Die Erwartungen waren höher, das gibt kabel-eins-Chef Marc Rasmus mit Blick auf die Quoten des vergangenen Jahres unumwunden zu. Sein Sender hatte 2017 die Marktanteils-Hürde von fünf Prozent in der Zielgruppe unterschritten, will sich damit aber auf Dauer nicht zufrieden geben. "Wir werden den Sender wieder über über fünf Prozent bringen", kündigt Rasmus bei einem Pressegespräch in München an, räumt aber schon im nächsten Atemzug ein, dass man dieses Ziel im Sportjahr 2018 noch nicht erreichen werde. Den jüngsten Rückgang führt er nicht zuletzt auf die stärker gewordene Konkurrenz durch Privatsender der dritten Generation zurück, die wie kabel eins oft auf Serien-Klassiker und ältere Spielfilme setzen. "Andere Sender knabbern an unserem Image", sagt Rasmus, wohl wissend, dass auch die eigene ProSiebenSat.1-Gruppe mit immer neuen Sendern nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist.


 
Ein weiteres Problem hat Marc Rasmus am Vorabend ausgemacht. Die Access-Primetime sei, wie er sagt, "regelrecht zusammengeklappt". Aus diesem Grund unternahm man bereits 2017 mehrere Testläufe, um frischen Wind ins Programm zu bringen. "Wir haben aus allen kreativen Rohren geschossen", erklärt der Senderchef rückblickend. Von Erfolg war das jedoch größtenteils nicht gekrönt: Das Auktions-Format "Schätze unterm Hammer" ging ebenso baden wie das Magazin "Sicher ist sicher", die Dokusoap "Schrauben, sägen, siegen" machte ihre Sache immerhin ordentlich und vom Koch-Format "Gekauft, gekocht, gewonnen" mit Frank Rosin als Zugpferd hat man sich in Unterföhring gewiss mehr versprochen.

Dennoch will es kabel eins zumindest mit den beiden letztgenannten Formaten in diesem Jahr erneut wissen - und verleiht beiden Sendungen einen neuen Schliff. Man habe zusammen mit den Produzenten noch einmal "extrem an den Sendungen gearbeitet" und plane jeweils eine weitere Staffel der Pilotierung. Dabei ist der Sendeplatz um 18:00 Uhr, auf dem "Gekauft, gekocht, gewonnen" und "Schrauben, sägen, siegen" zuletzt liefen, inzwischen gar nicht mehr das größte Sorgenkind. Der Dauerbrenner "Mein Lokal, Dein Lokal" war "nahezu mausetot", wie Marc Rasmus mit Blick auf die Quoten sagt – konnte zuletzt erfolgreich wiederbelebt werden, indem man mit Ex-"Kochprofi" Mike Süßer eine zusätzliche Instanz einführte, um die Leistungen der Restaurantbesitzer zu bewerten.

Dafür ist das Problem nun eine Stunde später umso größer. Das vor zehn Jahren eher aus der Not geborene Format "Achtung Kontrolle" könne sich möglicherweise auf der Zielgeraden befinden und das Thema Kontrolle sei trotz zuletzt wieder positiverer Quoten-Tendenz mittlerweile "maximal ausinterpretiert worden". Aus diesem Grund hat kabel eins bei 15 Produktionshäusern angeklopft und von ihnen bei einem Pitch rund 80 Ideen für eine "Vorabend-Offensive" erhalten. Etwa ein Dutzend davon will man weiterverfolgen, zwei wurden sofort in die Entwicklung geschickt. Spätestens im dritten oder vierten Quartal möchte der Sender die ersten Ergebnisse für den 19:00-Uhr-Slot an den Start bringen.

Neue Ideen sind jedoch auch in der Primetime gefragt, wo kabel eins das Spektrum mit seinen bekannten Gesichtern erweitern will – und muss. Peter Giesel bekommt mit "Achtung Abzocke" noch mehr Einsätze und auch für Sternekoch Frank Rosin ist Neues in Planung. Bereits am 8. April wird der Sender seine "Trucker Babes" am Sonntagabend in die zweite Staffel schicken. Dass das jedoch kaum reicht, um durchs Jahr zu kommen, weiß auch Marc Rasmus. Beim Pressegespräch in München hatte der Senderchef daher noch ein neues, durchaus vielversprechendes Format im Gepäck. Es heißt "Die Klinik – Team Frankfurt-Höchst" und soll voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst mit zunächst vier Folgen am Dienstagabend ausgestrahlt werden.

Die Produktionsfirma Janus TV durfte fast 100 Tage lang auf fast allen Stationen drehen. Auf diese Weise bekam kabel eins einen authentischen Einblick in den Klinik-Alltag. "Wir hatten das volle Vertrauen", betont Rasmus, der große Stücke auf das eher ruhige Format hält. In Zukunft wolle man jedoch "hier und da ein bisschen lauter werden", sagt der kabel-eins-Chef. Das wird auch dringend nötig sein, will man im kommenden Jahr tatsächlich wieder eine Fünf vor dem dem Komma sehen .