Nein, aus Quotensicht betrachtet war es keine erfolgreiche Saison für Vox. In allen Monaten bewegte sich der Sender teils deutlich unter den Vorjahreswerten. Richtig hart erwischte es Vox dabei zu Jahresbeginn, als Dschungel und Olympische Spiele ihren Teil dazu beitrugen, dass man sogar unter die Marke von sieben Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen fiel und zwischenzeitlich sah es beinahe so aus, als würde RTL II zur Abholung ansetzen. Doch auch wenn es dazu nicht kam, so bewegte sich Vox auch in den zurückliegenden Monaten nur bei knapp mehr als sieben Prozent und damit auf einem nur bedingt zufriedenstellenden Quoten-Niveau.

Dass es nicht noch schlimmer aussah, hat Vox vor allem "Sing meinen Song" zu verdanken, was vor allem deshalb überraschend ist, weil ganz sicher nicht jeder diesem herrlich unaufgeregten Musikformat zugetraut hätte, über Wochen hinweg zweistellige Marktanteile einzufahren. Bis zu zweieinhalb Millionen Zuschauer machten das gerade erst für eine zweite Staffel verlängerte "Tauschkonzert" mit Xavier Naidoo und vielen Musiker-Kollegen zum erfolgreichsten Neustart der Saison für Vox. Das ist schon alleine deswegen erfreulich, weil Vox-Chefredakteur Kai Sturm damit für den Mut belohnt wurde, mehr und mehr auf ungewöhnliche Eigenproduktionen setzen zu wollen, die es so anderswo nicht zu sehen gibt.

Vox wich damit in der zurückliegenden Saison auch von so manchem Irrweg ab, den man in der Vergangenheit - ispiriert vom Erfolg der Katzenberger - etwa mit Harald Glööckler oder "Familie Kratz" zu beschreiten versuchte. Irrungen und Wirrungen gab es aber auch diesmal. Man denke nur an den gescheiterten Versuch, die am Vorabend mit großem Erfolg getestete Proll-Dokusoap "Detlef muss reisen" in die Primetime zu hieven. Deutlich ärgerlicher war da schon der Flop der Eislauf-Doku "Real Cool Runnings", die unterm Strich aber womöglich einfach etwas zu langatmig geraten ist. Mehr Erfolg hatte Vox da schon mit "100 Songs, die die Welt bewegten" - und mit der "Höhle der Löwen" steht bereits ein weiterer vielversprechender Neustart bereit.

Sonntags ist es zudem gelungen, der "Kocharena" durch ein verändertes Konzept und die Umbenennung in "Grill den Henssler" neues Leben einzuhauchen. Zuletzt reichte es selbst gegen harte "Tatort"-Konkurrenz für mehr als zwei Millionen Zuschauer. Noch dazu erweist sich auch die "Promi Shopping Queen" als verlässlicher Quotenbringer, während "Das perfekte Promi Dinner" abends allenfalls noch mit Dschungel-Specials auf sich aufmerksam machen kann. Auch die tägliche Vorabend-Version musste zuletzt kräftig Federn lassen, bewegte sich mit Marktanteilen zwischen sieben und acht Prozent aber zumindest noch auf Höhe des Senderschnitts. Über kurz oder lang muss man in Köln aber wohl über Alternativen nachdenken, zumal "Prominent!" unter dem schwächer werdenden Vorlauf inzwischen ebenfalls zu leiden hat.

Guido Maria Kretschmer hat zum Ende eines durchwachsenen 19-Uhr-Testlaufs mit der "Shopping Queen" zumindest schon mal mehr als neun Prozent Marktanteil geholt - aktuell scheint man die Sendung bei Vox aber gerne als Nachmittags-Pfeiler behalten zu wollen, zumal sie mit "4 Hochzeiten und eine Traumreise" sehr gut harmoniert. Und mit "Mein himmlisches Hotel" testete Vox bereits erfolgreich ein weiteres Format dieser Art, das das Zeug hat, dauerhaft eine der beiden "mieten, kaufen, wohnen"-Folgen abzulösen. Im Bereich der Scripted Reality ist derweil nur "Verklag mich doch" übrig geblieben, das aber nicht weiterverfolgt werden soll. Hier ist offensichtlich die Einsicht gereift, dass mehr Formate dieses Genres auf Dauer dem Image schaden könnten. Das Straßenquiz "Wer weiß es, wer weiß es nicht?" erwies sich bislang aber noch nicht als adäquater Ersatz.

Eine deutlich veränderte Ausrichtung hat sich Vox derweil auch im Fiction-Bereich verordnet, was auch darauf zurückzuführen ist, dass viele über Jahre laufende US-Serien ihrem Ende entgegensendeten. Ein glückliches Händchen bei der Programmierung kann man Vox jedoch nicht attestieren. Völlig ohne Not verbannte man erfolgreiche Serien wie "CSI: NY" oder "Burn Notice" auf den Freitag, wo sie mal eben die Hälfte ihrer Zuschauer verloren, während der Ersatz am Montagabend im Gegenzug nicht an bisherige Hits anknüpfen konnte, auch wenn die erste "Arrow"-Staffel mit im Schnitt mehr als neun Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen freilich als Erfolg zu werten ist.

Dass sich selbst die letzte Staffel von "CSI: NY" - eigentlich ein Selbstläufer - freitags so schwer tat, zeigt, wie kompliziert es ist, diesen Sendeplatz zu bespielen. Da überrascht es dann auch nicht, dass eine unkonventionelle Serie wie "Suits" dort völlig verloren war - der Versuch, sie schließlich montags um 20:15 Uhr zu zeigen, machte daraufhin alles aber nur noch schlimmer. Hier stand sich Vox vor allem selbst im Weg. Dass sich der Sender grundsätzlich für neue Serien-Farben öffnete, ist jedoch begrüßenswert. "Continuum" oder "Bates Motel" passen da nur allzu gut ins Bild, hatten aber ebenso wenig das Zeug zum Hit wie zwei britische Miniserien, die man ungewöhnlicherweise am Samstagabend programmierte. Besser lief es da schon für "Die Bibel", wenngleich der ganz große Hype über Ostern auch hier ausblieb.

Hoffnung machte dafür gerade erst der Start der neuen US-Serie "Chicago Fire", die selbst in Konkurrenz zur Fußball-WM zu überzeugen wusste. Sollte der Erfolg anhalten, wäre das für Vox schon alleine deshalb ermutigend, weil in den Staaten mit "Chicago PD" bereits ein Ableger produziert wird. Mehr Kontinuität stünde Vox im Serien-Bereich ganz sicher gut zu Gesicht. Bleibt noch die Frage, wo eigentlich Charlie Sheen geblieben ist. Dessen teuer eingekaufte Sitcom "Anger Managment" wartet jedenfalls weiterhin auf ihre Ausstrahlung. Zumindest der völlig brach liegende späte Freitagabend würde sich inzwischen als Experimentierfläche für Comedyserien anbieten, doch klar ist auch, dass Vox den großen Sitcom-Hype mittlerweile vollständig verpasst hat. Womöglich eine vertane Chance.