Foto: Uwe Voelkner / FOX"Alle Beteiligten - das Wett-Team, unser Sicherheitsingenieur, Redaktion und Regie - haben die Einschätzung geteilt, dass Samuel Koch die Technik im Griff hatte, dass er die Risiken einschätzen konnte und dass er immer in der Lage war, missglückte Anläufe abzubrechen und sich bei Stürzen abrollen konnte", sagte Bellut. "Er war körperlich fit und gut trainiert. Bei den vielen Test hat er immer bei der geringsten Unsicherheit den Versuch abgebrochen. Dennoch müssen wir im Nachhinein die Risikoeinschätzung kritisch befragen."

Der Bericht führe zudem aus, dass keiner - weder vom ZDF, noch vom Wett-Team - die Schwere eines Unfalls im Betracht gezogen hat. "Die persönliche Einschätzung der möglichen Verletzungen im Falle eines Unfalls reichte 'nur' von Prellungen bis ungünstigstenfalls zu Beinbrüchen. Dieses Risiko wurde eingegangen, nicht anders als man es auch eingeht bei Ski- oder Snowboardfahren", sagte Bellut. "Niemand hatte im Bewusstsein, dass auch ein Genickbruch - auch mit tödlichem Ausgang - möglich wäre; weder bei den Proben, noch bei der Vorstellung in München, noch bei der Generalprobe in Düsseldorf."

ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut ging in der Pressekonferenz teils auch auf die Dokumentation der Wette in insgesamt 32 Punkten ein, beginnend mit einem Schreiben an die Redaktion der Show im März 2010. Erstellt wurde eine Chronik von einer Task Force. "Aufgrund des derzeitigen Gesundheitszustandes von Samuel Koch konnte der Bericht nicht mit dem Wettkandidaten besprochen werden", sagte Bellut. Allerdings sei Kochs Vater an der Task Force beteiligt gewesen. "Aus Sicht der Task Force muss künftig an einer Verbesserung der Risikoeinschätzung von Wettvorschlägen gearbeitet werden", sagte der Programmdirektor.

Helfen soll in Zukunft ein neues Prüfverfahren zur Risikoeinschätzung, das der Auswahl und Zulassung von Wettvorschlägen vorangestellt wird. Redaktion, Produktion und Sicherheitsingenieur werden fortan alle Wettangebote auf Schwierigkeitsgrad, Sicherheitsanforderungen und mögliches Unfallrisiko prüfen. Es handelt sich dabei um ein eine vierstufige Punkteskala von 0 bis 3. Bellut: "In die höchste Kategorie fallen sportive und akrobatische Wetten, bei denen Geschwindigkeit, Sportgeräte, Fahrzeuge und so weiter eine Rolle spielen. Hier soll in der Risikoeinschätzung zusätzlich zum Sicherheitsingenieur auch externer Sachverstand hinzugezogen werden, vor allem, wenn die Wettidee den Gebrauch von Spezialgerätschaften beinhaltet oder auf speziellen, ungewöhnlichen Sportarten basiert."

Wetten mit der Kategorie 3 gab es laut Bellut bislang im Schnitt in rund jeder zweiten Sendung. So manche Wette dürftige künftig durch das Raster fallen - ähnlich gefährliche Wetten wie im Dezember oder vor einiger Zeit, als ein Kandidat mit einem Motorrad über Häuser springen wollte und sich dabei das Bein brach, werden vermutlich Geschichte sein. "Solche Wetten kann ich mir nicht mehr vorstellen", sagte Bellut, der zugleich darauf hinwies, dass das Risiko nach wie vor nicht komplett verschwinden wird. "Mit den extremen Sicherheitsvorkehrungen kann man das Risiko nie ganz, aber mit großer Sicherheit ausschließen."

Die nächste Ausgabe findet bereits in gut zwei Wochen statt - dann wird Thomas Gottschalk, der nach wie vor in Kontakt zu der Familie steht, noch einmal auf den Unfall eingehen. Trotz der Ergebnisse der Task Force bleibe die Verantwortung beim ZDF und trotz des Fehlers liege die Schuld jedoch nicht beim Kandidaten, betonte ZDF-Programmdirektor Bellut. Zugleich glaubt es an die Zukunft der Sendung. "'Wetten, dass..?' lebt nicht nur von den sportiven Wetten. Er wird auch weiterhin funktionieren, es sind genügend Wetten vorhanden", so Bellut. "Die Grundidee der Show ist nach wie vor attraktiv, dass sie auch ohne diese Wetten auskommen wird."

Bleibt noch die Frage, wie sich das ZDF weiterhin um den schwer verletzten Kandidaten kümmern wird.  "Wir wissen, wir haben keine Fehler gemacht, dennoch ist die Wette gescheitert." Bellut sagte in Köln, er sehe das ZDF und die Versicherungen in der Pflicht. "Es gibt keinen Punkt, an dem das wegfällt, die Verantwortung bleibt bei uns."