Zwei Jahre liegt sein unrühmlicher Abgang beim ZDF inzwischen zurück. Nikolaus Brenders Vertrag als ZDF-Chefredakteur wurde damals nicht verlängert - ein Sieg für die Unionspolitiker um den damaligen hessischen Ministerpräsident Roland Koch, der am lautesten Kritik an Brender übte. Was folgte, waren Diskussionen über die Einmischung der Politik in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Dürfen Politiker tatsächlich entscheiden, wer den Posten eines Chefredakteurs innehat?

Brender selbst hat sich lange nicht zu Wort gemeldet. "Die Unabhängigkeit des Senders wird von der Politik durch die Besetzung der Aufsichtsgremien beschnitten, zumindest beim ZDF", sagt Brender rückblickend gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Doch er sieht auch bei anderen Sendern ähnliche Probleme. "Das parteipolitische Hinterzimmergefecht um die Wahl des MDR-Intendanten zeigt, dass die Parteien nichts dazu lernen wollen." Eine Quote für Politiker in den öffentlich-rechtlichen Aufsichtsgremien könnte seiner Meinung nach Besserung bringen.

Fraglich ist allerdings, inwiefern sich das in die Realität umsetzen lässt. Doch auch mit dem zeitlichen Abstand von zwei Jahren hat Nikolaus Brender seinen früheren Arbeitgeber im Auge - nicht zuletzt durch die Verfassungsklage der Landesregierung von Rheinland-Pfalz, deren Ziel eine Überprüfung der ZDF-Gremien im Hinblick auf eine mögliche Dominanz der Politik ist. "Der Richterspruch betrifft mich nicht mehr persönlich", sagt Brender. Für die Zukunft eines unabhängigen öffentlich-rechtlichen Systems sei er aber von existentieller Bedeutung.

Brender: "Das Verfassungsgericht sollte sich sehr genau die Präsenz der Politiker und die Auswirkungen ihres Einflusses in den einzelnen Ausschüssen ansehen." Im Groll blickt der frühere ZDF-Chefredakteur allerdings nicht zurück - zumindest nicht, wenn er an seine früheren Kollegen denkt. Ein Tischtuch sei jedenfalls nicht zerschnitten. "Die Tische kann ich gar nicht zählen, an denen ich mit meinen ehemaligen Kollegen und Kolleginnen seit meinem Abschied gesessen und gegessen habe", scherzt Brender. Er selbst hielt sich seither mit öffentlichen Auftritten jedoch zurück, übernahm erst gut ein Jahr später eine Kolumne in "Christ & Welt/Rheinischer Merkur", das seit der Einstellung des "Rheinischen Merkur" der Wochenzeitung "Die Zeit" beiliegt.

"Nach Jahrzehnten angespannter Arbeit als Journalist und nach den Widrigkeiten um meinen Abschied vom ZDF tut ein Sabbat gut", so Brender gegenüber DWDL.de. "Ich habe ihn genutzt, um meine Aufgaben als Mitglied meiner Familie wahrzunehmen." In knapp zwei Wochen zieht es Nikolaus Brender allerdings wieder vor die Fernsehkameras. Beim Nachrichtensender n-tv wird er ab dem 2. Februar monatlich durch die Talkshow "Bei Brender" führen. "Mit der 2-jährigen Auszeit vom ZDF scheint mir jetzt der nötige zeitliche Abstand gewahrt, um Interessenskonflikte zwischen dem neuen Engagement und meiner bisherigen Tätigkeit als Chefredakteur zu vermeiden", ist Brender überzeugt.

Die Idee zu einem ähnlichen Format habe er bereits während seiner Zeit beim ZDF gehabt, sagt er - damals sei es aus Platzgründen jedoch nicht zu einer Ausstrahlung gekommen. Da kam das neuerliche Angebot von Produzent Friedrich Küppersbusch gerade recht. Die neue Sendung werde an die ursprüngliche Form des amerikanischen Klassikers "Meet the Press" erinnern, gibt Brender die Richtung vor. Will heißen: Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft oder Kultur stellen sich den Fragen von Journalisten. Man darf also mit unbequemen Fragen rechnen. Etwas anderes hätte man von Nikolaus Brender allerdings ohnehin nicht erwartet. Erst recht nicht nach seinem unfreiwilligen Abschied vom ZDF.