Das Schöne an Jürgen von der Lippe ist: Eigentlich braucht er das Fernsehen nicht. "Fernsehen ist mein Nebenjob, die Bühne ist das Eigentliche. Ich würde kaputtgehen, wenn ich nicht auf die Bühne könnte", sagte von der Lippe im Vorfeld seiner neuen Sat.1-Show "Ich liebe Deutschland", die am Freitagabend Premiere feierte. Diese Aussage machte Hoffnung, schließlich muss die Sendung ja gut sein, wenn der Moderator sich nur für ganz besondere Anlässe hergibt.

Ganz so besonders verlief die Premieren-Ausgabe letztlich zwar nicht - und doch konnte man sich durchaus gut unterhalten fühlen. Vorausgesetzt, man ließ sich auf allerlei Nonsens ein, denn nichts anderes als das ist "Ich liebe Deutschland". Zwei Promiteams, angeführt vom überraschend lockeren "Tagesschau"-Sprecher Marc Bator und der wenig überraschend aufgedrehten Sonya Kraus, spielen um einen - Achtung, festhalten! - Kugelgrill und müssen auf dem Weg zum Sieg Fragen und Spiele rund um unser aller Heimatland überstehen.

Allzu ernst ging es in der ersten Ausgabe erwartungsgemäß nicht zu. Das zeigt alleine schon der etwas ungewöhnliche Hauptpreis. Und die Spiele? Nun ja: Das Rad hat Sat.1 ganz gewiss nicht neu erfunden. Die Idee, immer wieder Musiktitel zu erraten, ist jedenfalls alles andere als innovativ, sieht man mal von der schönen Tatsache ab, dass man sich eine eigene Studio-Band leistet, die die Stimmung im Studio kräftig anheizt. Orte auf einer Karte zu finden, kennt man spätestens seit "Schlag den Raab" und auch "Stille Post" ist sicherlich bereits in so mancher Show der Fernsehgeschichte gespielt worden.

Lässt man sich auf allerlei Partyspielchen ohne Sinn und Verstand und die mitunter doch sehr laute und überdrehte Kulisse ein, so kann man beim Zuschauen jedoch trotzdem großen Spaß haben - etwa, wenn Daniel Küblböck in Erinnerung an den "großen deutschen Promi-Buchstabiertest" das Wort "Koteletten" aufsagen muss, dabei aber gar nicht versteht, worum es geht ("ich dachte, das kann man essen"). Oder wenn Ranga Yogeshwar beim "Stille Post"-Spiel als "Inder von Frank Elstner" beschrieben wird. All das wirkt letztlich wie ein großer Kindergeburtstag, der nur eben an mancher Stelle ein klein wenig zu laut geraten ist.

Wer am Ende den Kugelgrill wirklich sein Eigen nennen kann, spielt den ganzen Abend über eine Nebenrolle - und ist noch dazu völlig unabhängig vom anfänglichen Spielverlauf. Dass Jürgen von der Lippe einerseits bisweilen knallhart so manchen Punkt verweigert, mutet fast schon kurios an, wenn am Ende ein Glücksrad über Sieg und Niederlage entscheidet. Von der Lippe selbst ist für "Ich liebe Deutschland" aber in jedem Fall ein Glücksgriff - besonders in jenen Momenten, in denen er über sämtliche Zweifel erhaben zu sein scheint, fast so wie der nette Opa von nebenan.

"Ich werde Weihnachten unter'm Bäumchen erwartet", scherzt von der Lippe etwa, als ihm die Antwort-Suche während einer Spielrund zu langwierig gerät. Die heimelige Gemütlichkeit, die einst von "Geld oder Liebe?" ausging, darf man bei "Ich liebe Deutschland" aber freilich nicht erwarten. In diesem Zusammenhang stellt sich dann auch die Frage, ob von der Lippes Show tatsächlich für eine wöchentliche Ausstrahlung geeignet ist - in wohl dosierten Abständen wäre der lautstarke Spielspaß auf Dauer gesehen womöglich deutlich erträglicher. Als nette Sommerunterhaltung geht "Ich liebe Deutschland" allerdings in jedem Fall durch.