Angela Merkel und Frank-Walter SteinmeierSpätestens zweieinhalb Stunden nach Schließung der Wahllokale fiel der Wahlabend dann endgltig so lebendig aus wie der beinahe nicht existende Wahlkampf in den vergangenen Wochen. Die ersten Minuten der großen "Berliner Runde" zur besten Sendezeit bei ARD und ZDF waren ein Beleg dafür. Was für Überraschungen sollte es auch zu diskutieren geben - wo beinahe alles so ausfiel, wie zuletzt schon spekuliert. Und weil Angela Merkel und Guido Westerwelle den Koalitionsverhandlungen nicht vorgreifen wollten und sich entsprechend demonstrativ verschwiegen gaben, war die einzige Erkenntnis der "Berliner Runde", dass ZDF- Chefredakteur Nikolaus Brender kurz vor Ende noch einmal nachtrat - und Angela Merkel darauf hinwies, dass sie gerne auch vor der Wahl häufiger an solchen Runden hätte teilnehmen können.
 

 
Spannend war es am späten Abend nur noch bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein, weil dort die politischen Verhältnisse noch auf der Kippe standen bzw. auch heute Vormittag noch immer stehen. Bei "Anne Will" wurde, mit Ausnahme einiger peinlich lustiger Einspieler, zur Abwechslung noch angenehm sachlich analysiert, bevor dann ein unspektakulärer Wahlabend zuende gehen konnte. Einmal mehr aber hat sich gezeigt: Bei ARD und ZDF sitzt man am Wahlabend in der ersten Reihe. Hier sind die Spitzenpolitiker zuhause - was durchaus auch im leicht negativen Unterton zu verstehen ist. Aber die Tatsache, dass hier auch die Detailergebnisse sowie Landtagswahlen ihren Raum bekamen, machten ARD und ZDF klar zur ersten Wahl.

Schade nur, dass das ZDF sich zwar um eine moderne Optik seiner Wahlsendung bemühte und erneut eine überdimensionale Videowand zum Einsatz brachte. Doch inhaltliche Innovationen überließ man dann lieber Markus Kavka, der für ZDF.de durch die Live-Sendung "Wahl im Web" führte und die bedeutungsschwangere und nach festen Ritualen ablaufenden Wahlsendungen erfreulicherweise mit etwas anderen Perspektiven ergänzte. Vielleicht packt die Mainzer irgendwann auch der Mut, Teile davon fest in die eigentliche TV-Berichterstattung zu übernehmen. Solange jedoch RTL die Wahlberichterstattung kurz hält und Sat.1 noch kürzer, wird man sich zumindest keine Sorgen über starke private Konkurrenz machen müssen.