Foto: IP DeutschlandIn Hamburg und München hat man sich schon präsentiert, heute folgt Düsseldorf und am Donnerstag Frankfurt. Das Team um IP Deutschland-Chef Martin Krapf und RTL-Lenkerin Anke Schäferkordt wirbt im Rahmen von "Primetime - IP on Tour" quer durch die Republik um Vertrauen und Werbebuchungen für die kommende TV-Saison. Dabei zieht sich das Prinzip Hoffnung wie ein roter Faden durch das Screening.

So hoffe er weiterhin auf das Vertrauen der Agenturen und Werbekunden, sagte Martin Krapf, Geschäftsführer des RTL-Vermarkters und begann die Präsentation beim Münchener Termin von "Primetime - IP on Tour" u.a. mit der Ankündigung, künftig auf die umstrittenen Share-Deals zu verzichten. Vorgeworfen werden IP Deutschland und SevenOne Media ein koordiniertes Vorgehen beim Werbezeitenverkauf sowie unlautere Vertragsbedingungen zu Lasten unabhängiger Sender. IP Deutschland weist die Vorwürfe von sich, will aber "proaktiv" agieren, um Sicherheit und Zuverlässlichkeit zu bieten. Dazu regte Krapf Gespräche mit allen Marktteilnehmern an, um über die Situation und künftige Modelle zu sprechen. Spätestens Anfang Oktober will man daraus die ersten Ergebnisse ziehen (DWDL.de berichtete).

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Auf seine Worte folgte Anke Schäferkordt. Sie bremste bei der Vorstellung der Aktivitäten der deutschen RTL-Gruppe die teils zu hohen Erwartungen an digitale Angebote. "Die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen", so Schäferkordt. Als Beleg dafür werden - wie später noch häufiger - Charts, Tabellen und Statistiken angeführt, die beim Thema Digitalisierung in der Tat beeindruckend ernüchternde Ergebnisse zeigen. Es klang für einen Moment fast so als wenn man nicht so recht an die schöne neue digitale Welt glaube. Doch weit gefehlt. Wo nur möglich wird bei "Primetime - IP on Tour" das interaktive TV-Angebot "n-tv plus" lobpreiset.

Foto: IP DeutschlandInsbesondere von IP Deutschland-Chef Krapf und Noch-n-tv-Geschäftsführer Johannes Züll - als künftiger Leiter von RTL Interactive weiterhin für das digitale Angebot verantwortlich. Das interaktive TV-Angebot wurde auch an zahlreichen Terminals in Aktion gezeigt. Die Rationalität Schäferkordts beim Thema Digitalisierung will da nicht ganz zusammenpassen mit diesem ambitionierten Projekt, in das ganz offensichtlich große, fast schon kühne Hoffnungen gesteckt werden.

Weniger kühn aber dennoch von der unbedingten Hoffnung auf Erfolg getrieben: Die auffallend deutliche Konzentration von Vox auf Kochformate und der Glaube, dass sich aus dem Thema noch mehr herausholen lässt. Der gute Start von "Unter Volldampf" am Vorabend gibt Vox-Chef Hoffmann zumindest Anlass zur Hoffnung. Ob dies mit einem weiteren Vorabendformat und zwei Primetime-Formaten aber beliebig ausbaubar ist, bleibt eine der spannenden Fragen der kommenden TV-Saison in die Vox sehr selbstbewusst startet. Auf den Erfolg der vergangenen Saison ist Hoffmann spürbar stolz. Um ihn weiter auszubauen wolle man "das Schicksal in die eigenen Hände" nehmen. Die Folge: Mehr Eigenproduktionen, weniger Einkäufe.

Foto: IP Deutschland"Was unterscheidet Vox und den 1.FC Köln?" Diese Frage wird ganz besonders heute beim Screening Düsseldorf gut ankommen. Auch in München wurde sie schon aufgeworfen und gleich beantwortet: Der 1.FC Köln sei zu Recht in der zweiten Liga, Vox nicht. Einmal mehr belegen Charts die Aussagen. Vox, der Favorit der zweiten Liga, wird zum selbsternannten Shootingstar auf der Überholspur. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht zu hoch gegriffen ist. Nur wenn der Boom der US-Krimis weiter anhält und sich Kochen als ausbaufähiges Thema erweist, kann Vox das hohe Niveau der vergangenen Saison halten. Von Steigerung mag man angesichts der wenigen Neuheiten im Programm zunächst nicht sprechen.
 


Super RTL-Geschäftsführer Claude Schmit sorgte für die unterhaltsamste aller Präsentationen - obwohl er zunächst kaum zu Wort kam. Als Schmit loslegt, unterbricht ihn das aus Toggo TV bekannte Haselhörnchen per Einspieler und präsentiert "die Mutter aller Crossmedia-Lösungen". Erleichtertes Lachen im Publikum. Nachdem Schmidt doch noch einige Worte los wurde und das Programm vorstellte, konnte er sich einen Seitenhieb auf Vox nicht verkneifen.
 
Foto: IP DeutschlandMan sollte eigentlich mal über eine Kochshow mit dem Haselhörnchen nachdenken - die Kollegen von Vox würden da bestimmt helfen. Schmit blickt verschmitzt zu Vox-Chef Frank Hoffmann. Und inhaltlich? Abgesehen von der Daytime erschreckte das vorgestellte Primetime-Programm mit zahlreichen Wiederholungen von RTL-Shows. In diesem Jahr durfte Vox einen Gang höher schalten, Super RTL muss offenbar warten.

Am Ende steht wieder Anke Schäferkordt auf der Bühne. Das Programm des TV-Marktführers RTL steht auf dem Programm. Genre für Genre geht Schäferkordt sehr sachlich und erläuternd durch das RTL-Programm und stellt die Neuheiten des jeweiligen Genres vor. Sie bedauert dabei die Schwäche der deutschen Serie, hofft auf neue Ideen. Beim erschreckend schwachen Spielfilm-Angebot der Kölner kommt einem wieder das Prinzip Hoffnung in den Sinn. Insgesamt lieferte Anke Schäferkordt eine Präsentation mit Struktur - nur leider mit wenig Leidenschaft. Da hilft auch der ein oder andere starke Trailer nichts.

Foto: IP DeutschlandNur einmal schimmert Schäferkordts Fernsehleidenschaft durch; so herzerfrischend sympathisch, dass es spontanen Applaus gibt. Sie erwähnt die Einschaltquoten der Boxkämpfe in der vergangenen Saison; hinter ihr sind die genauen Daten zu lesen. "Das mach ich jetzt auch für mich", sagt Schäferkordt und lacht. Wann hole man schon mal 64,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Man kann sich wohl soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten: So schnell nicht wieder.

Besuchern von "Primetime - IP on Tour" mangelt es am Ende ganz sicher nicht an Informationen. Dafür blieb die Unterhaltung und Emotionalität des Mediums Fernsehen für viele Gäste des Screenings in München auf der Strecke. Ob eine so strikte Trennung von Screening und Party am Abend also ein erfolgversprechendes Konzept ist, wird man nach den Veranstaltungen in Düsseldorf und Frankfurt in Ruhe klären müssen. Dass man bereit ist die Screenings anhand des Feedbacks weiterzuentwickeln, hat IP Deutschland mit "Primetime" ja zum Teil schon bewiesen.