Bild: NDR/KikaWenn man die Ausführungen von Volker Herres auf der ARD-Pressekonferenz in Bonn verfolgte, dann konnte man fast den Eindruck gewinnen, die ARD hätte gerade festgestellt, dass sich irgendwo am Horizont eine Lücke im Vorabendprogramm auftun wird, die es perspektivisch irgendwann zu schließen gilt. Die Realität sieht freilich etwas anders aus: Der 18:50 Uhr-Sendeplatz ist schon lange ein Sorgenkind und spätestens seit Jörg Pilawa im Herbst vergangenen Jahres seinen Abschied angekündigt hat ist klar: Es muss etwas geschehen.

Doch geschehen ist seitdem wenig: Erst streckte man "Das Quiz" mit vorproduzierten Folgen und Wiederholungen bis in den Spätsommer hinein, seitdem muss "Duell im Ersten" in Doppelfolgen ran, obwohl es schon auf dem eigentlichen Sendeplatz nur sehr überschaubare Quoten holte. Angekündigt war dieses Provisorium bislang bis Ende des Jahres - doch auch 2011 wird die Neuordnung des Vorabends zunächst offenbar noch auf sich warten lassen.

ARD-Programmdirektor Volker Herres bestätigte, dass man mit dem gleichen Line-Up aus "Verbotene Liebe", "Marienhof" und den "Duell"-Doppelfolgen auch ins neue Jahr starten wird. Neue Formate gibt es schlicht noch immer nicht. Doch es gibt immerhin noch Hoffnung, dass die Mühlen der ARD in Zukunft vielleicht doch ein wenig schneller mahlen als bisher: Mit NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann (Foto) ernannte die ARD nun einen eigenen Koordinator für den Vorabend. Bislang kümmerte sich Dr. Gerhard Fuchs als Koordinator für das Familienprogramm quasi nebenbei um diese Dauerbaustelle.

Und während die ARD bislang nicht nur keine neuen Formate präsentieren konnte, sondern noch nicht mal klar war, in welche Richtung die Reise am Vorabend eigentlich gehen soll, gibt der Neue nun immerhin eine Marschroute vor: "Regionale Krimis" sollen das neue Markenzeichen des Vorabends werden. Als Vorbild gilt das montags schon sehr erfolgreiche "Großstadtrevier". Krimis mit unterhaltsamem Unterton könne man schließlich überall in Deutschland ansiedeln, erläuterte Volker Herres am Mittwoch. Zudem sei die regionale Verwurzelung ja gerade eine der großen Stärken der ARD.

Inspirieren ließ sich die ARD dabei wohl auch ein wenig vom ZDF, das mit seinen unzähligen "SOKO"-Formaten am Vorabend überaus erfolgreich ist. Dass es in der ARD künftig ein "Großstadtrevier Frankfurt", ein "Großstadtrevier München" etc. geben wird, steht aber nicht zu befürchten. Für die einzelnen Sendeplätze sollen eigene Serien entwickelt werden. Herres sieht eine "Fülle an Ideen in der deutschen Produzentenlandschaft", aus denen man die besten auswählen werde.

Das macht aber auch deutlich: Allzu schnell gehen wird das nicht. Herres spricht von einem "Umstellungsprozess über Jahre hinweg". Eine Revolution von einem auf den anderen Tag werde es dabei nicht geben, vielmehr denke man an eine sukzessive Umstellung einzelner Tage. Solange werden die bestehenden Formate in jedem Fall noch weiter laufen. Und solange dürfte Frank Beckmann mit seiner neuen Großbaustelle auch nicht langweilig werden.