Dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, ist gewiss keine Neuigkeit. Doch nur selten prallen beide Welten wirklich aufeinander. Wie sich das anfühlt, haben Fernsehzuschauer in der Vergangenheit dennoch schon oft genug sehen können – allen voran beim "Frauentausch", den RTL II erstmals vor 15 Jahren zelebrierte. Unter dem Titel "Plötzlich arm, plötzlich reich" zeigt Sat.1 mit etwas einiger Verspätung nun ein ganz ähnlich gelagertes Format, das seinen Ursprung in Großbritannien hat.

Im Unterschied zum Dokusoap-Klassiker der Konkurrenz tauschen hier allerdings nicht nur die Frauen ihr Leben, sondern gleich die gesamten Familien. Und so findet sich in der ersten Folge eine alleinerziehende Mutter aus Berlin-Marzahn mit ihren vier Töchtern im prunkvollen Schloss Diedersdorf ein, während die Schlossbesitzer plötzlich in der Platte klarkommen müssen. Klar, dass bei einem Wochenbudget von 225 Euro das heiß geliebte Rindercarpaccio eine Woche lang auf der Strecke bleiben muss.

Dennoch sehen die Reichen zunächst das Positive: "Ich hätte es mir viel, viel schlimmer vorstellen können", sagt der wohlhabende Familienvater bei seiner Ankunft in Marzahn und zeigt sich geradezu erstaunt über den Parkplatz direkt vor ihrer Haustür. Schon beim ersten Betreten des Treppenhauses trübt jedoch der Geruch von Erbsensuppe und Krankenhaus die Stimmung. Immerhin weiß man sich beim Einkaufen zu helfen: "Was unten steht, ist günstiger", mahnt das Familienoberhaupt, das dennoch gleich mal einen beträchtlichen Teil des Geldes fürs erste Frühstück ausgibt.

Plötzlich arm, plötzlich reich© Sat.1

Ganz anders die Lage auf dem Schloss. "Guck mal, Eva, da kannst du Kaviar essen", platzt es aus einer der Töchter beim Anblick des Gastgeschenks heraus, das neben dem hochpreisigen Rogen auch gleich noch ein Fläschchen Schampus umfasst. Auch sonst lässt es sich die fünfköpfige Patchwork Familie gutgehen: Nach privater Tennis-Stunde, umfangreichem Schminken und ausgiebiger Shoppingtour ist fast das gesamte Budget in Höhe von 3.700 Euro ("Das fühlt sich an wie Spielgeld") innerhalb des einwöchigen Experiments aufgebraucht.

Allerdings ist noch zu klären, ob es sich bei "Plötzlich arm, plötzlich reich" tatsächlich um ein Experiment handelt, wie es Sat.1 und die Produktionsfirma Imago TV den Zuschauern weiszumachen versuchen. Der Ausgang ist nach zwei Stunden jedenfalls ähnlich überraschend wie Sonnenschein in der Wüste. "Geld beruhigt, aber Geld allein macht nicht glücklich", so die Erkenntnis der alleinerziehenden Mutter beim auf drei Minuten zusammengeschnittenen Aufeinandertreffen beider Familien am Ende der Sendung.

Die reichen Schlossbesitzer haben den Ausflug in den Plattenbau dann auch ohne Carpaccio überlebt und wollen sogar mit der Tauschfamilie in Kontakt bleiben. Und so entpuppt sich der erhoffte Klassenkampf letztlich als Klassenkämpfchen. All das Positive an dem Format ist gleichzeitig seine größte Schwäche. Denn auch wenn die Macher über die gesamte Sendezeit hinweg darum bemüht sind, all die erwartbaren Gegensätze herauszustellen, so fehlt es der Sendung durchweg an Reibung. "Plötzlich arm, plötzlich reich" hebt sich damit zwar wohltuend vom krawalligen "Frauentausch" ab, ist bei aller Sympathie der Protagonisten letztlich aber vor allem eines: Langweilig.

Sat.1 zeigt "Plötzlich arm, plötzlich reich" mittwochs um 20:15 Uhr.