Logo: dpaDie Deutsche Presseagentur prüft derzeit die Bündelung ihrer Redaktionen am Standort Berlin. "Ziel ist, die Trennung zwischen den Medien-Formaten und die historisch gewachsene, räumliche Spaltung zwischen wesentlichen Redaktionsteilen zu überwinden. Am Ende dieses Prozesses soll feststehen, wie und wo sich die Redaktionen der Agentur für die kommenden Jahre und für die künftige Medienentwicklung richtig aufstellen", sagte dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn.

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte Herlyn: "Es ist höchste Zeit für uns, genau und seriös mit externen Beratern zu prüfen, wie wir unsere drei traditionellen Standorte - Bild in Frankfurt, Wort, Online und Grafik in Hamburg und unsere große Berliner Redaktion mit Audio, Video und Foto - zusammenführen können". Die Prüfung soll drei Monate in Anspruch nehmen, bevor der Aufsichtsrat eine Entscheidung trifft.
 

 
Den allgemeinen Strukturwandel der Medien, bei dem Multimedialität und Multikanalfähigkeit eine Rolle spielen, will das Unternehmen mit einem "Wandel zum umfassenden Informationsdienstleister"  Rechnung tragen, erläuterte Malte von Trotha, Vorsitzender der dpa-Geschäftsführung. "Auch im redaktionellen Alltag der Nachrichtenagenturen müssen jetzt entsprechende Konsequenzen gezogen werden", so von Trotha. Hamburg als Sitz der administrativen Bereiche der dpa bleibe bei einer Umstrukturierung der Redaktionen unangetastet, betont Trotha. Auch Landes- und Auslandsdienste sind von den Veränderungen nicht betroffen.

Hinsichtlich einer Neuausrichtung der dpa sagte Chefredakteur Herlyn der "SZ": "Das Agenturprinzip - einer für alle - ist beinahe überholt. Wir müssen uns zu Systemanbietern wandeln, wie in der Automobilindustrie. Früher hat ein Zulieferer den Tacho zum Hauptwerk gebracht, heute liefert er das ganze Armaturenbrett". Mit Blick auf die Kündigung der dpa-Dienste durch die WAZ-Gruppe, die zu einer Umsatzeinbuße von drei Millionen Euro für die Nachrichtenagentur führt sagte Herlyn: "Trotzdem wird die Nachricht unsere Basis bleiben, egal wie Sie es drehen und wenden. Man muss erst mal berichten, was passiert ist".

Auch in Sachen Bewegtbild will die dpa ihr Engagement künftig ausweiten und entsprechenden Investitionen tätigen. "Wir sind auf einen Markt gekommen, auf dem Videostreams schnell, überall und kostenlos zu haben sind. Da ist es schwer, ein neues Produkt durchzusetzen", sagte Herlyn der "SZ". Dem Chefredakteur zu Folge interessieren die dpa-Kunden vor allen Inhalte zu regionalen und lokalen Themen. "Was hindert uns also, das Geschehen regional zu filmen: Wenn ein Unfall passiert, wenn irgendwo gestreikt wird?", so Herlyn.