"Men's Vogue": Männermode für die oberen Zehntausend

Foto: Mens VogueAuf den ersten Blick wirkt das Cover der "Premier Issue" wie eines der halbjährlichen Mode-Specials der deutschen "GQ": Anders als bei anderen Männermagazinen ziert mit George Clooney ein Mann das Cover. Auf die Frage, ob er sich vorstelle, dass Männer die neue "Men's Vogue" genauso wie Frauen beim Kiosk an der Ecke kaufen und unter den Arm klemmen, weicht Chefredakteur Jaz Fielden aus. Die Leser der "Men's Vogue" würden das Magazin eher bei Herrenausstattern und Nobelkaufhäusern kaufen. Die Klientel solcher Geschäfte stellen sich die Macher als neue Leser vor.

Es dreht sich um das hochklassige Lebensgefühl, um Mode und Stil, um Golf und Reise. Eine nackte Frau sucht man im 298 Seiten dicken Magazin weitgehend vergebens. Man wolle hochwertiger daherkommen als die bisherigen Männermagazine und weniger schwul als manches Modemagazin für Männer, das schon existiert, sagt Fielden in der NBC-Show "Today". So widmet sich die Erstausgabe von "Men's Vogue" zwar auch der Mode, jedoch "down to earth" ohne Laufsteg-Kreationen, die in der Realität ohnehin kein Mann anziehen würde.

Wie üblich bei solchen Lifestyle-Titeln überwiegt auch bei "Men's Vogue" der Werbeanteil: 136 redaktionelle Seiten, deren Layout sich meist an der goldenen Farbe und altmodischer Aufmachung orientiert, stehen über 160 Werbeseiten gegenüber. Selten findet sich überhaupt einmal eine redaktionelle Doppelseite. Erst im hinteren Teil finden sich längere redaktionelle Strecken und die bei US-Magazinen üblichen Artikelfortsetzungen von Storys weiter vorne im Heft.

Inhaltlich erfindet sich "Men's Vogue" nicht neu: In weiten Teilen handelt es sich um das, was auch deutsche Leser aus der "GQ" kennen, die in Deutschland übrigens aus einem schon vor Jahren einmal gescheiterten Versuch einer deutschen "Men's Vogue" hervorgegangen ist. Buch-, Film-, Musik- und Kultur-Besprechungen und -Kritiken füllen den ersten Teil des 4,95 Dollar teuren Magazins.

Dahinter folgen aktuelle und hintergründige Themen, die von simplen Tipps zur korrekten Erscheinung über Anregungen für Hochzeitstagsgeschenke bis zu ausführlichen Storys zu Architektur und Design reichen. Für den Promifaktor sorgen bei der Erstausgabe u.a. "Coverboy" George Clooney und der Schweizer Tennisspieler Roger Federer mit durchaus lesenswerten Storys. Einige Modestrecken machen dem prominenten Mutterblatt alle Ehre.

Das größte Problem des zwar unspektakulären aber interessanten Magazins ist die Frage nach dem allgemeinen Interesse für ein solches Konzept. Kein Sex und viel (Lebens-)kultur sind nicht gerade verkaufsfördernde Eckpfeiler des Magazins, dessen prominente Mutter zwar für einen klangvollen Namen sorgt, gleichzeitig aber genau das verursachen könnte, was die Macher vermeiden wollen: Die schwule Zielgruppe erreichen. Ein Wall Street Broker mit "Men's Vogue" unterm Arm bleibt schwer vorstellbar - zumindest in ausreichender Anzahl. Condé Nast entscheidet nach dem Erfolg der Erstausgabe, die bis Dezember im Handel liegt, über eine Fortsetzung.