Foto: BertelsmannAn Heiligabend wurde bekannt, dass Bernd Kundrun sein Mandat als Bertelsmann-Vorstand niederlegt - und schon da war klar, dass dies nicht das letzte Kapitel in diesem Medien-Thriller war. Denn neben dem bekannt gewordenen Interesse von Kundrun an einem Wechsel zur ProSiebenSat.1 Media AG gab es auch weniger auf die Person Kundrun bezogene Spannungen zwischen der Gütersloher Verlagsmutter und dem Verlagshaus am Hamburger Baumwall.

Bereits seit Monaten tobt ein Machtkampf zwischen Gütersloh und Hamburg, bei dem es um die Wertschätzung und Unterstützung der Hamburger durch ihren Mehrheitsgesellschafter geht. Laut "Focus"-Informationen hatte Kundrun noch bei der letzten Bertelsmann-Vorstandssitzung am 18. Dezember gefordert, den notwendigen Investitionen bei Gruner+Jahr zuzustimmen.

Ohne die Gelder könne Europas größter Zeitschriftenverlag die Medienkrise nicht erfolgreich meistern. Es müsse jetzt unter anderem in neue Geschäftsfelder investiert werden, verlangte Kundrun laut "Focus"-Angaben. Doch Bertelsmann-Boss Hartmut Ostrowski ließ ihn abblitzen. Neben den verweigerten Millionen geht es bei dem Streit auch um den Unmut aus Hamburg über die Frauenzeitschrift "Laviva".
 
 
Den von der Rewe vertriebenen Billigtitel produziert die Bertelsmann-Tochter Medienfabrik und nicht Gruner+Jahr. Vergeblich versuchte Gruner+Jahr "Laviva" zu stoppen, auch weil die Zeitschrift den eigenen Frauentiteln Konkurrenz macht. Dabei existiert, wie der "Focus" berichtet, ein Wettbewerbsverbot zwischen Bertelsmann und der Tochter Gruner+Jahr: Die Gütersloher dürfen demnach keine Zeitschrift ohne die Zustimmung der Hamburger produzieren.

LavivaDieser Streit um "Laviva" sei schon auf der vorletzten Bertelsmann-Vorstandssitzung am 19. November eskaliert. Wie der "Focus" berichtet, soll Kundrun die Runde mit der Aussage überrascht haben, Gruner+Jahr bereite eine Klage gegen die Konzernmutter wegen Wettbewerbsverstößen vor. Zu diesem Schritt sei man gezwungen, da sich Bertelsmann nicht an den Vertrag mit Gruner+Jahr halte. Bertelsmann-Finanzchef Thomas Rabe erwiderte laut zitiertem Vorstandsprotokoll, dass die fundamentale Abgrenzung von Gruner+Jahr gegenüber den Bertelsmann-Geschäften ein grundlegendes Problem darstelle.

Es stelle sich für ihn deshalb die Frage, warum Bertelsmann in ein Geschäft investieren solle, das wegen seiner Gesellschafterstruktur immer wieder Probleme bereiten könne. Weiter heißt es laut "Focus" in besagtem Protokoll, dass es keine Finanzierungspflicht gegenüber Gruner+Jahr gebe. Am Hamburger Baumwall wertete man diese Aussage Rabes als Drohung, dem Verlag den Geldhahn zuzudrehen.
 
Gruner+Jahr-Sprecher Andreas Knaut dementiert am Samstagmittag gegenüber DWDL.de energisch. Der "Focus"-Bericht sei falsch; eine Klage gegen Bertelsmann sei nicht geplant.