Donald Trump droht den Medien und diskreditiert unliebsame Stimmen. Dazu kommt die sehr aufgeheizte Stimmung in einem generell geteilten Amerika. Fühlen Sie sich in Ihrer Arbeit oder Freiheit bedroht?

Nein, ich fühle mich nicht bedroht, meine Meinung zu äußern und Witze zu machen. Ich habe das Glück zu Zeiten in zwei Ländern gelebt zu haben, Südafrika und den USA, in denen es diese Freiheit gibt. In viel zu vielen Ländern gibt es diese Freiheit nicht. Das wird uns auch immer wieder zugetragen von Fans der Sendung aus aller Welt. Aber diese Freiheiten sollten wir nicht als selbstverständlich betrachten und aufmerksam bleiben, wenn sie in Gefahr geraten können. Deswegen ist es wichtig, dem Präsidenten und seiner Präsidentschaft auf den Zahn zu fühlen und notfalls in die Schranken zu weisen. Freiheit wurde nie von heute auf morgen genommen. Freiheit wurde immer Stück für Stück geraubt. Die Gefahr besteht darin, dass man es auf diesem Wege gar nicht mitbekommt oder erst dann, wenn es zu spät ist.

Sie sprechen den internationalen Erfolg der „Daily Show“ an. Es gibt zusätzlich auch eine extra aufbereitete „Global Edition“. Wenn Sie Ihre Sendung machen: Welches Publikum haben Sie dabei im Kopf?

Am Ende des Tages arbeite ich in den USA, werde in Dollar bezahlt und produziere die Sendung im Auftrag eines US-Kabelsenders. Meine Arbeit wird hier beurteilt und mein Schicksal besiegelt anhand dessen was wir jeden Abend dem US-Publikum bieten. Ich glaube, dass die zusammengeschnittene Global Edition der „Daily Show“ irgendwann nicht mehr nötig sein wird, weil unsere „Daily Show“ die globale „Daily Show“ wird. Das Interesse an US-Politik ist groß und wie eben schon gesagt: Wir sprechen auch über die Wahl in den Niederlanden, über das Referendum in der Türkei oder die weiteren Wahlen in Europa. Wir leben alle gemeinsam auf dieser Welt und sollten uns mit dem beschäftigen, was auf ihr passiert. Das passiert zu selten.

Da ist viel Wahres dran.

Und das gilt nicht nur bei Amerikanern, auch bei Europäern. Wenn Menschen in Europa so besorgt sind angesichts von Flüchtlingen und Einwanderung, dann sollten sie sich mal mit den Ländern beschäftigen aus denen die Flüchtlinge kommen. Man kann die Flüchtlingsproblematik nicht verstehen, wenn man nur das Ende betrachtet und den Anfang nicht kennt oder verstehen will. Dann wären manche Entwicklungen keine so große Überraschung - wenn man weiß was in der Türkei passiert; was in Syrien passiert oder jetzt im Jemen, wo Donald Trump in einem Monat mehr Bomben abgeworfen hat als Obama in einem Jahr. Das wird zu nur noch mehr Flüchtlingen führen. Ich halte es für sinnvoller sich mal Gedanken zu machen woher Probleme kommen statt nur darüber nachzudenken, wie man akut Probleme beseitigt.

"Sendezeiten sind ein Relikt aus Zeiten, in denen es nur lineares Broadcasting gab und die Menschen dafür wissen mussten, wann welches Signal über den Sender geht"


Als Sie die Nachfolge von Jon Stewart angetreten haben, waren die ersten Reaktionen verhalten. Das hat sich inzwischen gewandelt. Wie lange hat es gedauert bis sie sich bei der „Daily Show“ zuhause gefühlt haben?

Oh, das hat lange gedauert und ehrlich gesagt habe ich auch jetzt oft noch das Gefühl, dass das immer noch nicht wirklich meine Show ist. Ich bin sehr glücklich, dass mir Jon Stewart weise Worte mit auf den Weg gegeben hat. Es habe ihn allein zwei Jahre Zeit gekostet bis er sich auf diesem Stuhl wirklich wohl gefühlt habe. Das Gefühl angekommen zu sein, bekommt man nicht über Nacht. Dazu braucht es eine Beziehung zum Publikum, ein Gefühl für das Studio und ein Gespür für das Material mit dem wir arbeiten. Und das hört nie auf. Das entwickelt sich immer weiter. Ich hoffe dass ich mit der Zeit zu dem Gefühl komme und guten Gewissens sagen kann: Das ist meine Show.

Das Studio der © DWDL
Die berufliche Heimat von Trevor Noah: Das Set der "Daily Show" im Standby-Modus vor der Sendung.

Eine Show, die linear ausgestrahlt aber auch non-linear abrufbar ist und via Social Media Verbreitung findet. Wo sehen Sie die Zukunft der „Daily Show“?

Ich glaube die Zukunft des Fernsehens wird komplett on demand sein. Sendezeiten sind ein Relikt aus Zeiten, in denen es nur lineares Broadcasting gab und die Menschen dafür wissen mussten, wann welches Signal über den Sender geht. Dafür hat man Programmschemata entwickelt, aber es wird die Zeit kommen in der wir die nicht mehr brauchen. Das wird viel ändern. Für dieses Fernsehen braucht es Sendungen für die Menschen aktiv sehen wollen. Bei Filmen hat es sich ähnlich entwickelt. Früher waren wir an die Vorführungszeiten des Kinos gebunden, heute streame ich mehr und mehr brandneue Filme immer früher und wann immer ich will. Oder Musik: Früher haben wir lineares Radio gehört und auf den einen Song gewartet. Heute kann ich jeden Song wann immer und wo immer ich will hören. Ich glaube dass auch das Fernsehen sich in diese Richtung entwickeln wird. Die Branche wird sich langsam aber sicher dieser Nachfrage anpassen. Natürlich gilt es für die Beteiligten herauszufinden wie sich Reichweitenmessung entwickelt, wie die Werbekunden und ihre Werbegelder der Entwicklung folgen. Das hat maßgeblichen Einfluss darauf wie schnell das Medium sich wandeln kann.

Letzte Frage: Bleibt neben der „Daily Show“ überhaupt noch Zeit für andere Dinge? Sie haben vorher ja viel StandUp gemacht

Glücklicherweise habe ich immer noch genug Zeit neben der Show am Wochenende StandUps zu machen und wann immer wir mit der „Daily Show“ mal pausieren, reise ich um die Welt. Ich liebe das. Also der Fokus liegt natürlich sehr auf der „Daily Show“ aber man lernt sich die Zeit zu nehmen, um auch andere Dinge umzusetzen.

Trevor, herzlichen Dank für das Gespräch.