Rund um das Verfahren zur Wahl eines neuen Intendanten bzw. Intendantin bei der Deutschen Welle (DW) hatte es zuletzt viel Kritik gegeben, weil nach der öffentlichen Ausschreibung der Stelle quasi keine offiziellen Infos vom Sender kamen. Eins ist nun aber jedenfalls klar: Die eigentlich für kommenden Mittwoch, den 7. Mai, angesetzte Wahl wird nicht stattfinden, weil die entsprechende Sitzung des Rundfunkrates abgesagt wurde. Das hat eine Unternehmenssprecherin der Deutschen Welle gegenüber DWDL.de bestätigt. 

Die Absage hat allerdings nicht mit der Kritik zu tun, die in den zurückliegenden Wochen aufgekommen war. Vielmehr gibt es terminliche Probleme, die wohl dafür gesorgt hätten, dass der zuständige Rundfunkrat nicht beschlussfähig gewesen wäre. So hatten einige Mitglieder des Gremiums signalisiert, an der für Mittwoch angesetzten, außerordentlichen Sitzung des Rundfunkrates nicht teilnehmen zu können. Grund ist für Regierungsbildung von  Union und SPD. CDU-Chef Friedrich Merz soll am 6. Mai zum Bundeskanzler gewählt werden. 

Die Wahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin von DW-Intendant Peter Limbourg muss daher nun noch einige Wochen warten. Wie eine Sprecherin des Auslandssenders gegenüber DWDL.de mitteilte, soll die Wahl nach aktuellem Stand bei der regulären Rundfunkratssitzung am 20. Juni stattfinden. Der Rundfunkrat der Deutschen Welle besteht aus 17 Mitglieder, sieben werden von der Politik bestimmt, die weiteren kommen von verschiedenen Organisationen. 

Der Rundfunkrat des Auslandssenders ist nur dann beschlussfähig, wenn die Mehrheit seiner Mitglieder anwesend ist. Bei 17 Personen im Gremium wären das neun Personen. Bei der Wahl eines neuen Intendanten kommt außerdem noch hinzu, dass zwei Drittel der Gremiumsmitglieder der Personalie zustimmen müssen - in diesem Fall also mindestens zwölf. Bei sieben von der Politik bestimmten Mitgliedern wäre das nicht zu schaffen. Zumindest nicht wenn man annimmt, dass alle diese Personen bei der Sitzung nicht anwesend sind. 

Barbara Massing hat die besten Karten

Im Rundfunkrat der Deutschen Welle sitzt auch Claudia Roth, aktuell noch Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Als solche ist sie unter anderem für die Finanzierung der Deutschen Welle zuständig. DWDL.de hatte Roth zuletzt angefragt, um zu erfahren, wie sie zum vielfach kritisierten Auswahlprozess für den neuen Intendanten bzw. der neuen Intendantin steht. Eine Sprecherin der Kulturstaatsministerin erklärte aber nur, dass sich Roth als Mitglied des Rundfunkrates nur allgemein zum laufenden Wahlverfahren äußere. Demnach habe der Rundfunkrat das Wahlverfahren als alleinige Herrin des Verfahrens "anhand der gesetzlichen Grundlagen und seiner wahlleitenden Beschlüsse gestaltet". 

Obwohl es keine offiziell von der Deutschen Welle bzw. dem Rundfunkrat bestätigten Informationen zur Wahl und möglichen Kandidatinnen und Kandidaten gibt, sieht es aktuell wohl so aus, als würde Barbara Massing die besten Chancen auf die Nachfolge von Peter Limbourg haben. Massing ist seit mehr als zehn Jahren Managing Director Business Administration im Unternehmen. Fragen zu ihrer möglichen Kandidatur beantwortet Massing nicht. Stattdessen verweist sie, wie in dieser Woche gegenüber DWDL.de, auf das laufende Verfahren - was aber wohl schon ein Hinweis darauf ist, dass sie eine Kandidatin im Verfahren sein könnte. Tina Hassel, deren Name ebenfalls rund um den Posten an der DW-Spitze kursierte, erklärte in dieser Woche gegenüber DWDL.de, sie habe sich nicht beworben und stehe für den Job auch nicht zur Verfügung (DWDL.de berichtete).