Jetzt könnte die Begeisterung einsetzen. Ehrlich. Wir haben unseren Song für den Eurovision Song Contest im eigenen Land gefunden - und es ist ein guter Song. Aber die Reaktionen auf das Finale des deutschen Vorentscheides werden erwartbar ausfallen: Wie auch schon Stefan Niggemeier kürzlich in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erinnerte, hielt sich auch im vergangenen Jahr die Begeisterung für den ausgesuchten Song zunächst in Grenzen - auch wenn das nach dem Triumph von Oslo nicht mehr jeder so genau wissen will. Und so wird uns auch diesmal diese Debatte nicht erspart bleiben. Alles wiederholt sich.

Dabei hat mit "Taken by a stranger" ein Song gewonnen, der schon beim ersten Halbfinale ein Favorit war und vor dem Finale des deutschen Vorentscheides als heißester Kandidat auf den Sieg gehandelt wurde. Und auch am Freitagabend im Ersten ließen weder Studiopublikum noch die Jury aus Stefan Raab, Barbara Schöneberger und Adel Tawil Zweifel daran, welches Werk unser Song für Deutschland werden würde. Am Ende, im finalen Showdown zwischen "Push Forward" und "Taken by a stranger" gewann der Song mit 79 Prozent der abgegebenen Stimmen sehr deutlich. "Taken by a stranger" holt einen Start-Ziel-Sieg - ganz so wie auch Lena selbst im vergangenen Jahr beim deutschen Vorentscheid. Alles wiederholt sich.

Leider wiederholte sich auch sonst viel im Finale des deutschen Vorentscheides zum Eurovision Song Contest. Wer die Halbfinal-Shows bei ProSieben nicht gesehen hatte, wurde bestens informiert. Wer die Song-Suche allerdings auch bisher schon aufmerksam verfolgte, der erlebte ziemlich viel Recycling bei den Einspielern. Dass das Finale dennoch unterhaltsam wurde, lag in erster Linie an den Jury-Mitgliedern Stefan Raab und Barbara Schöneberger. Letztere überzeugte einmal mehr mit Charme und Witz - ganz als wolle sie sich für "Wetten, dass..?" bewerben. Und Raab? Er stellte plötzlich selbst fest, dass "Taken by a stranger" - wie oft kritisiert wurde in den vergangenen Tagen - der einzige Song im Wettbewerb war, der wirklich herausstach.

Mehr zum Thema

Aber zum Running Gag des Abend wurde seine Aussage "Mein Favorit kommt noch" als ihn Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel abwechselnd nach seinem Urteil zu den gesungenen Songs befragten - "Taken by a stranger" ging wohl gut überlegt als letzter Song des Abends ins Rennen. Der schaurig-schöne und subtil mysteriöse Song oder das moderne "Peter und der Wolf" der Popmusik, wie Stefan Raab urteilte, war dann aber noch einige Male zu hören. Erst zum Song-Showdown in einem etwas unnötigen Final-Durchgangs des Finales. Und während Lena am Ende noch verarbeiten musste, welchen Song ihr das Publikum ausgesucht hatte, huschten hinter ihr schon wieder die Tänzerinnen auf die Bühne: Zum dritten Mal an diesem Abend "Taken by a stranger".

Alles wiederholt sich. Aber es gibt Schlimmeres als gute Musik mehrfach zu hören. Düsseldorf kann kommen.