Foto: SAT.1Herr Schawinski, auch unser zweites Gespräch beginnt mit unerfreulichen Neuigkeiten. "Freunde für immer" ist schwach gestartet. Liegt ein Fluch auf den Sat.1-Serien?

Nein, "Freunde für immer" war wieder ein fantastischer Kritikererfolg, der umso mehr zeigt, dass die deutsche Serie es beim Zuschauer zurzeit richtig schwer hat. Schauen Sie sich, um nicht nur eigene Beispiele zu nennen, "Die Familienanwältin" bei RTL an. Die haben bei der Serie auch alles richtig gemacht und verlieren in der zweiten Woche über zwölf Prozent Marktanteil gegenüber dem Vorprogramm. So viel können wir bei "Freunde für immer" gar nicht verlieren (lacht).

Die im vergangenen Sommer nicht nur von Ihnen angepriesene "neue deutsche Fiction" ist in der laufenden Saison völlig gescheitert. Woran liegt das?

Die amerikanischen Serien haben derzeit einen Erfolg, den man sich vor einem Jahr nicht vorstellen konnte. Wir sehen hier einen neuen Standard, den ich "CSI"- oder auch "Navy CIS"-Standard nennen würde. Das sind Serienprojekte, die mit einem Produktionsvolumen von gut und gerne über drei Millionen Dollar produziert werden. So einen Aufwand erwarten die Zuschauer jetzt offenbar auch von deutschen Serien. Aber das kann das deutsche Fernsehen nicht bieten. Das ist das Problem auf das man Antworten finden muss.

Wobei "Bis in die Spitzen" nicht billig produziert wirkte...

"Bis in die Spitzen" war klasse und das ist uns von vielen Menschen bestätigt worden. Aber trotzdem hatte es den Bruchteil der Kosten einer amerikanischen Serie. Auch vom Look and Feel her haben die Amerikaner ganz andere Studios, ganz andere Möglichkeiten. Da müssen wir andere Wege gehen. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir Ideen und Drehbücher finden müssen, die nur wir hier so hinbekommen können. Nehmen Sie "Bis in die Spitzen" oder auch "Die Familienanwältin" - das sind Serien die auch aus dem Ausland hätten kommen können. Aber unsere neue Reihe von den Produzenten von "Der Bulle von Tölz“, "Stadt, Land, Mord", kann man so nur in Bayern drehen und das sind dann Ideen, die vielleicht eher eine Chance haben.

Wie groß sind jetzt Ihre Sorgen bei den kommenden Serien?

Wir haben die Serien, die wir jetzt zeigen, vor über einem Jahr geplant und Sie damals für den richtigen Trend gehalten. Wir haben daraus inzwischen unsere Lehren gezogen. Trotzdem können wir immer nur hier und heute planen, was wir für richtig halten und hoffen, dass das in ein oder zwei Jahren bei der Ausstrahlung noch Bestand hat.

Grafik: DWDLZusammen mit "Freunde für immer" wurde zum Beispiel auch "8 Days" angekündigt...

"8 Days“ war der Arbeitstitel. Das Programm heißt jetzt "Blackout - Die Erinnerung ist tödlich". Das ist keine klassische Serie. Wegen der Dichte, Intensität und Qualität des Programms haben wir uns für eine Programmierung als Event-Vierteiler entschieden.

Ist das generell die für das deutsche Publikum erfolgreichere Programmierung? Mehrteiler statt klassischer Serie?

Die großen Event-Zweiteiler, die wir hatten, haben alle sehr gut funktioniert und inzwischen ist auch die Konkurrenz auf diesem Feld gut unterwegs. Nur kann man das eben nicht wöchentlich veranstalten. Unsere Quote wird viel stärker in der Breite beeinflusst. Wenn wir im Vorabend 225 mal im Jahr mit "Verliebt in Berlin" Erfolg haben, dann wirkt sich das stärker aus, als ein durchschlagender Erfolg an vereinzelten Abenden.