Wenn sich eine Fernsehshow vom Überraschungs-Hit zum Dauerbrenner mausert, dann besteht mit der Zeit erfahrungsgemäß die Gefahr der Abnutzung - erst recht, wenn man, wie ProSieben es in den vergangenen Jahren im Falle von "The Masked Singer" getan hat, jährlich gleich zwei Staffeln auf Sendung bringt. Innerhalb von nur rund drei Jahren hat sich der durchschnittliche Marktanteil des Formats auf diese Weise nahezu halbiert und lag zuletzt bei nur noch rund 13 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. "The Masked Singer" ist noch immer ein schöner Erfolg, klar, aber eben kein absoluter Überflieger mehr wie noch vor nicht allzu langer Zeit.

Ist der Hype um "The Masked Singer", der vor fast fünf Jahren als Sommer-Pausenfüller begann, also bereits wieder vorbei? Zumindest deutet einiges darauf hin, dass das Publikum dem musikalischen Ratespiel inzwischen nicht mehr ganz so viel abgewinnen kann wie noch in der Anfangsphase, was sicher auch an der Redudanz liegt, die der Show innewohnt. Umso gespannter darf man auf die nun anstehende zehnte Staffel sein, mit der ProSieben und die Produktionsfirma Endemol Shine Germany von diesem Samstag an versuchen wollen, dem Format noch einmal erkennbar neues Leben einzuhauchen. Weil das mit schrillen Masken wie der Zuckerwatte oder der Couchpotato vermutlich nur noch bedingt funktioniert, soll es neben einem neuen Rateteam - bestehend aus Palina Rojinski und Rick Kavanian - vor allem mehr Rätselspaß richten.

Kerstin Kalenberg © Endemol Shine Germany / Steffen Z. Wolff Kerstin Kalenberg
"Mehr Enthüllungen denn je" verspricht der Sender, der mit dem "Mysterium" erstmals eine Maske einführt, unter der in jeder Woche ein anderer Promi steckt. Weil darüber hinaus in jeder Sendung eine Maske aus dem regulären Wettbewerb gelüftet wird, sollen bis zum Ende der Staffel insgesamt 14 Stars enttarnt werden. "Das Mysterium, unsere Wechselmaske, unter der in jeder Folge ein neuer Star stecken wird, wird die Dramaturgie der Show entscheidend verändern", ist sich Kerstin Kalenberg, Creative Director bei Endemol Shine Germany, sicher. "Wir werden dadurch nicht nur am Ende ein Demaskierungs-Highlight haben, sondern zweiten spannungsgeladenen Demaskierungs-Moment im Verlaufe der Show. Wann, wie und zu welchem Zeitpunkt das Mysterium in Erscheinung tritt und wann es demaskiert wird, bleibt unerwartbar und variiert von Show zu Show."

Kalenberg ist so etwas wie Architektin hinter der deutschen "Masked Singer"-Version, die sich von vielen internationalen Ablegern des Formats auch dadurch abhebt, dass die Show live ausgestrahlt wird. Daran wird sich auch in diesem Jahr nichts ändern. "Tatsächlich sind wir von Anfang an bei The Masked Singer unseren sehr eigenen kreativen Weg gegangen. Wir haben unsere eigene Vision oder auch beispielsweise unser ganz eigenes Geheimhaltungskonzept entwickelt und haben einiges anders gemacht als in anderen Ländern", sagt Kalenberg gegenüber DWDL.de. "Das Format unterscheidet sich sehr deutlich vom Original 'The King of Masked Singer' aus Korea. Und auch die Amerikaner erzählen es sehr anders – dort ist das Format wahnsinnig schnell geschnitten und auch nicht als Live-Show konzipiert."

Die Amerikaner hätten die Deutschen einst in der Vorbereitung der ersten Staffel sogar eindringlich davor gewarnt, es live zu machen, weil sie es für nicht produzierbar hielten, erinnert sich Kerstin Kalenberg. "Wir haben dann einen Weg gefunden und glauben auch, dass die Live Komponente ein Grund für den anhaltenden Erfolg in Deutschland ist. Auch die Qualität der Kostüme hat man zum Beispiel in Italien in der Deutlichkeit nicht vorgefunden. Hier haben wir bewusst Budget für eingeplant und so konnten Kostüme entstehen, die zum Teil mehr als 40.000 Strassteile innehatten. Wenn wir deshalb eher die Vorbilder für andere Länder sind, freut uns das natürlich."

Klar ist aber auch: Gänzlich neu erfinden lässt sich das Rad, oder in diesem Fall die Show nicht. Das gilt auch für das Studiodesign, das sich zur Jubiläumsstaffel nicht nennenswert verändern wird. "Einzig das Lichtkonzept haben wir ein wenig angepasst", sagt Kalenbach. "Wir hatten schon zur achten Staffel den Lichtaufwand aus Nachhaltigkeitsgründen reduziert, ohne dabei an Showqualität zu verlieren. Jetzt haben wir das Lichtdesign nochmals etwas verändert, um das Studio 360 Grad bespielen zu können und somit noch mehr Inszenierungsmöglichkeiten für unser Mysterium zu schaffen."

Nun bleibt abzuwarten, ob es wirklich gelingen wird, durch das Drehen an den Stellschrauben eine neue Begeisterung beim Publikum für "The Masked Singer" auszulösen, damit der Überraschungs-Hit von einst auch in Zukunft zu den Dauerbrennern des deutschen Fernsehens gezählt werden kann.

"The Masked Singer", samstags um 20:15 Uhr bei ProSieben

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