzententag veranstaltet. Warum und wie hat man sich den vorzustellen?
 
Die Grundidee war: so viel wie möglich Transparenz zu bieten. Das ZDF arbeitet mit mehr als 500 Produktionsfirmen in Deutschland zusammen und ist mit 600 Millionen Euro Auftragsvolumen Deutschland größter Auftraggeber für Fernseh- und Film-Produktionsfirmen. Sie können sich vorstellen, dass wir nicht mit allen Partnern gleichermaßen Kontakt halten können und erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass es noch bedeutend mehr gibt, die gerne erstmals mit uns zusammenarbeiten würden. Uns geht es darum, Chancengleichheit zu schaffen zwischen den Großen und Kleinen, den Neuen und den Etablierten. Und daher laden wir einmal im Jahr alle zu unserem Produzententag ein und berichten umfänglich - sowohl die Geschäftsleitung als auch die zuständigen Redaktionsleiterinnen und Redaktionsleiter - über das, was wir im kommenden Jahr vorhaben.

 
Alle sind eingeladen, sagten sie gerade. Das ist jetzt aber eher relativ oder?
 
Nicht wir suchen die Teilnehmer aus, sondern gehen nach einer möglichst gerechten Methode vor: Wir haben vor der Freischaltung der Anmeldung annonciert, dass wir einen Produzententag veranstalten und haben dann nach dem Prinzip „First come, first serve“ die Anmeldungen berücksichtigt. Am Ende waren über 250 Produzentinnen und Produzenten da, einige kamen auf die Warteliste, leider mehr als im letzten Jahr.
 
Für alle, die nicht dabei waren: Wie muss man sich den Produzententag des ZDF vorstellen?
 
Thomas Bellut, Peter Frey und ich haben die programmlichen Visionen skizziert und auch dargelegt, wie wir uns die Zusammenarbeit mit den Produzenten wünschen. Danach wurde dies in Arbeitsgruppen vertieft. Es gab einen Workshop für Dokumentation/Reportage, eine zum Thema Show/Entertainment, einen zur Fiction und je eine zum Kinderprogramm und für ZDF/Arte. Für manche Produzenten, die uns sehr gut und lange kennen, waren  vielleicht nicht alle Informationen neu. Aber wir möchten mit diesem Zusammentreffen die Chance geben, dass mögliche neue und langjährige Partner auf dem gleichen Kenntnisstand sind. Im Fiction-Workshop war diesmal übrigens auch ZDFneo integriert, weil für ZDFneo unser Hauptfokus auf Fiction liegen wird. Und dann gab es am Abend ab 18 Uhr noch einen Empfang zu dem neben den Produzenten über 80 unserer wichtigsten Protagonistinnen und Protagonisten - Schauspieler, Moderatoren aber auch Autoren und Regisseure - dazu kamen.
 
Wie offen ist das ZDF denn für neue Partner und junge Produktionsfirmen?
 
ZDFneo, ZDFinfo und jetzt das „Junge Angebot“ öffnen den Zugang für junge, neue Produzenten. Die btf, die mit ZDFneo eng verbunden ist, ist ein Beispiel für die  Erfolgsgeschichte einer bemerkenswert agilen Truppe, die inzwischen gehöriges kreatives Gewicht auf dem Produzentenmarkt besitzt. Die Chance für neue Partner wiederholt sich jetzt mit dem jungen Angebot, wo seitens des ZDF ja immerhin rund 15 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
 
Ein wichtiges Thema im Austausch mit den Produzenten sind die Terms of Trade. Da hat die Produzentenallianz Anfang des Jahres eine Einigung mit der ARD erzielt. Wie sieht es beim ZDF aus?
 
Wir als ZDF aktualisieren unsere Terms of Trade anhand der sich ändernden Marktgegebenheiten regelmäßig. Zudem haben wir in den aktuellen Verhandlungen beispielsweise angeboten, einen Innovationsfonds in siebenstelliger Höhe aufzulegen für die Finanzierung der frühen Entwicklungsphasen, zum Beispiel von Exposés und Konzepten. Davon würden vor allem kleinere Produzenten profitieren. Grundsätzlich denke ich, dass wir in den bilateralen Gesprächen mit den Produzenten weiter und auch pragmatischer zusammenarbeiten als dies Podien und Verhandlungsrunden erscheinen lassen. Gleichzeitig wollen wir natürlich mit den Branchenverbänden zusammen eine Einigung erzielen. Mit Blick auf unsere Zuschauer und Nutzer ist mir jedoch sehr wichtig, dass jede unserer öffentlich-rechtlichen Produktionen zuerst und mit einer gewissen Exklusivität bei uns präsentiert wird. Hier spielt die ZDF-Mediathek eine gewichtige Rolle, auch in Abgrenzung zu kommerziellen Anbietern wie Maxdome, Netflix und Amazon.
 
Die ZDF-Mediathek soll gerelauncht werden, hatte Thomas Bellut im DWDL.de-Interview Ende 2015 angekündigt. Wann ist es eigentlich soweit?
 
Ende Oktober startet unsere modern weiter entwickelte Mediathek mit - wie es neudeutsch heißt - verbesserter Usability. Das wird ein großer Schritt nach vorne und ich hoffe sehr, dass wir dort baldmöglichst unsere Programme auch länger anbieten können als bislang.
 
Klingt interessant. Kommen wir nochmal zum Programm. Wie fällt ihre Bilanz des ZDF aus? Wo stehen Sie?
 
Ich bin da durchaus selbstkritisch, was das vergangene Jahr angeht. Ich würde aber eine positive Zahl voranschicken: Wir haben stattdessen mal ausgerechnet, dass das ZDF im Monat über die gesamte Senderfamilie und digitalen Angebote hinweg 90 Prozent der deutschen Bevölkerung erreicht. Das bringt eine große Verantwortung mit sich.
 
Wo setzt da die Selbstkritik an?
 
Beim Blick auf die Publikumsstruktur. Das sind zwar immer noch eine Menge jüngere Zuschauer, aber für meinen Geschmack bei zu wenigen Sendungen. Das gelingt mit der „heute show“, dem „Neo Magazin Royale“ und über die Mediathek. Aber da haben wir Nachholbedarf. Um jüngere Zuschauerinnen und Zuschauern zu erreichen wollen wir ZDFneo strategisch stärken. Der Sender ist jetzt groß genug für eine Offensive. Die ab und zu mal sieben Prozent Marktanteil und über 2 Millionen Zuschauer am Abend beweisen das.