"Ich kann kochen, putzen, backen und bin lustig. Und knutschen kann ich gut." Das sagt die 33-jährige Jasmin ganz selbstbewusst über sich. Doch was ihr zum privaten Glück fehlt, ist der passende Mann, der zumindest einige der Kriterien erfüllen muss, die Jasmin auf einer langen Checkliste aufgeschrieben hat: "Humor" und "handwerklich begabt" sind zwei von ihnen, eine weiteres lautet "nicht vegan".

Damit es mit dem Liebesglück doch noch klappt, hofft die junge Frau auf die Unterstützung des Fernsehens. Und weil eine Beziehung alleine offensichtlich nicht reicht, soll dann auch möglichst schnell geheiratet werden – innerhalb von nur 50 Tagen. "Save the Date" nennt Vox folglich seine neueste Datingshow-Errungenschaft, die sich irgendwo bewegt zwischen "First Dates" und "Hochzeit auf den ersten Blick", wo die Brautpaare sich ja bekanntlich erst vor dem Traualtar erstmals begegnen. Bei "Save the Date" gibt’s zumindest eine Art Warm-Up mit der Chance, verschiedene potenzielle Partner kennenzulernen, ehe sich das finale Ja-Wort gegeben werden muss. "Scheiß auf Tinder", sagt Jasmin zunächst voller Tatendrang, "jetzt wird geheiratet!"

Dass das Unterfangen gar nicht so einfach ist, muss Leila, eine andere Kandidaten der Show, gleich in den ersten Tagen feststellen. Mit Felix, einem gut aussehenden Surfertypen, versteht sie sich zwar ganz gut. Ab so recht will der Funke nicht überspringen. Vielleicht auch, weil die 26-Jährige gleich beim ersten Gespräch zu verstehen gibt, dass sie drei Kinder will – woraufhin sich Felix umgehend an seiner Schorle verschluckt. Besser sieht es wenig später beim Date mit dem sportlichen Geschichtslehrer Ben aus, doch diesmal ist es Leila, die sich kein weiteres Treffen vorstellen kann.

Bei Jasmin wiederum, der selbstbewussten Single-Frau mit der Checkliste, läuft das Hochzeits-Vorhaben ebenfalls nur auf den ersten Blick gut. "Wenn alles passt, dann steht dem nichts im Wege", sagt ihr Date Lukas zwar zunächst mit Blick auf eine mögliche Hochzeit in nur 50 Tagen, doch nach einer Nacht Schlaf macht er dann doch einen Rückzieher. Ihre Mutter ist da offensichtlich weit weniger kritisch. Als sie von der geplanten Hochzeit erfährt, umarmt sie ihre Tochter direkt, obwohl gar nicht klar ist, mit wem sie vor den Altar treten wird. Dass es nicht alle Familienmitglieder so locker sehen, beweist dagegen der Vater von Daniel, dem dritten heiratswilligen Single im Bunde. "Papa ist geschockt", bringt es die Mutter auf den Punkt, kurz nachdem der Sprössling seine Pläne offenbart.

Tatsächlich wird auch nach zwei Stunden nicht so recht klar, weshalb bei "Save the Date" eigentlich alles so schnell gehen muss. Gelingt es Sat.1 mit "Hochzeit auf den ersten Blick" seit Jahren zumindest den experimentellen Charakter der Blind-Date-Heirat zu unterstreichen, so fehlt es bei dem von Endemol Shine Germany produzierten Vox-Neustart, der seinen Ursprung in Finnland hat, an der Nachvollziehbarkeit. Schon lange den Traum vom Heiraten zu haben, genügt hier schon als Grund dafür, innerhalb von wenigen Wochen unter die Haube zu kommen. Ob das wirklich romantisch ist, sei mal dahingestellt.

Ließe man diesen künstlichen Druck außen vor, ginge "Save the Date" als ansehnliches, wenngleich auch etwas langweiliges Dating-Format durch. Die Kandidatinnen und Kandidaten sind allesamt gut gecastet und nicht überdreht, bringen in manchen Momenten sogar Tiefgang in die Show – etwa wenn Leila über ihre recht unglückliche Kindheit spricht, geprägt von der tiefen Religiösität ihres Vater. Auch Jana Ina Zarella, die immer wieder als Moderations-Amor die Weichen für die nächsten Dates stellt, absolviert ihre Aufgabe gut.

Aber reicht das, um im schon seit Jahren stark gemolkenen Datingshow-Genre wirklich noch einmal einen neuen Akzent zu setzen? Es sind Zweifel erlaubt. Vor dem Fernseher, aber auch vor dem Altar.

"Save the Date - Wen heirate ich in 50 Tagen?", dienstags um 20:15 Uhr bei Vox sowie auf Abruf bei RTL+