Was sollen die öffentlich-rechtlichen Sender in Zukunft eigentlich leisten, welche Inhalte sollen sie auf welchen Verbreitungswegen anbieten? Die Debatte wird zwar schon seit langem öffentlich geführt – allerdings vornehmlich von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, von Interessensgruppen, aus dem Journalismus und den Sendern selbst. Sprich: Alle, die sich professionell damit beschäftigen. Keine schlechte Idee wäre es doch da, auch mal das Publikum zu fragen, was das eigentlich will – dachte man sich auch bei der ARD und hat den "ARD-Zukunftsdialog" ersonnen.

Der hätte eigentlich schon im vergangenen Jahr mit Vor-Ort-Veranstaltungen stattfinden sollen, als dann die Pandemie dazwischen kam und die Pläne vorerst durchkreuzte. Da der ARD-Vorsitz des hinter den Planungen stehenden WDR endlich ist, das Ende der Corona-bedingten Einschränkungen sich aber kaum prognostizieren lässt, hat sich die ARD nun für eine digitale Variante entschieden, die nach der sogenannten "Future Search Conference"-Methode abläuft.

Wie läuft das ab?

Los geht‘s am heutigen Samstag mit der Auftakt-Konferenz, die per Video-Schalte stattfindet. Dass daran nicht jeder teilnehmen kann, liegt auf der Hand: 170 bis 200 Personen sollen es sein, intern "Losbürger" genannt. Losbürger deshalb, weil sie nach Zufallsprinzip ausgelost wurden - wobei man versucht hat, die Bevölkerung so repräsentativ wie möglich abzubilden, also alle Bundesländer, Alter oder Bildungsgrade dabei zu haben, aber genau so die ganze Bandbreite vom ARD-Fan bis jenen, die ARD-Angebote nach eigenem Bekunden gar nicht nutzen.

Diese treffen in der Auftaktveranstaltung auf etwa 30 ARD-Vertreter, wobei man auch bei diesen auf eine diverse Besetzung geachtet hat: Natürlich sind alle Rundfunkanstalten vertreten, aber auch unterschiedlichste Hierarchiestufen vom WDR-Intendant Tom Buhrow bis zur jungen Digital-Programmmacherin, auch auf unterschiedliche Herkunftshintergründe habe man geachtet. Die ganze Veranstaltung hat Workshop-Charakter, diskutiert werden soll vor allem in Kleingruppen – wobei sich die ARD-Seite vorgenommen hat, nicht in Rechtfertigungen zu verfallen, sondern zuallererst einmal zuzuhören und mehr zu fragen statt zu belehren.

Vorfestlegungen der Themen gibt es nicht, man betont, ergebnisoffen an die Sache heran zu gehen, rechnet aber damit, dass die Bürger eher über programmliche Fragen als über irgendwelche Struktur-Überlegungen diskutieren wollen. Die Themen aus diesen kleinen Gruppen werden dann zusammengetragen, geclustert, sodass im Plenum noch einmal darüber abgestimmt werden kann, was nun die wichtigsten Themen waren – diese voraussichtlich fünf bis acht "Themenräume", wie die ARD sie nennt, sind nämlich die Grundlage für die zweite Phase des "Zukunftsdialogs".

Wie kann man sich beteiligen?

Und hier kommen nun all jene ins Spiel, die der ARD schon immer mal die Meinung geigen wollten - oder auch das loben, was aus ihrer Sicht gut läuft.A b dem 31. Mai sind dann nämlich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich online an der Diskussion zu beteiligen. Dafür wird es eine eigene Plattform geben, die im Detail noch nicht vorgestellt wurde. Auch "einzelne, thematisch fokussierte Live-Events" sind in diesem Zusammenhang im Juni geplant. Auf den ARD-eigenen Kanälen, sei es im TV, im Radio oder online, wird man dann ordentlich dafür trommeln, um möglichst viele zum Mitmachen zu bewegen. Spannend wird, wie konstruktiv das abläuft - und wie sehr die ziemlich aktive Szene der Rundfunkbeitragsgegner die Diskussion kapert.

Und was bringt das?

Papier ist geduldig, Online-Plattformen noch sehr viel mehr. Angesichts des durchaus enormen Aufwands, den man für diesen "Zukunftsdialog" betreibt, besteht aber doch begründete Hoffnung, dass die ARD sich intensiv mit den Ergebnissen beschäftigen wird. Dafür ist Phase 3 vorgesehen, in der dann in den ARD-Anstalten über in internen Workshops über die Beiträge und Vorstellungen der Bürger diskutiert wird, sie ausgewertet werden und auch mit den Aufsichtsgremien besprochen.

Idealerweise leiten sich daraus vielleicht auch konkrete Pläne oder Maßnahmen ab. Die könnte man dann jedenfalls im November auf der Abschlussveranstaltung vorstellen. Dazu sind erneut all jene eingeladen, die auch schon Teil der Auftaktveranstaltung an diesem Wochenende waren - sie wissen also genau, worüber damals disktutiert wurde. Im Nachgang dazu wird es dann auch einen Abschluss-Bericht geben, den jeder einsehen kann. Geht es nach den Verantwortlichen für den "Zukunftsdialog" in diesem Jahr, soll es auch keine einmalige Veranstaltung bleiben, sondern wiederholt werden. Ob es dazu kommt, wird auch davon abhängen, als wie sinnvoll sich die diesjährige Veranstaltung herausstellt.