Im März 2017 kündigte kabel-eins-Chef Marc Rasmus an, künftig wieder dauerhaft bei mehr als 5,0 Prozent Marktanteil liegen zu wollen. Das war übrigens genau der Monat, in dem der Sender mit 4,6 Prozent auf ein 10-Jahrestief fiel. Zuletzt konnte kabel eins im April und Mai wieder mehr als 5,0 Prozent erreichen, sonst war es aber eine eher enttäuschende TV-Saison. In sechs von neun Monaten lag man unter dem Vorjahresniveau, die 4,6 Prozent musste Marc Rasmus zwischen September 2017 und Mai 2018 gleich drei Mal hinnehmen. Die Gründe für die Misere liegen auf der Hand: Der Vorabend ist weiterhin eine große Baustelle und in Sachen US-Serien ist jeglicher Anspruch verloren gegangen. Und nun machen auch noch die Eigenproduktionen am Dienstag Probleme.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass kabel eins in den vergangenen Monaten wenig ausprobiert hat. Im Sommer 2017 ist "Unser neuer Chef" gescheitert, seitdem setzte man auf bewährte Formate und Gesichter am Dienstagabend. Doch weder Peter Giesel mit "Achtung Abzocke" noch Frank Rosin mit "Rosins Restaurants" konnten an die guten Quoten der Vergangenheit anknüpfen und lagen teils unter dem Senderschnitt. Auch der Versuch, mit "Die schlimmsten Verbrechen der Welt" am Dienstag eine neue Programmfarbe zu testen, ist gescheitert. Derzeit ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Format "Die Klinik - Ärzte, Helfer, Diagnosen", das ab Mitte Juli ausgestrahlt wird. Die Bestrebungen, perspektivisch auch den Donnerstag mit Eigenproduktionen zu bespielen, hat man bei kabel eins inzwischen offenbar aufgegeben. Zu groß sind derzeit die Probleme am Dienstag. Hier rächt es sich, dass man neben Frank Rosin lange keine prägenden Sendergesichter aufgebaut hat, mit denen man neue Formate erfolgreich hätte starten können. Nun durchläuft auch der TV-Koch eine Schwächephase.

Die zweite Schwachstelle ist noch immer vor der Vorabend, den man schon in der vergangenen Saison als solche identifiziert hatte. Inzwischen hat sich die Problemzone allerdings wohl auch zur Überraschung der Senderverantwortlichen verschoben: Durch eine Änderungen ist es nämlich gelungen, "Mein Lokal, Dein Lokal" um 18:00 Uhr halbwegs zu stabilisieren und auch die Quoten von "Abenteuer Leben täglich" zeigen seit einigen Monaten nach oben. Dadurch kann sich kabel eins jetzt vorerst auf den 19-Uhr-Sendeplatz fokussieren, auf dem "Achtung Kontrolle" nach zehn Jahren seine Halbwertszeit endgültig überschritten hat. Die Heimwerker-Doku "Schrauben, sägen, siegen" kann dort bislang aber noch nicht glänzen - anders als bei den Vorabend-Neustarts der Vorsaison beweist kabel eins nun aber zumindest einen längeren Atem und zeigt aktuell bereits die zweite Staffel.

Das gilt auch für das Koch-Format "Gekauft, gekocht, gewonnen", das trotz bislang eher mäßiger Quoten demnächst noch einmal ran darf. Die von Senderchef Rasmus im März 2018 angekündigte "Vorabend-Offensive" soll im Laufe des Jahres zudem durch weitere neue Sendungen vorangetrieben werden. Bis dahin bleibt das Nachmittagsprogramm die wichtigste Stütze vor 20:15 Uhr - hier fährt der Sender ausgerechnet mit US-Serien meist gute Quoten ein. In der Primetime läuft es für die Serien von kabel eins aber überhaupt nicht rund. "Navy CIS: New Orleans" hatte man zuletzt von Sat.1 geerbt, versenkt es am Freitagabend aber zwischen so vielen Wiederholungen, dass die schlechten Quoten auch in Unterföhring niemanden überraschen dürften. Auch am Samstag setzt man ja auf Wiederholungen von Serien - offenbar erwarten die Zuschauer schon gar keine neuen Folgen mehr beim Sender, sodass auch die wenigen Erstausstrahlungen untergehen.

Ordentlich bis gut performen meist die Filme, die kabel eins zeigt. Diese pushten den Sender im Mai auf den besten Marktanteil seit zwei Jahren - das lag aber wohl vor allem auch an den vielen Feiertagen, durch die kabel eins noch mehr Filme als ohnehin schon zeigte. Mehr schlecht als recht läuft es am Sonntag: Anfang des Jahres sind "Die größten Trends 2018" hier schlecht gelaufen - die 2017er Version war ein Jahr zuvor noch deutlich gefragter. Auch "Die spektakulärsten Kriminalfälle" performen mittlerweile sehr schlecht. Einzig die "Trucker Babes" konnten sich zuletzt nach einem mäßigen Start in die neue Staffel auf ein gutes Quotenniveau steigern - angesichts der starken Konkurrenz sind mehr als sechs Prozent Marktanteil am Sonntagabend ein schöner Erfolg. Es besteht also durchaus noch Hoffnung.

Gleichwohl bleibt das Ziel, die regelmäßige Fünf vor dem Komma, nach aktuellem Stand eine große Herausforderung für kabel eins. Um das zu erreichen, muss der Sender bald endlich seinen Vorabend in den Griff bekommen und aufpassen, dass die sonst eigentlich sehr zuverlässigen Eigenproduktionen am Dienstagabend nicht noch weiter abrutschen. Bricht auch dieser Stützpfeiler weg, wäre das Ziel auf Dauer wohl kaum zu schaffen.