Am Ende wurde Markus Lanz durch den Kakao gezogen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist ein Gefühl, das der Moderator nur zu gut kennt. Sechs Mal hat er inzwischen "Wetten, dass..?" moderiert - und so recht wollten die Kritiker mit dem Mann, der sich traute, das schwere Erbe von Thomas Gottschalk anzutreten, im Laufe der Monate irgendwie nicht warm werden. Es wurden vernichtende Texte geschrieben und jedes Wort des Moderators auf die Goldwaage gelegt. Videos offenbarten so manche Floskel, die Lanz immer und immer wieder einsetzte. Manch einer machte sich sogar die Mühe nachzuzählen, wie oft Lanz "wow" sagte und von einer "Sensation" sprach. Ganz so, als hätte sich Thomas Gottschalks "Reschpekt" in all den Jahren nicht ein einziges Mal wiederholt.

Und dann war da auch noch Schauspieler Tom Hanks, der bei einer - zugegeben unglücklichen - Lanz-Challenge plötzlich mit einer Katzenmütze auf der Bühne stand und irgendwie nicht so recht verstehen wollte, warum der Gastgeber von Europas größter Fernsehshow plötzlich im Sack über die Bühne hüpfte. Nach all der "gekünstelten Empörung über eine Katzenmütze", sagte Lanz später, sei er müde gewesen und habe alles hinterfragt. "Warum tut man sich das eigentlich an? Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich wieder zu sammeln." Es ist der Preis, den man wohl bezahlen muss, wenn man die Moderation von "Wetten, dass..?" übernimmt. Als Gottschalk einst kam, weinten sie Frank Elstner hinterher - wieso sollte es Markus Lanz jetzt anders ergehen?

Am Samstag hatte übrigens wieder ein Promi eine Tiermütze auf dem Kopf. Diesmal war es Michael Bublé, der als Katze verkleidet einen "Cats"-Song trällerte. In gewisser Weise womöglich ein Zeichen an die Kritiker: Es ist uns egal, was ihr schreibt. Nicht ganz zu Unrecht: Denn während auch nach der letzten Ausgabe der Staffel wieder reichlich kritische Stimmen zu erwarten sind, scheint es so, als hätten sich die Zuschauer mit dem Neuen am Samstagabend längst arrangiert. "Wetten, dass..?" hat sich mit Markus Lanz ganz sicher verändert, doch die Zutaten, die den Erfolg der Show ausmachen - sie sind geblieben. Dass für ihn trotzdem noch reichlich Luft nach oben besteht, weiß der Moderator aber vermutlich selbst nur allzu gut.

Manches Gespräch wirkt zu sehr in die Länge gezogen, manche Aktion zu einstudiert. Niemand möchte Ende Januar noch wissen, was Ralf Schmitz zu Weihnachten bekommen hat. Mindestens ebenso fehl am Platze wirkte am Samstag Rapper 50 Cent, der plötzlich auf der Couch saß und darüber sprechen musste, wie es sich anfühlt, das Ziel einer Schießerei zu sein. Ganz wohl schien er sich dabei jedenfalls nicht zu fühlen. Erst recht nicht, als Lanz die Frage hinterherschob, was er eigentlich denn Schlimmes getan habe, dass es so weit kommen musste. Es war der Stimmungs-Tiefpunkt einer ansonsten recht mittelmäßigen Show. Kein Feuerwerk, wie man es zum Ende der Staffel vielleicht nochmal erwarten konnte, zugleich aber der Beweis dafür, dass Markus Lanz in gewisser Weise angekommen ist.

Nicht jede Ausgabe kann mit Robbie Williams beginnen. Es ist keine Kunst, das Publikum in einer lange vorbereiteten ersten Sendung zu überraschen; erst im Alltag zeigt sich, wie viel Einfallsreichtum tatsächlich vorhanden ist. Zur Routine ist "Wetten, dass..?" für Markus Lanz bislang aber sicher nicht geworden. Mitunter fremdelt der Südtiroler noch mit der großen Samstagabend-Bühne - kein Wunder, eine solche Bühne bespielt man nicht mit links. Versagt hat er trotzdem nicht, auch wenn einige Kritiker vermutlich große Freude daran haben, ihm genau das immer und immer wieder zu attestieren. Nein, Markus Lanz hat's überlebt. Die Zuschauer übrigens auch. Und vermutlich sogar die Fernsehkritiker. Eine wichtige Überlebensstrategie hat sich Lanz übrigens inzwischen angeeignet: Ab sofort zieht er sich ganz einfach selbst durch den Kakao. Schaden kann das nicht.