"Sekretärinnen" wurde wohl auch deshalb wiederbelebt, weil neben ihnen mehrere Frauen im Zentrum stehen. Der Trend zu frauenstarken Produktionen ist deutlich zu spüren. Kommt das ihrer Meinung nach zum richtigen Zeitpunkt, oder hätte es schon früher der Fall sein müssen, sich darauf zu konzentrieren?

Ich halte diese Frauenquote generell für Quatsch. Es gibt bestimmt Bereiche, wo das nötig ist. In meinem Beruf ist es aber so, dass ich ans Set komme und zu 80 Prozent Frauen sehe – auch in hohen Positionen. Ich arbeite auch gerne mit Frauen zusammen, aber ich mache keine Unterschiede zwischen Mann und Frau. Wenn mir eine Frau krumm kommt, strafe ich sie genauso ab, wie einen Typen. Natürlich bin auch ich gegenüber Frauen vorsichtiger geworden, weil auch ich den Druck von #metoo spüre. Es geht aber auch immer um die richtige Einschätzung der Situation. Wenn mir eine Kollegin auf den Arsch haut, hat das eine andere Außenwirkung, als wenn ich einer Kollegin auf den Arsch haue. Ich kann mich deutlich verweigern, während Frauen sich nicht verweigern können, wenn der Mann unbedingt will. Man muss es sowieso mal klar sagen: In unserem Beruf geht es zu 50 Prozent um Sex. Jede Serie und jeder Tatort dreht sich im Endeffekt um zwischenmenschliche Beziehungen und um Partnerschaften. Das sind die Themen, die immer behandelt werden. Da immer genau zu wissen, was zu weit geht und was nicht, ist wahnsinnig schwierig. Wenn ich im niedersächsischen Landessverwaltungsamt arbeite, ist das nicht schwierig. Im niedersächsischen Landesverwaltungsamt geht es nicht um Sex. Bei uns ist das schwierig, Kunst hat immer etwas mit Sex zu tun. Woody Allen hat es schon einmal gesagt: "I went into the business because that's where you meet the girls."

Das könnte falsch verstanden werden.

Nur, wenn man es falsch verstehen möchte. Ich bin kein Chauvinist. Jedoch muss ich mir, wenn ich mit einer Frau eine romantische Szene spiele, wirklich vorstellen können, etwas mit ihr haben zu können. Diese Frau braucht dann irgendetwas, in das ich mich verlieben könnte, irgendetwas, das mich anmacht. Sonst werde ich die Rolle nicht gut spielen können. Das gehört für mich aber auch zum Beruf des Schauspielers dazu – man muss sich in ein Gefühl hineinversetzen können und dafür alles geben.

Sie sprechen nicht nur kritisch über die Frauenquote, sondern auch über deutsche Fernsehmacher – wie nahe ist der deutsche Serienmarkt derzeit dem amerikanischen, den Sie so schätzen?

Bei "Sekretärinnen" spüre ich, dass die Figuren in die richtige Richtung entwickelt wurden. Die Autoren haben einen guten Job geleistet und uns gleichzeitig den Raum gelassen, uns entfalten zu lassen. Die Amerikaner sind uns jedoch noch ein paar Jahre voraus. Das merke ich am Sprachgebrauch, der bei den Amis viel frecher und freier ist. Sie vereinen wunderbare Texte mit "fuck" und "shit" und allerlei Slangs. Damit verleihen sie jeder Figur Züge, die man so nicht erwartet, die sie unvorhersehbarer machen. Das schaffen wir in Deutschland noch nicht ganz. Wenn ich als Berger "scheiße" sage, merke ich noch, dass zu viele am Set zusammenzucken. Da werde ich dann gebeten, anstatt "Scheiße" doch bitte "Mist" zu sagen. Ich weiß, dass das ein Minuspunkt bei den Zuschauern ist.

Weil sich das Publikum verändert hat?

Klar. Oma und Opa würden natürlich zusammenzucken, wenn ich "Scheiße" sage. Mittlerweile sitzen aber Menschen vor den Streamingdiensten dieser Welt, die selber genauso sprechen.

Sie sind ein großer Fan von Improvisation. "Jerks" hat bewiesen, dass auch eine improvisierte Serie hervorragend ankommen kann. Haben Sie bei "Sekretärinnen" angemerkt, dass man das doch auch mal probieren könnte?

Wer fragt, verliert. Ich habe gewisse Dinge einfach vorgespielt und damit am besten beweisen können, warum eine von mir improvisierte Idee gut ist. Wenn ich vorher anfangen würde, beschreiben zu wollen, was ich gleich spielen möchte, wäre ich verloren. Ich kann das nicht. Ich bin ein visueller Mensch, der Ideen direkt spielerisch umsetzen muss. Inwiefern man improvisieren kann, liegt aber auch immer an den Schauspielkollegen. Wenn die da keinen Bock drauf haben, hast du keinen Partner, mit dem du Bälle austauschen kannst. Hier hatte ich zum Glück wunderbare Schauspielkollegen.

In "Django Unchained" gibt es eine improvisierte Szene von Leonardo DiCaprio, in der er mit der Hand ein echtes Glas zerbricht und blutig weiter macht – auf welche improvisierte Szene sind sie in ihrer Karriere besonders stolz?

Das war bei "Balko". In einer Szene sitze ich zu Hause auf dem Barhocker und habe den Toaster vor mir. Ich wollte, dass der Toast, nachdem ich ihn reingesteckt habe, in der Szene herausspringt und ich ihn komplett verschlafen aus der Luft heraus packe, wenn er rausspringt. Ich habe es auf Anhieb geschafft. Das war ein Gefühl wie im Western, wenn man sich zum Duell gegenübersteht und blitzschnell die Waffe ziehen muss.

Vielen Dank für das Gespräch.

"Sekretärinnen - Überleben von 9 bis 5" läuft donnerstags um 21:15 Uhr bei RTL.