"15 Prozent Tagesmarktanteil. Das sieht gut aus", sagt Sat.1-Geschäftsführer Guido Bolten an diesem frühen Donnerstagmorgen hoch erfreut. Mehr gibt's noch nicht. Auf die genauen Quoten des Fußballspiels warten alle. Und während so beinahe jeder in der kleinen Gruppe, die schon früh morgens am Flughafen von Bordeaux steht, minütlich einen Blick auf sein Handy wirft, fällt fast niemandem auf, dass unterdessen RTL Group-Chef Gerhard Zeiler im Eiltempo vorbei läuft. Auch er war wohl am Vorabend beim Spiel Girondins Bordeaux gegen den FC Bayern München. Zeilers Interesse: Seiner RTL Group gehört der französische Verein.
An wirtschaftlicher Bedeutung mangelte es beim scheinbar normalen Fußballspiel nicht. Johannes B. Kerner, das neue Flaggschiff von Sat.1, feierte seinen Rückkehr zu dem Sender, bei dem er groß wurde und die Champions League an sich ist ein elementarer Bestandteil der Programmstrategie von Senderchef Bolten. Dass durch die Niederlage der Bayern in Bordeaux die leise Sorge aufkommt, dass keines der drei deutschen Teams die Vorrunde überstehen könnte, sorgte an diesem Morgen vielleicht für ein noch höheres Interesse an einer Momentaufnahme des Erfolgs.
Am Hotel in Bordeaux empfängt Sat.1-Sportchef Sven Froberg den Heimkehrer Kerner. Es ist ein Wiedersehen mit verkehrten Rollen: Als Kerner in den 90er Jahren "ran" moderierte, war Froberg Praktikant. Über mehr oder weniger kurze Umwege über das ZDF oder DSF ist das Spiel Girondins Bordeaux gegen den FC Bayern München die erste erneute Zusammenarbeit der Beiden.
Nur wie erfolgreich war sie denn nun, die Kerner-Premiere bei Sat.1, von der er selbst schon im Vorfeld zurückhaltend sagte, dass seine Moderationen für den Quotenerfolg sicher nicht wesentlich seien? Erst als schon alle in ihren Fliegern sitzen und aufgrund hohen Verkehrs in Bordeaux noch auf den Abflug warten, kommt die Nachricht. Sat.1-Chef Bolten, selbst mit Franz Beckenbauer und Sat.1-Kollegen auf dem Weg zurück nach Bayern, versorgt den Flug nach Hamburg noch vor dem Abflug mit den lang ersehnten Zahlen.
18,4 Prozent Marktanteil für die erste Hälfte, 22,9 Prozent für die zweite Halbzeit und 18,4 Prozent für die Nachberichterstattung. "Ist doch super oder?" fragt Kerner in die Runde. Die Runde nickt. "Ist super", bestätigt sich Kerner und schnallt sich an. Innerlich ist damit gerade noch rechtzeitig geklärt: Es wird ein ruhiger Flug zurück. Ganz anders als noch am Tag zuvor beim Hinflug mit mancher Turbulenz. Unpraktisch, besonders dann, wenn der Flug gleichzeitig der Vorbereitung dienen soll. Doch mit ausgebreiteter Tages- und Fachpresse vor sich, bereitete Kerner auch so unbeindruckt seine Moderationen für den Abend vor.