Vor knapp fünf Jahren wurde ein Ableger des UFA Lab in Köln gestartet. Gibt es ähnliche Gedanken für Medien-Städte wie Hamburg oder München?

Julius: Köln ist enorm wichtig für die TV-Branche. Viele Talente sind vor Ort, ebenso Kunden wie TV-Partner und Marken. Zudem hat Köln eine starke Produktionslandschaft, für uns voran mit der UFA Show & Factual GmbH, mit der wir eng vernetzt sind. Darüber hinaus haben wir unser starkes Netzwerk in ganz Deutschland aufgebaut, das unabhängig von Standorten funktioniert. Vergleichbar ist die Situation international, weil wir als Teil des FremantleMedia-Netzwerks auf der ganzen Welt großartige Kollegen haben, mit denen wir für internationale Cases zusammenarbeiten können. Dadurch, dass wir mittlerweile in mehr als 20 Ländern produziert haben, ist unser Netzwerk international stark gewachsen. Noch ein UFA Lab zu eröffnen, scheint uns derzeit also nicht als zwingend nötig. 

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Eines Ihrer Aushängeschilder ist das investigative Format "Jäger & Sammler", das auf YouTube teils sehr kontrovers behandelt wird. Wie gehen Sie damit um?

Schiwek: Klar, wenn wir sagen, wir erzählen vom Publikum aus, dann müssen wir auch konsequent auf Feedback achten. Da wird es auch mal unbequem und wir müssen uns ständig hinterfragen. Das tun wir überall und haben wir auch bei "Jäger & Sammler" immer wieder getan. In dem speziellen Fall muss man den Kontext sehen: Es ist unsere Mission, journalistisch sauber zu arbeiten, aber eben auch, kritische Kommentare zu erzeugen. Hier ist das ein Zeichen für Qualität. Unser gesamtes Team nimmt bewusst Haltung ein, spricht Themen an, die nicht immer mehrheitsfähig sind und bereitet sie kontrovers auf. Wenn sich plötzlich alle einig wären, müssten wir wieder wilder werden. Ein Zuschauer ist in der einen Woche komplett unserer Meinung, um in der nächsten Woche dagegen zu argumentieren. Unser Ziel ist hier ganz klar: Wir wollen den gesellschaftlichen Diskurs fördern. Und es ist wunderbar, dass wir das im Umfeld von "funk" umsetzen können.

Julius: Wir haben auch einige virale Videos erzeugt mit völlig unterschiedlichen Haltungen. Zum Beispiel "Hauptsache Sexy", "Überzucker" oder "Rappen fürs Vaterland". Die sprechen jeweils ganz unterschiedliche Themen an und treffen den Nerv jeweils an unterschiedlichen Stellen. Grundsätzlich gilt bei unserem Portfolio: Unser Team hat ein wahnsinnig umfassendes Spektrum und kreative Möglichkeiten. Wir decken von Journalismus und Education über Fiction, Comedy und Show bis hin zu Branded Entertainment und Virtual Reality alles ab und haben so für jeden Kunden den passenden Experten an Bord.

Im Grunde verfolgt das UFA Lab nicht mehr die Projekte, die es noch vor einigen Jahren verfolgt hat. Passt der Titel "Lab" überhaupt noch?

Schiwek: Wir erfinden uns tatsächlich jeden Tag neu, da sich auch der Markt immer wieder neu erfindet und wir möglichst immer einen Schritt voraus sein müssen. Da wir bei der UFA als digitales Studio etabliert sind, stimmt es auch weiterhin, dass wir diesen Drang nach vorne haben und Sachen ausprobieren wollen. Was allerdings mittlerweile nicht mehr passend ist, ist die Verbindung zum reinen Laborieren ohne kommerziellen Hintergedanken. Wir sind ein etabliertes Studio mit zahlreichen Kunden und produzieren auf hohem Niveau. Wir wollen aber auch das Experimentelle behalten und denken, dass das UFA Lab für einige Kundengruppen perfekt als digitales Studio eingerichtet ist. Trotzdem müssen wir auch hier flexibel bleiben und immer wieder hinterfragen, ob der Begriff "Lab" unseren gewachsenen Ansprüchen noch voll gerecht wird. Für Marken und Stiftungen erklärt sich das vielleicht nicht so leicht, daher nutzen wir dort gerne Sub-Labels für unseren Auftritt. Bei Stiftungen oder NGOs treten wir beispielsweise als MESH Collective auf, die in dem Umfeld eine eigene, etablierte Marke sind und u.a. jedes Jahr bei wichtigen Journalismus-Preisen ausgezeichnet werden. Für Marken werden wir unser eigenes Sub-Label bald verkünden. 

Welche Projekte stehen beim UFA Lab aktuell in den Startlöchern? In welche Richtung entwickelt sich das Haus?

Julius: Wir werden die Medienmarke "Janina and Food" weiter ausbauen, spannende VR-Projekte umsetzen, mit "funk" und anderen digitalen Plattformen neue Projekte launchen und sind in der Vorbereitung von Bewegtbild-Kampagnen für Marken und Programmmarken, die wir jetzt leider noch nicht verkünden dürfen.

Schiwek: Unsere Branche steht vor einer massiven Weiterentwicklung mit unzähligen Möglichkeiten, noch mehr Menschen erreichen zu können. Wir sind in einigen Bereichen bereits gut sichtbar und etabliert, zum Beispiel bei digitalen Partnern oder NGOs. Für etablierte TV-Partner und die Werbeindustrie wollen wir künftig noch klarer auftreten. Außerdem werden wir noch mehr in Experten-Netzwerken denken und uns von innen und außen die Menschen holen, die uns und unsere Geschichten noch besser machen. Man sagt ja, dass große Geschichten denen passieren, die sie erzählen können. Darauf freuen wir uns jetzt schon.

Vielen Dank für das Interview.