Dietmar Pretzsch© ARD
Der neue Vorabend der ARD mit ihrem Gemeinschaftsprogramm Das Erste nimmt allmählich Konturen an. Nachdem sich nun NDR-Fernsehchef Frank Beckmann mit einem starken Team um das Sorgenkind im Programm der ARD kümmert, stellte Das Erste-Marketing-Chef Dietmar Pretzsch während der Veranstaltung "Preview 11", die am gestrigen Mittwochabend in Köln gastierte, die ersten Ansatzpunkte für die Programmvorhaben vor.

So war in den vergangenen Wochen von regionalisierten Krimis zu lesen, die man bei der ARD plane. Prompt regte sich hier und das auch Unmut - eine solche Programmfarbe gibt es schließlich mit der "Soko"-Reihe bereits beim ZDF. Doch die Überlegungen im Ersten gehen wohl in eine andere Richtung. Als "Crime and Smile" beschrieb Pretzsch die derzeitigen Überlegungen. Serien, in denen die Protagonisten "nicht bis zu den Knien im Blut herumwaten" verspricht er.

Als Richtschnur nennt Pretzsch die Formate "Großstadtrevier" - das seit Jahren erfolgreich im Vorabend zu sehen ist, und den Newcomer "Mord mit Aussicht". Die Reihe erreichte am Dienstagabend zur Primetime in diesem Jahr bis zu 6 Millionen Zuschauer und begeistert auch ein junges Publikum. "Sie hat sich reingebissen in den Markt", sagt Pretzsch. Beschaulich heitere Geschichten, mit teilweise spitzem bis skurrilem Humor lautet offenbar die Devise. Ab Herbst sollen die neuen Reihen Tag für Tag allmählich aufgebaut werden. Entscheidungen über die ersten konkreten Formate sollen schon bald kommuniziert werden können. Festhalten will man am Vorabend auch an der Programmfarbe Quiz.

Auf dem sportlichen Sektor will man sich im kommenden Jahr schon früh mit der Fußball-WM der Frauen beschäftigen - "um zu beweisen, wie kampagnenfähig das Erste Deutsche Fernsehen ist", so Pretzsch. Im Frühjahr soll mit der Maus zudem eine große Figur der ARD ausgiebig geehrt werden. Die Sendung mit den Lach- und Sachgeschichten wird im März 40 Jahre alt. "Das wird ein ganz großer Kindergeburtstag", verspricht der ARD-Marketing-Chef. Die ARD-Themenwoche im Frühjahr des kommenden Jahres wird das Automobil in den Mittelpunkt stellen.

Betrachtet man das Erste und wie sich das Gemeinschaftsprogramm derzeit selbst darstellt, so wirkt es, als habe man mit Erfolgen wie der erneuten Verpflichtung von Günther Jauch und Lenas ESC-Sieg neues Selbstbewusstsein tanken können. Auch die Tatsache, dass der "Tatort" in der Lage ist, mehr Zuschauer vor den Fernseher zu holen als Thomas Gottschalk mit "Wetten dass…?" dürfte in München für Freude sorgen. Es fällt auf, dass der Senderverbund seit den vergangenen Monaten vergleichsweise einmütig daherkommt. Vorbei sind offenbar vorerst die Zeiten, in denen jede Programmentscheidung bereits im Vorfeld in der Öffentlichkeit kaputtgeredet wird. Das gilt für die ESC-Planung ebenso wie für die Frage nach der künftigen Talkstruktur im Ersten.

Man darf gespannt sein, wie sich der Eurovision Song Contest im neuen Jahr auf das Selbstbewusstsein und das Gemeinschaftsgefühl auswirken wird, Dietmar Pretzsch verspricht nicht weniger als "das größte Spektakel, das Deutschland in den vergangenen Jahren gesehen hat". Programmlich wird Lena Meyer-Landrut und der Weg zum vielleicht zweiten ESC-Sieg  im Ersten an vielen Stellen Niederschlag finden. Auch über ein kurzes Format im Tagesprogramm im Anschluss an das Boulevard-Magazin "Brisant" wird derzeit nachgedacht.