"Ich freue mich auf die drei Ausgaben, die noch vor mir liegen, und ich habe die sensible Aufgabe, die Sendung nicht mit ins Grab zu nehmen, weil ich ihr eine große Zukunft wünsche", sagte Thomas Gottschalk vor Beginn seiner Abschiedstournee. 24 Jahre nach seiner ersten Sendung befindet sich Gottschalk nun also tatsächlich auf seiner Zielgeraden bei "Wetten, dass..?" - und man muss es ihm hoch anrechnen, dass es am Samstag trotz mehrfacher Erinnerungen und Rückblicke nicht allzu viele sentimentale Momente gab.

Viel mehr war es eine recht klassische Ausgabe von "Wetten, dass..?", die an diesem Abend in Nürnberg über die Bühne ging. Gottschalk selbst spielte befreit auf, ganz so, wie man es von einem 61-Jährigen erwartet, der in der größten Fernsehshow Europas nur noch wenige Meter zu gehen hat: "Rausschmeißen können sie mich eh nicht mehr", scherzte er während der Show und verstieß am Ende gleich noch einmal ganz bewusst gegen eine äußerst fragwürdige Vorschrift, indem er den elfjährigen Hagen verbotenerweise nach 22 Uhr auf die Bühne zerrte.

 

Der Junge hatte sich zuvor zum heimlichen Star dieser 197. Ausgabe von "Wetten, dass..?" gemausert. Nicht, weil er sämtliche Songs von AC/DC binnen weniger Sekunden erkannte, sondern weil er selbstbewusst zur Gitarre griff und mit "Highway to Hell" die Nürnberger Messehallte rockte - Headbanigig von Thomas Gottschalk inklusive. Zum Wettkönig wählten die Zuschauer einen jungen Mann, der seine Wette denkbar knapp verlor: Er benötigte für einen Hindernis-Parcours zu Fuß nur den Bruchteil einer Sekunde länger als Reit-Star Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrem Pferd.

Bei dieser Wette besann sich das ZDF übrigens auf eine Tradition, die man auch nach Gottschalks Abschied idealerweise beibehalten sollte: Olli Dittrich agierte erstmals seit knapp zehn Jahren wieder als Moderator der Außenwette - dass er, ähnlich wie kürzlich bei Harald Schmidt, nicht auf so manchen Flach-Witz ("Dunja Rajter") verzichtete, sei ihm an dieser Stelle verziehen. Die Gäste-Schar auf Gottschalks Couch war indes bunt gemischt, blieb jedoch unspektakulär. Dauer-Gast Michael "Bully" Herbig verbrachte weite Strecken der Show still, Auftritts-Rekordhalter Peter Maffay erwies sich erwartungsgemäß als wortkarg und bei Kabarettistin Monika Gruber versagte peinlicherweise dann auch noch der Teleprompter.

Unspektakuläre Samstagabend-Unterhaltung - man könnte auch sagen: Eine stinknormale "Wetten, dass..?"-Ausgabe, wie es sie in den vergangenen drei Jahrzehnten wohl dutzendfach gegeben hat. Kein Feuerwerk und doch über weite Strecken nett anzusehen. Und Gottschalk? Der verschwand wie gewohnt noch während des Abspanns von der Bühne. Nein, Wehmut schwang am Samstag nicht mit - und das war auch gut so. Das dürfen sich er und das ZDF gerne noch bis Dezember aufsparen, bis beide schließlich getrennte Wege gehen werden. Oder wie es Monika Gruber passenderweise sagte: "Gute Cowboys gehen in den Sonnenuntergang, gute Moderatoren in den Vorabend."