Es ist bekanntlich der Traum vieler Mädchen, einmal im Leben eine echte Schönheitskönigin zu sein. Sky 1 versucht diesen Traum jetzt zu erfüllen und meldet vier Promis oder zumindest solche, die man beim Pay-TV-Sender dafür hält, bei mitunter skurrilen Miss-Wahlen an. "Miss Wildcard" nennt sich die neue Eigenentwicklung, die "exotisch, freakig, natürlich sexy und manchmal auch absurd" sein soll. Tatsächlich liegt Sky mit dieser Beschreibung gar nicht so falsch, wie sich in den recht unterhaltsamen 50 Minuten schnell zeigt.

Da wäre etwa die Schauspielerin und Moderatorin Karolin Oesterling, die nicht nur sprichwörtlich im Regen steht, als sie ihre ganz persönliche Wildcard überreicht bekommt. Geschickt wird sie ins texanische Houston, wo – warum auch immer – in nicht allzu ferner Zukunft eine neue "Miss Bollywood" gesucht wird. Damit vor Ort nichts schiefgeht, steht zunächst jedoch ein Bauchtanzkurs an. "Hoch mit der Brust und ein Kamel nach unten", befiehlt ihr Lehrer mit seinen etwas zu lang geratenen Haaren und bringt Oesterling damit gehörig ins Schwitzen.

"Das ist einfach nur für den optischen Glow", scherzt sie daraufhin, angesprochen von der Stimme aus dem Off, deren Einsatz stark an das erinnert, was man aus den Vox-Shows "Das perfekte Dinner" und "Shopping Queen" kennt. Stets etwas frech und ironisch wird also auch bei "Miss Wildcard" kommentiert, was der Sendung aber schon deshalb gut tut, weil es den Model-Wettbewerben ihre erstaunliche Ernsthaftigkeit nimmt. Denn ganz gleich, ob Oesterling nun zu den Bollywood-Schönheiten reist oder die Komikerin Lena Liebkind ins niedersächsische Golmbach – hier wie dort schauen die Juroren ganz genau hin, wenn die Schönheiten auf die Bühne stolzieren.

Im besagten Golmbach soll Liebkind übrigens zur Wahl der Kirschblütenkönigin antreten, für die sie sich zunächst mal reichlich unnützes Wissen auf die Festplatte packen muss. "Ich hab einen schwarzen Daumen, alles stirbt", warnt sie vorsorglich schon mal im Vorfeld der Miss-Wahl, die in einem sehr rustikalen Raum im Herzen des 1000-Seelen-Dorfes stattfindet. Der eigentliche Star der Veranstaltung ist jedoch ein älterer Herr, der sich als "Vater der Kirschblütenkönigin" bezeichnet, was aber eher nicht biologisch gemeint sein dürfte. So eine Königin dürfe nicht umherlaufen wie eine Schlafmütze, sagt er und stammt plötzlich ganz aufgeregt, weil sich aus der Ferne eine frühere Siegerin nähert, deren Schwester aktuell noch die Krone trägt.

Miss Wildcard© Screenshot Sky

Der "Vater" der Kirschblütenkönigin

Man ahnt schon, dass es Lena Liebkind schwer haben würde, in dieses eng verzweigte Geflecht vorzustoßen. Und dann zündet noch nicht mal ihr Versuch, die Jury mit Humor zu überzeugen. Stille herrscht, als sie einen sorgsam vorbereiteten Witz erzählt. Dass Liebkind wenig später auch noch Kirschwein mit Kirschblüte verwechselt, macht die Sache nicht eben besser. Karolin Oesterling redet sich indes vor drei indischen Schönheiten um Kopf und Kragen und spricht später nicht ganz unpassend von einer "Kasernenhof-Atmosphäre". Zwangloser wird’s, als sie als einzige Blondine im Teilnehmer-Feld zum Tanz ansetzt – und mit ihrer Leistung überraschend sogar das Finale erreicht.

Immerhin Sechste wird sie am Ende, Liebkind schafft in der Provinz sogar den dritten Rang, wie der Königinnen-"Vater" in gebückter Haltung mit zittriger Stimme verkündet. Dass der Siegerin vergangener Jahre der sensationelle Königinnen-Hattrick gelingt, dürfte die Wildcard-Teilnehmerin vermutlich gut verschmerzen können. Was das alles nun soll, kann man sich nun fragen, schließlich geht es in der neuen Sky-Show, von der Wige South & Browse zunächst vier Folgen produziert hat, um nicht allzu viel; oder besser gesagt: um nichts. Weil die beiden Gast-Kandidatinnen mit der Zeit jedoch eine bewundernswerte Motivation an den Tag legen, kommt "Miss Wildcard" zumindest durchweg kurzweilig daher. Das macht die Sendung zu schönem Fernsehen. Im doppelten Sinne.