"Das sieht zwar aus wie die Top 5 des Bio-Leistungskurses, ist aber die Auswahl für unsere Zuschauer des deutschen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest". Moderatorin Barbara Schöneberger ist gut drauf, als sie der versammelten Presse in Köln die jungen Musiker vorstellt, die sich um das begehrte Ticket nach Kiew bewerben. Tatsächlich wird man fast ausschließlich absolute Newcomer zu sehen bekommen, wenn man am Donnerstag um 20:15 Uhr ins Erste schaltet. Dass zwei der Teilnehmer schon einmal bei "Rising Star" und dem "Supertalent" zu sehen waren, ist allenfalls eine Randnotiz.

Der Abend verspricht jedoch nicht nur wegen der jungen Künstler interessant zu werden, sondern auch, weil alleine das neue Abstimmungssystem eine kleine Wissenschaft für sich darstellt. Während es 2016 lediglich zwei Voting-Runden gab, bei denen das Publikum entscheiden konnte, wer zum Eurovision Song Contest fahren soll, gibt es dieses Jahr ganze drei Instanzen zu bewältigen. So performen die fünf Auserwählten in der ersten Runde jeweils eine Coverversion ihrer Wahl. Per Zuschauervoting werden dann bereits zwei von ihnen nach Hause geschickt. Die verbliebenen drei singen in der zweiten Runde den ersten von zwei möglichen ESC-Songs ("Perfect Life") in unterschiedlichen Versionen. Dann muss wieder einer gehen.

In der dritten Runde werden die zwei verbliebenen Kandidaten dann den zweiten möglichen ESC-Song ("Wildfire") in unterschiedlichen Versionen zum Besten geben. Das Publikum entscheid nun, welches Lied ihnen in welcher Interpretation am besten gefallen hat. Je nachdem, wie die Abstimmung verläuft, kann das Finale wie folgt aussehen: 1. Ein Kandidat singt zwei Songs (und der zweite Musiker ist raus), oder 2. beide Kandidaten singen jeweils einen der beiden ESC-Songs, oder 3. beide Kandidaten singen denselben Song.

Mit all den neuen Regelungen möchten die Verantwortlichen übrigens "back to the roots" gehen, wie ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber im Vorfeld der Show klarstellt. Gemeint ist natürlich das das Casting-Konzept, das einst immerhin die spätere Siegerin Lena Meyer-Landrut hervorbrachte. Die sitzt übrigens zusammen mit Tim Bendzko und Florian Silbereisen beim Vorentscheid in einer Jury, die zwar kein Stimmrecht hat, aber den unentschlossenen Wählern mit ihren Kommentaren Anhaltspunkte liefern soll, um auch ja die richtige Entscheidung zu treffen. Eine solche ist angesichts der zwei letzten Plätze in den vergangenen beiden Jahren auch dringend notwendig.

ESC Vorentscheid 2017 Jury© ARD

Die Kandidaten des Vorentscheids hören auf folgende Namen:

Yosefin Buohler (21) ist gebürtige Kölnerin und ausgebildete Schauspielerin, die derzeit in Stockholm lebt. Erste Erfahrungen im Rampenlicht hat sie mit 13 Jahren im Finale von "Das Supertalent" und beim WM-Fußball-Qualifikationsspiel Schweden gegen Deutschland vor mehr als 50.000 Menschen gesammelt, als sie die deutsche Nationalhymne zum Besten gab.

Axel Maximilian Feige (28) ist der einzige Mann und gleichzeitig der erfahrenste Künstler in der Runde. Mit 15 Jahren gründete er seine erste Band, die er mittlerweile gegen seine neuen Kollegen bei "Absolem Max" und "Diazpora" eingetauscht hat. Neben seinem Gesang spielt er Fagott, Klavier, Gitarre und Bass.

Felicia Lu Kürbiß (21) bezeichnet ihre Musikrichtung als "Elektro-Pop" und hat ihre erste Aufmerksamkeit auf YouTube erlangt. Dort lädt sie wöchentlich Videos von sich hoch, wie sie Coverversionen trällert. Im Fernsehen konnte man sie 2014 das erste Mal sehen, als sie im Finale von "Rising Star" stand.

Isabella „Levina“ Lueen (25) tourt derzeit zwischen Berlin und London hin- und her, um ihr Studium des Music Management bewältigt zu bekommen. Vorher schloss sie bereits ein Gesangsstudium ab. Levina spiele bis zu ihrem 16. Lebensjahr in Kindermusicals mit und schreibt derzeit an Soul- und Pop-Songs. Mit ihrer Band tritt sie außerdem regelmäßig in Bars auf.

Helene Nissen (20) ist die Jüngste im Bunde und geht noch zur Schule. Erste Bühnenerfahrung gab es für sie u.a. beim NDR, wo sie Teil der Travemünder Woche war. Sie schreibt ebenfalls eigene Songs und hat eine Vorliebe für Johnny Cash.

Neben dem "Bio-Leistungskurs" wird es beim Vorentscheid übrigens auch ein paar bekannte Gesichter auf der Bühne zu sehen geben. So sollen die Ex-ESC-Siegerinnen Nicole, Ruslana und Conchita Wurst am Abend ein Medley mit ihren liebsten ESC-Sieger-Hits abliefern. "Wir werden allerdings nicht die eigenen Siegertitel singen", erklärte Nicole schon mal vorsorglich. Ihre Wahl fiel stattdessen auf "Merci Chérie" von Udo Jürgens aus dem Jahr 1966. Es besteht also zumindest theoretisch die Chance, Conchita Wurst mit einer Performance zu "Satellite" von Lena zu sehen. Dann wäre sogar noch ein Hauch von Raab mit dabei, der Lena damals groß rausgebracht hat. Der wird übrigens als Produzent des Vorentscheids diesmal allenfalls im Hintergrund agieren.