Wer Fußball-Fan ist und mit seiner Mannschaft vor dem Fernseher fiebert, musste sich in der vergangenen Saison ein Stück weit umgewöhnen. Erstmals gab es bei den Live-Übertragungen der Bundesliga-Spiele nämlich nicht mehr nur einen Fernsehpartner. Zwar überträgt Sky die meisten Partien, doch die Freitagsspiele und jene, die neuerdings am Sonntagmittag und Montagabend angepfiffen werden, sind nun bei Eurosport beheimatet – ganz zu schweigen von den beiden Relegationsspielen, die anders als in der Vergangenheit aus dem Free-TV verschwinden. Ob sich das Unterfangen Bundesliga für Eurosport bezahlt gemacht hat, lässt sich nach Ende der ersten Saison schwer einschätzen, schließlich will der Sender auch zum Ende der Saison keine Auskunft darüber geben, wie viele Abonnenten man denn für den anfangs noch fehleranfälligen Eurosport Player gewinnen konnte.

Susanne Aigner-Drews© Discovery
"Das Feedback auf unsere Berichterstattung ist sehr positiv – ob von Fans und Vereinen oder das Lob in den sozialen Netzwerken. Vor allem mit unserem Duo Matthias Sammer und Jan Henkel haben wir den Nerv der Fußballfans getroffen", sagt Susanne Aigner-Drews (Foto), Deutschland-Chefin der Eurosport-Mutter Discovery. "Auch mit der Entwicklung der Nutzungszahlen sind wir sehr zufrieden." Am Grundgerüst der Strategie für die Bundesliga-Übertragungen werde man daher nur wenig ändern. "Natürlich überprüfen wir aber alle Elemente unserer Berichterstattung genau und werden sicher auch Anpassungen vornehmen."

Ob das auch für die Empfangswege gilt, darf indes bezweifelt werden. Einer der großen Kritikpunkte der Fans war es, dass der Bundesliga-Sender von Eurosport nicht einfach über Sky dazugebucht werden kann. Bis heute hat man mit dem Konkurrenten, mit dem man über viele Jahre hinweg erfolgreich zusammenarbeitete, diesbezüglich keinerlei Einigung erzielen können. "Wir befinden uns im ständigen Austausch mit all unseren Partnern", sagt Aigner-Drews zurückhaltend. "Mit HD+ oder auch Amazon Channels haben wir bereits in der vergangenen Saison gute Übereinkommen getroffen, die dem Zuschauer noch mehr Möglichkeiten bei der Wahl der Übertragungsart geben."

Dass nicht mehr alle Spiele bei Sky gezeigt werden, hat dem Pay-TV-Platzhirschen unterdessen nicht geschadet. Ganz im Gegenteil: Zu sämtlichen Anstoßzeiten konnten die Reichweiten deutlich ausgebaut werden. Am stärksten gelang dies sonntags um 15:30 Uhr, wo das Plus gegenüber der Vorsaison 60 Prozent betrug. Die meisten Fans lockte Sky aber natürlich erneut am Samstagnachmittag vor den Fernseher: 1,46 Millionen Zuschauer wurden hier im Schnitt gezählt, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Am 21. Spieltag stellte der Sender mit 1,75 Millionen Zuschauern sogar einen neuen Allzeit-Rekord auf. "Hochzufrieden" sei man daher mit der nun zu Ende gegangenen Saison, heißt es aus Unterföhring. Dass man mehr Zuschauer denn je erreicht habe, sei "auch Anerkennung für die Arbeit unserer Redaktion".

"Sportschau" leidet unter Spieltagsgestaltung

Axel Balkausky© ARD/Ralf Wilschewski
Das Topspiel am Samstag konnte die Reichweite indes um 40 Prozent ausbauen, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Sky mehr denn je Zugriff hatte auf Spiele von Bayern und Dortmund – sehr zum Leidwesen der ARD-"Sportschau", der auf diese Weise so manch attraktive Begegnung entging. Mit rund fünf Millionen Zuschauern war der TV-Klassiker zwar einmal mehr eine sichere Bank fürs Erste, doch leichte Verluste ließen sich letztlich nicht verhindern. Gegenüber DWDL.de sprach ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky (Foto) davon, dass die Spieltagsgestaltung "manchmal sicherlich etwas unglücklich" für die "Sportschau" gewesen sei. "Dass die Meisterschaft bereits so früh entschieden war, hat wahrscheinlich ebenfalls dazu beigetragen, auch wenn der Abstiegskampf bis zum 34. Spieltag besonders spannend blieb."

Steigende Quoten verbuchte im Gegenzug "Das aktuelle Sportstudio", das an den Bundesliga-Spieltagen mit durchschnittlich 2,25 Millionen Zuschauern neue Höchstwerte erreichte. "Eine erfreuliche Resonanz auf das Programmangebot des renommierten ZDF-Sportformates, das die Bundesliga von Beginn an begleitet hat – aber auch ein weiterer Beleg für die ungebrochene Attraktivität der Sportart Nummer eins im deutschen Fernsehen", so ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Punkten konnte der Mainzer Sender aber auch mit drei Live-Spielen, die man in der vergangenen Saison am Freitagabend zeigte. Das ZDF wird zugleich der erste Free-TV-Sender sein, der in den nächsten Tagen Bilder der beiden Relegationsspiele zeigen wird.

Oliver Schablitzki© Nitro
Mit Nitro mischte in den zurückliegenden Monaten aber auch ein neuer Player im Free-TV mit. Die Zusammenfassungen sämtlicher Spiele vom Wochenende taten sich allerdings bisweilen schwer, am späten Montagabend ihr Publikum zu finden. Ein durchschnittlicher Marktanteil von etwa einem Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist sicher nicht das, was man sich in Köln von "100% Bundesliga" erhofft hat. Nitro-Chef Oliver Schablitzki verweist dann auch lieber auf die konzeptionellen Veränderungen, die man an der Sendung mit Laura Wontorra und Thomas Wagner im Laufe der ersten Monate vorgenommen hat. "Über die Saison hinweg haben wir an einer Vielzahl von Stellschrauben gedreht, und insgesamt hat '100% Bundesliga' eine gute, inhaltliche Entwicklung genommen", so Schablitzki zu DWDL.de. "Für die kommende Saison ist es weiterhin unser Ziel, die Bekanntheit der Live-Sendung zu steigern."

Gelingen soll der erhoffte Aufschwung auch mit Hilfe der Europa League, die fortan ihre Free-TV-Heimat bei Nitro haben wird. Ausgerechnet die umstrittenen Montagsspiele waren es, die zuletzt aber zumindest immer wieder für einen Quotenschub sorgten – knapp drei Prozent waren so in der Spitze in der Männer-Zielgruppe des Senders drin. Doch Zahlen wie diese müssen in der nächsten Saison häufiger kommen, will "100% Bundesliga" als echter Erfolg für Nitro durchgehen.

Präsenz der 2. Liga hat spürbar abgenommen

Neuerungen brachte die vergangene Saison zudem für die 2. Liga mit sich, deren Präsenz nicht nur den Wechsel des Montagsspiels ins Pay-TV nachließ, sondern auch durch das Aus für die Zusammenfassungen bei Sport1. Verzeichnete der Sender im vergangenen Jahr mit "Hattrick" noch 450.000 Zuschauer, so kam das Nachfolge-Format bei Sky Sport News HD meist nur auf einen Bruchteil dieser Reichweite. Dass die Highlights am Freitag und Sonntag inzwischen parallel auch wieder bei Sport1 zu sehen sind, half den Quoten, auch wenn knapp 200.000 Zuschauer und ein Marktanteil von 0,8 Prozent in der Männer-Zielgruppe bislang keineswegs als phänomenal zu werten sind.

Dirc Seemann© Sport1/Rupp
Sport1-Chefredakteur Dirc Seemann (Foto) gibt sich mit der überraschenden Wendung allerdings durchaus zufrieden. "Das Angebot wird dankbar angenommen – und 2018/19 bieten wir den Fußballfans diese Highlight-Berichterstattung dann auch über die ganze Saison hinweg", sagt er. Von Sky heißt es indes, dass die Ausstrahlung der SSNHD-Sendung bei Sport1 die eigene Sender-Marke "noch bekannter" mache. Klar ist aber auch, dass der Rechte-Erwerb keineswegs ein Selbstläufer ist. Immerhin: Der exklusive Ausstrahlung des Montagsspiels habe die Erwartungen "voll erfüllt", die Reichweiten der Sky-Übertragungen seien hier um 45 Prozent gestiegen.

Bei Sport1 nimmt man den Verlust allerdings sportlich. "Natürlich hätten wir die 2. Bundesliga auch weiterhin gerne live im Free-TV übertragen", sagt Chefredakteur Seemann im Gespräch mit DWDL.de. "Besonders für die fußballinteressierten Zuschauer ist es ein Verlust, dass das Montagspiel ins Pay-TV abgewandert ist." Mit der Regionalliga und Highlights aus europäischen Ligen sei der Fußball-Montag auf Sport1 dennoch "bei den Fans weiter fest etabliert". Klar ist aber auch, dass Millionen-Reichweiten damit kaum möglich sind. Dafür ist bei Sport1 weiterhin der "Doppelpass" zuständig: Schon vor dem letzten Spieltag bewegt sich der Fußball-Talk trotz neuer Konkurrenz durch "Wontorra" auf dem besten Reichweiten-Niveau seit der Saison 2012/13, im Schnitt schalten Woche für Woche 990.000 Zuschauer ein.