Richtig ist zweifelsohne, dass auch ein Bushido dazugelernt hat. Richtig ist, dass er irgendwann erkannt hat, dass seine menschenverachtenden Texte und Aussagen vielleicht nicht der richtige Weg sind. Doch die Popularität erlangte er nicht durch diese Läuterung sondern mit Hass und Diskriminierung in Songs und auf der Bühne. Ist das wirklich ein preiswürdiges Vorbild? Die Kategorie „Integration“ könnte nicht unglücklicher gewählt sein. Auszeichnungen als erfolgreicher Musiker kann ihm niemand absprechen. Doch jemanden mit dieser Historie für seinen Einsatz um ein "respektvolles Miteinander" auszuzeichnen ist pervers, wobei das Tradition hat beim "Bambi", wo 2007 auch schon Scientologe Tom Cruise den Bambi in der Kategorie Courage erhielt.

Im Vorfeld der diesjährigen Verleihung in Wiesbaden haben am Mittwoch sowohl die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes als auch der deutsche Lesben- und Schwulenverband die Auszeichnung öffentlich kritisiert. Auch Grünen-Chefin Claudia Roth bezeichnet Bushido öffentlich als nicht preiswürdig. Aber all das ist, wie natürlich auch dieser Kommentar, für Hubert Burda Media wenig überraschend kein Anlass zum Überdenken der Ehrung sondern offenbar einkalkulierte PR. Wer so auf Kosten der Ernsthaftigkeit seines Preises auf Schlagzeilen hofft, braucht sich nicht wundern, wenn die Auszeichnung mit einem Bambi inzwischen wertlos geworden ist.

Denn der Wert einer Auszeichnung liegt nicht in der überreichten Skulptur, der Inszenierung seiner Verleihung oder dessen Einschaltquote. Der Adolf Grimme Preis hat unter Fernsehschaffenden einen hohen Wert und das trotz Mini-Quote auf 3sat irgendwann um Mitternacht. Doch beim Bambi sorgt man sich mehr um den Schein als um den inneren Kompass einer Auszeichnung, die immerhin eigentlich einen Wert vermitteln sollte, der allgemein als bedeutsam anerkannt wird. Während man sich zum Beispiel beim Deutschen Fernsehpreis nach heftigster Debatte inzwischen zumindest bemüht, dreht der Kompass der Bambi-Verleihung durch, wenn gleichzeitig Helmut Schmidt und Bushido geehrt werden sollen.

Eine Anfrage beim MDR als verantwortlicher Anstalt und dem Ersten als ausstrahlendem Sender blieb am Mittwoch übrigens unbeantwortet. Auf die Veröffentlichung unserer Anfrage an Hubert Burda Media, MDR und DasErste kommentierte ein ARD-Verantwortlicher, der nicht genannt werden will, allerdings mit den vielsagenden Worten: "Das soll mal schön Hubert Burda Media beantworten." Doch dort perlt die Kritik ab. Und so wird die Show am Donnerstagabend wohl wie geplant laufen und die versammelte deutsche Prominenz wird aus Höflichkeit trotzdem applaudieren wenn Bushido ausgezeichnet wird. Alles wird eben so sein wie immer in einer Branche, bei der Empörung längst kein Mittel moralischen Verhaltens sondern kalkulierte PR ist.

Bleibt also nur der Appell an den Stifter selbst: Herr Hubert Burda, halten Sie Hass und Diskriminierung wirklich für preiswürdig?