
Knapp fünf Jahre nachdem bei der Produktionsfirma Bavaria die Bombe platzte als der Fachdienst "epd Medien" enthüllte, dass es in der ARD-Dailysoap "Marienhof" zwischen 2002 und 2005 in 117 Fällen schwere Schleichwerbung gab, kehrt Werner Lüder zum Produktionsteam zurück. Entsprechende Informationen bestätigte die Bavaria am Mittwoch gegenüber DWDL.de. Lüder war über viele Jahre Chefdramaturg der Serie und kennt die Soap wie kaum ein Zweiter. Doch mit dem Schleichwerbeskandal im Jahr 2005 rollte auch sein Kopf. Lüder musste das Unternehmen verlassen. Ihm und den Produzenten Stephan Bechtle und Michael Mossner, die ebenfalls ihren Job verloren, wurde vorgeworfen maßgeblich an der Schleichwerbung beteiligt gewesen zu sein.
Und jetzt ist er wieder da und soll mithelfen, das seit längerer Zeit unter schwächelnden Einschaltquoten leidende Vorabend-Format wieder auf Vordermann zu bringen. "Werner Lüder ist seit Anfang des Jahres als Consultant wieder für den 'Marienhof' tätig. Dabei übernimmt er keine Stabsfunktion, sondern berät die Produktion in dramaturgischen Fragen bei unserem Relaunch des Formats", bestätigte Bavaria-Geschäftsführer Matthias Esche gegenüber DWDL.de. Mit Blick auf die Vergangenheit hat man bei dem Engagement keine Probleme.
"Es gibt in allen Bereichen des Lebens so etwas wie eine Verjährung. Es sind immerhin 5 Jahre vergangen. Daher sehen wir kein Problem darin, Werner Lüder in angemessener Form wieder als Berater für den 'Marienhof' zu beschäftigen", so Esche. Als Chefdramaturg sei er zudem "keine treibende Kraft" des Skandals, sondern lediglich ausführendes Organ gewesen, erklärt Esche, der die Leitung des Produktionsunternehmens nach dem Skandal Ende 2005 übernahm. Zudem habe die Kündigung Lüders vor dem Arbeitsgericht keinen Bestand gehabt und endete mit einem Vergleich.

Ein Akt der Gnade ist die Rückkehr des einstigen Chef-Autors zum "Marienhof" allerdings nicht. Esche (Foto) spricht in diesem Zusammenhang in etwas blumigen Worten von einer "Fürsorgepflicht für das Format". Der "Marienhof" zeigt derzeit Schwächen bei der Einschaltquote. Auch nach einem Relaunch der Serie im vergangenen Sommer büßt die Dailysoap weiter Marktanteile ein. Veränderungen sind demnach dringend nötig, um sich gegen die starke Konkurrenz am Vorabend zu behaupten. "Wir sind bereits auf einem sehr guten Weg, aber in Einzelfällen gibt es dramaturgisch noch Optimierungsbedarf", analysiert der Bavaria-Chef. Lüder gilt als ausgewiesener Dailysoap-Experte und kennt den "Marienhof" wie kaum ein Zweiter. Dieses Potential will die Bavaria wieder nutzen.
Allerdings betont man bei dem Unternehmen, dass Lüder dabei nicht mehr als eine beratende Funktion zukomme. Entgegen Gerüchten im Flurfunk, die besagen, alle „Marienhof“-Bücher würden bereits wieder über Lüders Tisch wandern, stellt Esche klar: "Die Vermutung, dass er das Zepter der Produktion wieder übernommen hat, ist abwegig". Allerdings verfüge der jetzige Berater Lüder aufgrund seiner Erfahrung "über eine gewisse natürliche Autorität", die zuweilen dazu beitragen könne, seine Ideen durchzusetzen. Probleme wie in der Vergangenheit befürchtet man bei der Bavaria nicht. "Aus heutiger Sicht ist es unmöglich, dass sich die Vorgänge der vergangenen Jahre wiederholen können", stellt Esche klar.