Mit dem Start immer neuer Spartensender ist die Fragmentierung des deutschen Fernsehmarktes in den zurückliegenden Jahren massiv forciert worden. Diese Entwicklung lässt sich vor allem an einer Zahl ganz gut ablesen: Im Juni erreichten die acht großen Sender gemeinsam nur noch einen Marktanteil von 55,9 Prozent - das bedeutete einen neuen Tiefststand. Zum Vergleich: Noch vor zehn Jahren teilten die Kanäle fast 70 Prozent des Kuchens untereinander auf.

Es lohnt sich daher, ein Auge auf die Quoten-Entwicklung der kleinen Sender zu werfen, die mitunter gar nicht mehr so klein sind. Man hat sich mittlerweile fast schon daran gewöhnt, wenn ein Krimi bei ZDFneo mal wieder mehr Zuschauer vor den Fernseher lockt als Formate bei ProSieben, Sat.1 oder RTL II. Und doch ist es längst nicht so, als zählten alle kleinen Sender zu den Gewinnern. Vielmehr macht sich auch hier inzwischen die Konkurrenz bemerkbar.

Erstaunliche Quoten-Entwicklung von ZDFneo

Will man sich auf die Suche nach dem größten Aufsteiger der zurückliegenden Saison machen, dann wird man auf dem Lerchenberg fündig. Stand ZDFneo noch im Januar 2016 bei einem Gesamt-Marktanteil von 1,5 Prozent, so gelang dem Sender zuletzt der Sprung über die Marke von drei Prozent - eine glatte Verdopplung innerhalb kürzester Zeit also. Damit schickt sich der öffentlich-rechtliche Sender inzwischen an, sogar RTL II und kabel eins zu überholen.

Horst Lichter moderiert © ZDF / Willi Weber
Doch ZDFneo ist längst auch beim jungen Publikum gefragt: So gelang es dem Sender im Mai erstmals, einen Marktanteil von zwei Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zu erzielen. Beachtlich: In sämtlichen Monaten der TV-Saison bewegten sich die Quoten über den Werten des jeweiligen Vormonats. Zu verdanken hat ZDFneo den Erfolg nicht zuletzt den besagten Krimis, die gerne mal an der Hürde von zwei Millionen Zuschauern schnuppern. Hinzu kommt, dass "Bares für Rares" seit geraumer Zeit am Vorabend eine echte Bank ist.

Und auch durch das "Neo Magazin Royale" werden regelmäßig junge Zuschauer zu ZDFneo gespült. Einen wie Jan Böhmermann hätte sicher so mancher Konkurrent gerne im Programm. RTL Nitro kommt allerdings auch ohne den Satiriker ganz gut aus und nahm aus Quotensicht in den zurückliegenden Monaten ebenfalls richtig Fahrt auf. Lagen die Marktanteile in der Zielgruppe zu Beginn der Saison noch bei 1,5 Prozent, so steigerte sich der Männersender seit Jahresbeginn kontinuierlich auf bis zu 2,1 Prozent, was ihn zwischenzeitlich gar zum Spitzenreiter unter den Kleinen machte.

RTL Nitro und ProSieben Maxx ärgern DMAX

Zugpferde von RTL Nitro sind einerseits die Serien-Klassiker in der Daytime und andererseits Serien-Hits wie "CSI" in der Primetime. Mit den True-Crime-Formaten hat der Sender, der ab Ende Juli schlicht Nitro heißen will, zudem einen echten Dauerbrenner im Programm. Hinzu kommt Sport als weitere Programmsäule - hier erhofft man sich für die kommende Saison vor allem durch die neue Bundesliga-Show weiteren Rückenwind. Dass auf dem Markt Platz ist für mehr als nur einen Männersender, beweist übrigens ProSieben Maxx, das ebenso wie RTL Nitro seit Jahresbeginn deutliche Gewinne verbuchte.

Raw© ProSieben Maxx / Andre Kowalski
Seit Januar bewegten sich die Marktanteile stets über dem Vorjahres-Niveau, im Mai reichte es mit 1,5 Prozent sogar für einen neuen Bestwert. Das ist vor allem deshalb beachtlich, weil sich zu diesem Zeitpunkt die NFL - und damit das größte Zugpferd von ProSieben Maxx - in der Pause befand. Dafür haben die beiden Wrestling-Shows und die erweiterte Anime-Schiene für neue Zuschauer gesorgt. Die zunehmende Konkurrenz bekommt nicht zuletzt der bisherige Platzhirsch unter den kleinen Kanälen zu spüren: Die DMAX-Marktanteile fielen in der zurückliegenden Saison durchweg niedriger aus als zuvor.

Gelang es dem zu Discovery gehörenden Sender in der Saison 2015/16 in immerhin vier von neun Monaten, mehr als zwei Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen zu ergattern, so blieb DMAX nun durchweg darunter. Sicher, auf Formate wie "Steel Buddies" ist noch immer Verlass, doch der verstärkte Wettbeweb geht nicht spurlos an dem Kanal vorüber. Gleiches gilt auch für Sixx, das mit dem Start vor sieben Jahren noch weitgehend allein auf weiter Flur war. Rekorde brach der Frauensender von ProSiebenSat.1 angesichts von Marktanteilen um 1,1 Prozent in der zurückliegenden Saison allerdings nicht mehr.

Das bittere Resultat: In keinem Monat konnte man sich gegenüber dem Vorjahr steigern. Das hängt einerseits damit zusammen, dass einstige Hits wie "Vampire Diaries" an Strahlkraft verloren und andererseits das Profil zwischenzeitlich längst nicht mehr so klar war wie noch in der Anfangszeit. Bei den älteren Frauen war ProSiebenSat.1 deutlich erfolgreicher: Sat.1 Gold konnte mit der Unterstützung von Ermittler-Dokus und Serien-Klassikern wie "Kommissar Rex" weiter zulegen. Zuletzt reichte es selbst bei den 14- bis 49-Jährigen wieder für 1,5 Prozent Marktanteil - und das, obwohl mit RTLplus mittlerweile auch hier die Konkurrenz größer geworden ist.

Was tut sich sonst?

Neben den großen Kleinen, zu denen im Übrigen auch Super RTL zählt, das im Kinderprogramm weiter klar vor der privaten Konkurrenz liegt, gibt es noch eine Reihe von Sendern, die bei weniger als einem Prozent Marktanteil liegen. Der Frauensender TLC etwa, der mit Werten um 0,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen ebenso nur eine Nebenrolle spielt wie der ARD-Kanal One, der einst unter dem Namen Einsfestival sendete. Und auch bei Tele 5 musste man sich zuletzt daran gewöhnen, dass die 1 vor den Komma seltener wurde: Nur einmal schaffte der Sender den Sprung über diese Marke, in der Vorsaison gelang das noch sieben Mal.

Tele 5© Tele 5
Allerdings macht Tele 5 bekanntlich keinen Hehl daraus, ohnehin nicht so sehr auf Quoten zu achten, schon gar nicht auf die der 14- bis 49-Jährigen. Vielmehr feiert man sich dafür, zweitstärkster Sender bei den Werbeblock-Reichweiten in der Primetime zu sein. Mit den "Schlechtesten Filmen aller Zeiten" weiß man jedoch sowohl Kunden als auch Zuschauer gleichermaßen zu überzeugen. Blickt man indes auf die Sportsender, dann hat Sport1 weiterhin die Nase aus Quotensicht vorn: Ob Fußball, Darts-WM oder Eishockey-WM - das reicht regelmäßig für Marktanteile um einen Prozent, während Eurosport bei der Hälfte liegt.

Und dann sind da auch noch die Informationssender, die sich in den vergangenen Monaten wieder einen stärkeren Wettkampf leisteten. Gleich mehrfach schaffte n-tv in der zurückliegenden Saison einen Marktanteil von 1,2 Prozent in der Zielgruppe und lag damit nur knapp hinter oder - wie im April - sogar gleichauf mit N24. Beim Gesamtpublikum liegt der Kölner Sender mittlerweile sogar regelmäßig vor der Berliner Konkurrenz, die durch den bislang noch mäßig gefragten Ableger N24-Doku aber noch ein paar zusätzliche Zuschauer einsammelt.

Doch auch auf diesem Gebiet ist die Konkurrenz härter geworden: ZDFinfo ist weiterhin mit Marktanteilen von bis zu 1,4 Prozent beim jungen Publikum ein starker Player und mit kabel eins Doku wird das Feld mittlerweile auch von Unterföhring aus beackert. Mit Marktanteilen um 0,3 Prozent spielte der jüngste Spross der ProSiebenSat.1-Gruppe bislang aber nur eine Nebenrolle. Doch die vergangene Saison hat gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann.