"Ich bin eigentlich selten schlechter Laune", schrieb Gottschalk auf die Frage eines Zuschauers, "aber als ich heute früh die Quote von gestern gesehen habe, war ich's ganz kurz." Doch offenbar war die kurzzeitige Enttäuschung über die schwachen Quoten zugleich ein Ansporn, es besser zu machen. Die Show vom Donnerstag hatte jedenfalls wenig gemein mit jener vom Vortag und bot gleich zu Beginn eine nette Überraschung: Die Idee, mit Katarina Witt über deren Schlagzeilen-trächtigen Sprach-Patzer in der britischen Show "Dancing on Ice" zu sprechen, erwies sich als tolle Idee. Und der anschließende Schlagabtausch zwischen ihr und Gottschalk war noch dazu sehr unterhaltsam.

Und endlich nutzte Gottschalk die Gelegenheit, um viele bunte Themen des Tages anzureißen - etwa, dass Udo Jürgens plant, erneut auf Tour gehen zu wollen. Gottschalk kommentiere das wiefolgt: "Da kann ich mit 77 Jahren auch wieder 'Wetten, dass..?' moderieren und Pilawa scheidet aus Altersgründen aus." Dass sich Gottschalk während der vierten Sendung schon deutlich wohler fühlte, ließ sich schon alleine daran erkennen, dass er cool die Füße auf den Tisch legte, während er die Schlagzeilen abfrühstückte. Zudem setzte Gottschalk erstmals selbst ein Thema: Nach dem Ende seiner Haftstrafe meldete sich Schauspieler Karsten Speck nicht etwa bei Lanz oder Beckmann zu Wort, sondern bei Gottschalk.

Thommy als Beichtvater? An diese Rolle müssen sich die Zuschauer und wahrscheinlich auch er selbst noch gewöhnen. Gottschalk selbst machte seine Sache überraschend gut, ließ Speck bisweilen sogar ausreden. Der musste sich dagegen prompt von Gottschalk als "Trottel" bezeichnen lassen. Solche Worte hört man von einem Talkmaster selten. Da war sie endlich, die Haltung, von der im Vorfeld der Show die Rede war! Genau daran gilt es nun anzusetzen. Weniger Film-Promotion und dafür mehr Gottschalk - so könnte es funktionieren. Dennoch wird offenkundig ein langer Atem nötig sein, um die Zuschauer an "Gottschalk Live" zu gewöhnen.

Das weiß keiner besser als Gottschalk selbst. "Ja, es holpert noch!", schrieb er am Freitag in "Bild". Und: "Nein, wir haben unsere Form noch nicht gefunden. Aber wir wissen jeden Tag ein bisschen mehr und werden auch noch ein paar Tage mehr brauchen." Der Schneider könne in seinem Atelier einsam und alleine so lange am Anzug basteln, bis er passt. "Der Entertainer kann nur vor Publikum seine Form suchen und finden. Das geht nicht anders, auch wenn er sich dabei zwei- bis dreimal blamiert. Da muss er durch und das gehört für mich auch zu meinem selbstverständlichen Berufsrisiko."

An die Zuschauer gerichtet, fleht er regelrecht: "Sie werden nur Ihren Spaß mit mir haben, wenn ich ihn selber habe. Das kriegen wir hin. Sind Sie bitte etwas geduldiger mit mir, als ich es bin." Das dürfte schwierig werden, zumal sich die Sehgewohnheiten am hart umkämpften Vorabend erfahrungsgemäß nicht von heute auf morgen ändern lassen. Eines hat die erste Woche jedenfalls ganz deutlich gezeigt: Der Name Gottschalk alleine reicht nicht, um den Vorabend zu sanieren. Es bedarf auch eines guten Konzepts. Das war in den ersten Tagen nur stellenweise vorhanden, aber es gibt gute Ansatzpunkte. Darauf muss aufgebaut werden, denn nur wenn Gottschalk Form und Format findet, kann es klappen. Wetten, dass?