Diese Saison hätte aus deutscher Sicht kaum besser laufen können: Mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern stehen am Samstagabend gleich zwei deutsche Mannschaften im Finale der Champions League und man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass das Interesse in den Wohnzimmern und beim Public Viewing gewaltig sein wird. Doch nicht nur für den deutschen Fußball war die nun zu Ende gehende Saison ein voller Erfolg: Auch das ZDF und Sky, die hierzulande für die Übertragung verantwortlich zeichneten, können zufrieden sein. "Das Fazit des ZDF nach der ersten Champions-League-Saison im ZDF fällt sehr positiv aus", sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Kein Wunder: Die Quoten der Übertragungen lagen nicht zuletzt dank der tollen Ergebnisse von Bayern und Dortmund weit über den Werten der Vorsaison, als noch Sat.1 die Rechte hielt.

Doch auch über die Übertragungen hinaus hat sich die Investition des ZDF gelohnt. 50 Millionen Euro soll der Sender angeblich jährlich an die Uefa überweisen. Das gefällt freilich nicht jedem, hat dem ZDF aber den gewünschten Erfolg gebracht. "Durch die Champions League ist das Programmangebot des ZDF werthaltiger geworden und hat eine weitere unique Marke bekommen. Die Quotenanalysen zeigen, dass es gelungen ist, junges Publikum über die Champions League zum ZDF zu bringen." Zudem hätten andere Formate von der Strahlkraft des Fußballs profitiert, so Gruschwitz. Einen solchen Erfolg in der kommenden Saison erneut zu schaffen, dürfte schwierig werden, weiß auch der ZDF-Sportchef. "Aus sportlicher Sicht ist diese Saison optimal verlaufen, dementsprechend gab es eine optimale Zuschauerakzeptanz. Sie wird nur schwer zu übertreffen sein."

Auch mit den Übertragungen selbst zeigt sich Gruschwitz zufrieden. "Im Laufe der Saison haben wir nur minimale Korrekturen auf der programmlichen Ebene vorgenommen." Nach dem Finale wolle man sich nun schnell zusammensetzen, um die Saison zu analysieren und über Änderungen zu entscheiden. Viel Neues wird es aber kaum geben: Das Gespann aus Oliver Welke und Oliver Kahn hat sich bewährt - und mit Jochen Breyer nutzte zudem ein echter Newcomer seine Chance vor der Kamera. Am Samstag wird das ZDF nun noch einmal groß aufspielen - und dabei auch mehr Zeit für die Vorberichterstattung einplanen. Ganz so ausführlich wie die Kollegen des Bezahlsenders Sky werden die Mainzer jedoch nicht senden. Dort hat man sich dazu entschlossen, schon um 12:00 Uhr mit dem Fußball-Talk "Sky 90 Extra" aus London zu beginnen.

Basis der Berichterstattung ist jedoch auch beim Finale das Champions-League-Studio in Ismaning. "Wir sind aber mit erhöhtem Aufwand vor Ort in London", erklärt Sky-Sportchef Burkhard Weber im Gespräch mit DWDL.de. Insgesamt ist man mit neun eigenen Kameras sowie 80 Mitarbeitern in Wembley unterwegs. Hinzu kommen noch einmal 90 Kollegen, die in Ismaning die Stellung halten. Dass man in dieser Saison erstmals seit vielen Jahren nicht mehr ausschließlich aus den Stadien berichtet, hat sich seiner Meinung nach aber bewährt. "Es ging uns nicht nur um das neue Studio. Damit verbunden war auch eine Ausweitung der Sendezeit unserer Berichterstattung. Wir wollten einfach etwas verändern", so Weber. Für Erheiterung sorgten allerdings mitunter die hübschen Damen, die in jeder Sendung den Studio-Gästen das Wasser einschenken durften.

Zum Vorwurf, es mit dem Show-Faktor womöglich etwas zu übertrieben haben, sagt Weber: "Es ist immer Geschmackssache - natürlich kann man darüber streiten, ob das sinnvoll ist oder nicht. Zur nächsten Saison werden wir das ändern. Wir beschreiten gerne neue Wege abseits des Gewohnten – da kann nicht immer alles funktionieren. Und selbstverständlich ist es nicht zwingend nötig, unsere Studiogäste mit einem Song einmarschieren lassen. Aber wenn damit auch noch eine Geschichte verbunden ist, dann empfinde ich das als schönen Mehrwert für die Zuschauer. Wir finden, dass das gut funktioniert." Das Finale will Sky nun nutzen, um auch Zuschauer abseits des Abonnenten-Kreises auf sich aufmerksam zu machen. Schon seit Freitag wird daher das Programm von Sky Sport News HD kostenlos im Netz gestreamt, am Samstag gibt es Vor- und Nachberichterstattung ebenfalls für jedermann umsonst.

"Wir haben uns einige Sachen für den Finaltag überlegt und dann gemeinsam im Haus entschieden, das allen Zuschauern zur Verfügung zu stellen. Wenn einer eine gute Idee hat, dann gibt es bei uns kurze Entscheidungswege", zeigt sich Weber im DWDL.de-Gespräch zufrieden. Und auch Interaktion und Social Media sollen eine Rolle spielen. Mehr als vier Stunden Sendezeit räumt Sky am Nachmittag der Sendung "Wembley Call-in" ein - eine Mischung aus der Call-in-Show, die man schon im vorigen Jahr beim Golf in Köln testete, und der durchaus unterhaltsamen Wimbledon-WG in London. Den Erfolg dieser Sendungen dürfe man jedoch nicht an Quoten festmachen, sagt der Sky-Sportchef. "Uns ist schon bewusst, dass die meisten Zuschauer nicht über die kompletten viereinhalb Stunden dabei sein werden. Aber es ist ein spannender Testlauf und ein echter Mehrwert für die Zuschauer, die auf das Spiel hinfiebern und mit uns diskutieren wollen. Call-in steht schon seit langer Zeit bei uns auf dem Zettel und wir schauen, wie das funktioniert. Ob das schon für die nächste Saison reicht, weiß ich aber nicht."

Zunächst einmal hoffen Burkhard Weber und sein ZDF-Kollege Dieter Gruschwitz jedoch auf ein spannendes Finale. Weber, der in Dortmund geboren ist und in München lebt, steckt dabei in einer echten Zwickmühle. "Ich tippe auf Dortmund, hoffe aber, dass es keiner Mannschaft so geht wie den Bayern beim Finale im letzten Jahr." Gruschwitz will sich indes nicht auf einen Tipp festlgen. "Ich erwarte aber ein spannendes und bis zuletzt ausgeglichenes Spiel", sagt er. Und gegen Verlängerung und Elfmeterschießen habe er auch nichts einzuwenden.