Foto: ARDHerr Buhrow, Sie sind vor gut einer Woche aus Washington abgereist. Eine erste Frage, die mich interessiert: Sind Sie nach Deutschland oder "nach Hause" geflogen?

(lacht) Beides. Gute Frage. Natürlich muss ich zugeben, dass man nach langer Zeit einiges nicht mehr kennt. Aber: Mir war die Entscheidung ja lang genug bekannt und so konnte ich mich schon ganz gut einarbeiten. Und den Kontakt zur Heimat habe ich natürlich nie ganz verloren. Wir haben Familienbesuche gemacht im Laufe der Zeit. Ebenso musste ich berufliche Besuche machen, da ich als Studioleiter in der Zentrale in Deutschland auch administrative Sachen zu klären hatte. Insofern ist mir Deutschland vertraut.

Aber kann man tausende Kilometer fern ab von Deutschland alles mitbekommen, was die Heimat bewegt?

Es gibt natürlich gesellschaftliche oder politische Ereignisse, die an einem vorbeigehen: Ich habe zwar die Reden des ehemaligen Bundespräsidenten lesen und verfolgen können, habe aber selten eine Rede von ihm selbst auch gehört. Ein weiteres Beispiel ist der Boulevardbereich: Ich weiß nicht, welche neuen Sternchen sich am deutschen Schlagerhimmel aufgetan haben oder wer mit wem zusammen ist. Wenn dann irgendein "Ludergipfel" bei Thomas Gottschalk war, kannte ich die alle nicht und wußte nicht, wovon die deutschen Medien sprechen. Das ist an mir vorbei gegangen. Aber die weichen Themen hat man ohnehin schnell wieder drauf, über die harten Themen kann man sich im Internet sehr genau auf dem Laufenden halten. Der sinnliche Eindruck fehlt allerdings ein wenig.

Tom Buhrow musste sich privat also erst einmal wieder in Deutschland einleben...

Zu einer Alltagskultur gehören ganz viele kleine Dinge. Wie man einkaufen geht, morgens früh direkt zum Bäcker oder taut man sich eingefrorene Brötchen auf. Kommt die Zeitung direkt vors Haus oder holt man sich die an der Ecke. Allein Sonntag, wenn ich bei meinen Schwiegereltern bin, merke ich, dass in der Provinz wirklich Stille ist. Da kann man dann an einer Tankstelle vielleicht was kaufen, aber sonst nichts. Da gehen Leute mal spazieren. Aber welchen Pulsschlag der Alltag eines Landes hat, das spürt man nur, wenn man selbst in der Kultur lebt. So wie wir merken, dass die Franzosen wirklich lange, lange Mittag essen. In Amerika essen die Leute ihr Sandwich im Gehen. Das sind Sachen, die fallen einem nur auf, wenn man wirklich sinnlich im jeweiligen Land lebt. Jedesmal, wenn ich in Deutschland in einem kleineren Ort bin und diese Stille fühle, fällt mir das wieder neu auf.